Kommentar: Ist es höchste Zeit für eine Auto-Partei?

Thomas Ebeling: Brauchen wir eine Auto Partei?

Kommentar: Ist es höchste Zeit für eine Auto-Partei?: Thomas Ebeling: Brauchen wir eine Auto Partei?
Erstellt am 13. November 2023

Ihr kennt das mit dem sprichwörtlichen Tropfen, der das Fass zum Überlaufen bringt? Der Punkt war kürzlich bei mir erreicht. Im ARD Morgenmagazin schwadronierte der Mobilitätsdezernent der Stadt Köln Ascan Egerer über die angestrebten neuen Gebühren für Anwohner-Parkausweise. Die Stadt möchte die Gebühren von circa 30 auf ca. 330 Euro jährlich erhöhen. Freilich ohne konkret dafür eine gesonderte Gegenleistung zu erbringen, denn das Auto koste die Städte ohnehin schon viel zu viel.

Was Ascan Egerer nur vorsichtig durchblicken lässt, das Kalkül ist freilich ein anderes. Die Stadt richtet nicht etwa neue Parkplätze ein, sondern spekuliert damit, dass die exorbitant steigenden Kosten einen Teil der Autofahrer dazu zwingen wird, das eigene Auto abzuschaffen. Was Ascan Egerer ebenfalls verschweigt ist, dass diejenigen, die sich das nicht leisten können oder wollen in andere Bezirke ziehen und somit den Wohnraum für begütertere Mieter und Bewohner freigeben. Eine Maßnahme, die man durchaus als asozial bezeichnen kann. Es sei ein weiterer Schritt hin zur autofreien Innenstadt, erläuterte dann der Mobilitätsdezernent und erklärte auch sogleich, warum diese Maßnahme überhaupt völlig unproblematisch ist. Denn „die Menschen möchten eine autofreie Stadt", „die Menschen möchten gerne leere Straßen“, „die Menschen möchten die Verkehrswende. Also nicht einige möchten das (was die korrekte Formulierung gewesen wäre) sondern Mobilitätsdezernent Egerer formuliert allgemein „die Menschen möchten...."

Das ist gelinde gesprochen, eine bewusste Falschaussage, vielleicht sogar gewollte Demagogie. Denn wenn die Menschen eine autofreie Stadt wollen würden, warum ist denn die Stadt dann so voll? Nein, viele Menschen können nicht auf das Auto verzichten, viele wollen auch gar nicht verzichten. Fakt ist, dass das Auto, ungeachtet der derzeit sehr populären Verunglimpfung von Seiten einer vermeintlich grünen Politik und einzelner Verbände bei der Majorität der Bürger sehr beliebt ist. Steigender Anschaffungspreise und Unterhaltskosten zum Trotz. Aber, das Maß ist voll und viele Autofahrer sind unzufrieden mit der Politik, ihren Interessenverbänden, aber zum Teil auch mit den Herstellern, die sich – so hat es den Anschein – lieber kurzfristig die Taschen vollmachen, um auf der nächsten Hauptversammlung mit einem fantastischen Zahlenspiel zu blenden, als wirklich nachhaltige Strategien zu fahren, die den Kunden nicht abschrecken, sondern mitnehmen.

Natürlich gibt es berechtigte Kritik am Auto, das das Auto verschafft uns nicht nur die wertgeschätzte, individuelle Bewegungsfreiheit, oder das Maß an Privatsphäre, die vielen von uns gut tut. Das Auto ist für ganz alte und auch für ganz junge Menschen ein notwendiges Transportmittel, um zum Fußballverein oder zum Arzt oder zum Einkaufen zu kommen, oder um Freunde und Familie zu besuchen. Die, die dann auf Taxi oder Bahn verweisen, fahren vermutlich selber nicht mit dem öffentlichen Nahverkehr. Es ist geradezu zynisch, einem (Schwer-)Kranken zu raten, sich doch öfter mal aufs Rad zu setzen, um zum Arzt zu fahren,

Nun ist diese von Mobilitätsdezernent Ascan Egerer angesprochene Maßnahme ja nicht die erste, die sich prinzipiell gegen das Auto richtet. Sie ist ein wweiteres Puzzlesteinchen in einem ganzen Katalog an Anti-Auto-Maßnahmen. Frankfurt möchte im Innenstadtbereich Tempo 20 einführen. Technisch totaler Blödsin. Da bin ich doch glatt für einen Eignungstest bevor PolitikerInnen ihren Job antreten. Da würde uns viel erspart bleiben.

Doch es ist nicht die Politik allein: Vielflieger Resch und seine DUH, wirtschaftlich gut ausgestattet unter anderem von Vater Staat, sägt schon lange am Ast der Autoindustrie, auf dem in Deutschland viele sitzen. Unsere Grün-bewegten PolitikerInnen wünschen sich überwiegend auch, dass Auto-Deutschland geschlossen aufs Fahrrad umsteigt und führt als schärfste Schwert den Klimawandel ins Feld. Warum die gleichen PolitikerInnen nichts, aber auch gar nichts tun, um dem Klima durch einen Umstieg auf synthetische Kraftstoffe zu helfen, das verstehen auch gut gebildete Insider nicht. Und wieder drängt sich der Eindruck auf, dass es gar nicht ums Klima geht, sondern darum, den Menschen das Autofahren zu verleiden.

Ich stelle mir die Frage, wie lange machen die Bundesbürger dieses lausige Spiel eigentlich noch mit? Deswegen eine faschistoide Alternative zu wählen, kommt für geschichtsbewusste und intelligente Zeitgenossen nicht in Frage. Aber warum gibt es eigentlich ausgerechnet in Deutschland keine Auto-Partei? Es geht hier um das Grundrecht der freien Bewegung. Und ausgerechnet da haben wir keine Interessenvertretung? Sollte mich doch sehr wundern, wenn diese Gedanken nicht längst auch schon in anderen Köpfen gären.
Eine Auto-Partei, die umweltbewusst, aber auch verkehrspolitisch modern denkt, die sozial, aber nicht sozialistisch ist, die das Grundgesetz achtet und nicht etwa versucht, es auszuhöhlen. Ist das zu blauäugig? Ich glaube nicht, ich glaube vielmehr, dass eine fortschrittliche Auto-Partei locker die 5 % überschreitet und somit der Milchkuh der Nation, den Autofahrenden, die Stimme verleiht, die sie auch verdient. Und vielleicht müssen wir dann im Morgenmagazin nicht nur solches Schwadronieren ertragen, sondern vielleicht kommt auch mal jemanden zu Wort, der einen anderen Blick auf die Dinge hat. Der vielleicht etwas weiter denkt und nicht stumpf verbieten und bestrafen will. Auch sollte klar sein, niemand muss sich dafür entschuldigen, dass er gerne Auto fährt. Und das nicht nur, weil am Auto ganze Industrie- und Handwerk-Zweige hängen und damit auch der verbundene Wohlstand. Sondern allein schon deswegen, weil das Auto auch immer noch Spaß macht

 

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