Es ist ungewöhnlich, dass sich die Chefs großer deutscher Unternehmen konkret zu politischen Partien äußern. Parteipolitisch ist man in der Regel neutral, mischt sich nicht öffentlich ein und gibt üblicherweise auch keine Wahlempfehlungen ab. Doch vor der am 09. Juni anstehenden Europa-Wahl geben viele Bosse diese „traditionelle“ Zurückhaltung auf und senken bei einer Partei - nämlich der AfD (Alternative für Deutschland) - demonstrativ den Daumen. Mehr noch: In einem heute erschienenen Interview mit der FAZ fordern die Chefs von Siemens und Mercedes ihre Beschäftigten auf, bei der Europawahl gegen Extremismus zu stimmen und rechte Populisten links liegenzulassen.
Keine Frage: Extremismus und Rassismus gefährdeten den Zusammenhalt einer demokratisch verfassten Gesellschaft. Steht die Bundesrepublik tatsächlich an einem Kipppunkt, wie in den Medien zuletzt häufig gemahnt wurde. 14 Tage vor der Europawahl melden sich hierzu die Vorstandsvorsitzenden der Mercedes-Benz Group AG (Ola Källenius) und Siemens (Roland Busch) in einem Interview mit der FAZ anlässlich des 75. Geburtstages von Grundgesetz und Bundesrepublik Deutschland zu Wort. Mercedes-Chef Ola Källenius beispielsweise warnt darin sehr ausdrücklich davor, populistische Parteien zu wählen und fordert die Beschäftigten von Mercedes-Benz dazu auf, bei der Europawahl gegen Extremismus zu votieren.
Die Position von Källenius und Busch ist eindeutig unzweideutig. Sie beziehen klar Stellung gegen einen aus ihrer Sicht drohenden Rechtsruck und gegen Fremdenfeindlichkeit. Beide Chefs befürchten ein Stärkerwerden der AfD (Alternative für Deutschland). „2024 würde bei uns kein einziges Auto vom Band laufen ohne Menschen mit Migrationshintergrund“, wird der Mercedes-Chef von FAZ zitiert. Dass die AfD das politische Ziel verfolge, Deutschland müsse, wie Großbritannien es am 31.01.2020 mit dem Brexit vorgemacht habe, aus der EU austreten, hält Källenius für grundfalsch und sogar gefährlich. Ein Austritt der Exportnation Deutschlands aus der EU käme seiner Meinung nach einer „wirtschaftlichen Katastrophe“ gleich und hätte massive Arbeitsplatzverluste zur Folge.
Als Firmenlenker stehen die Chefs von Mercedes-Benz und Siemens mit ihrer Positionierung gegen die AfD offenbar nicht allein. Im Gegenteil. Wie das ZDF am 21.05.2024 aus einer Studie des "Instituts der deutschen Wirtschaft" (IW) berichtete, sei bei vielen Konzern die Sorge vor einem Wahlerfolg der AfD bei der kommenden Europawahl sehr groß. Fast 80 Prozent der deutschen Unternehmen würden im Erstarken der AfD ein Risiko für ihren Geschäftserfolg oder den Standort Deutschland sehen, soll ein Resultat der als repräsentativ bezeichneten IW-Umfrage sein.
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3 Kommentare
MB-W176
24. Mai 2024 23:15 (vor 6 Monaten)
W124-300E
24. Mai 2024 21:05 (vor 6 Monaten)
Egide aus belgien
23. Mai 2024 20:30 (vor 6 Monaten)
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