„Mercedes-Benz will alle seine deutschen Niederlassungen verkaufen“, meldet heute das Branchenmagazin AUTOHAUS. Die Nachricht ist nittlerweile von Mercedes-Benz bestätigt. Letztendlich bedeutet dieser Schritt, dass der Erfinder des Automobils ganz klar den Direktvertrieb aka Onlinegeschäft favorisiert und das Autohaus als Auslaufmodell ansieht. Schöner Nebeneffekt für die Stuttgarter: Der Verkauf der konzerneigenen Niederlassungen mit Mann und Maus dürfte einen Milliardenbetrag auf das Mercedes-Benz-Konto spülen und ihn mit einem Schlag von dem „Ballast“ hoher Fixkosten befreien.
Wie das Branchenmagazin AUTOHAUS aus gut unterrichteten Kreisen erfahren haben will, habe Mercedes-Benz heute, am 19.01.2024, alle Niederlassungsleiter nach Stuttgart eingeladen, um die Verkaufspläne vorzustellen. AUTOHAUS berichtet weiter, dass man den Großteil der Niederlassungen an einen oder mehrere ausländische Investoren verkaufen möchte. Spekuliert wird ferner, dass ein chinesisches Unternehmen gleich das ganze Paket aller zum Verkauf stehenden deutschen Mercedes-Niederlassungen kaufen könnte. Ob Mercedes-Benz auch bereit ist, sich von den konzerneigenen Flaggschiff-Autohäusern in Berlin, Düsseldorf, Hamburg, Stuttgart und München zu trennen, ist derweil noch nicht ganz klar.
Letztendlich ändert dies aber nichts an der Feststellung, dass Mercedes-Benz CEO Ola Källenius und seine Vertriebschefin Britta Seeger den Verschlankungssparkurs der Mercedes-Benz Group weiter vorantreiben und den Vertrieb straffen bzw. seinen Schwerpunkt aufs Onlinegeschäft verlegen. Vor ungefähr zehn Jahren hatte die Daimler AG schon einmal 63 ihrer damals 158 Niederlassungen veräußert. 2021 dann lautete der Vorstandsbeschluss, sich von rund 25 Niederlassungen in England, Spanien und Belgien, deren hohe Fixkosten den Stern belasteten, zu trennen. Als Erlös bei dieser Verkaufsaktion hatte man beim Stern mit rund einer Milliarde Euro gerechnet.
Ausverkauf der Mercedes-Autohäuser
Wenn Mercedes-Benz sich nun (nahezu) komplett von seinen 20 deutschen Niederlassungen mit 80 angeschlossenen Betrieben trennt, dann sollte der Ausverkauf wieder ein Milliardengeschäft für den Stern sein. Gleichzeitig aber trennt sich Mercedes-Benz von einem traditionellen Vertriebsweg in Eigenverantwortung. Dabei sind die Niederlassungen letztendlich ein Aushängeschild der Marke und ein Schaufenster, in denen sich Mercedes-Benz so darstellen kann, wie man vom Kunden wahrgenommen werden will. Es sind Leuchttürme, die die Strahlkraft des Sterns weit tragen. Aber das hat offenbar nicht genug Wert und also will man in diesen Autohäusern als Bestandteil des Konzerns das Licht löschen.
Wenn sich Mercedes-Benz die eigenen Autohäuser spart, dann hat man in der Konzernzentrale offenbar nicht mehr viel Vertrauen in diesen Vertriebsweg. Man muss wohl kein Prophet sein, um vorherzusagen, dass mit dieser Entscheidung, so sie denn wirklich kommt, für die freien Mercedes-Partner schwere Zeiten bevorstehen.
1 Kommentar
Franklin10
20. Januar 2024 09:08 (vor 10 Monaten)
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