Nach einem kontroversen Qualifying und der Pole für Nico Rosberg stellte Weltmeister Lewis Hamilton bereits am Start die Lage wieder klar und fuhr einen erstklassigen Start-Ziel-Sieg heraus. Nico Rosberg musste sich mit Rang 2 begnügen und verlor damit seine Führung in der WM.
Aufreger am Samstag: Pole Position unter gelben Flaggen!
Im Qualifying sah die Welt noch düster aus für den amtierenden Champ Lewis Hamilton. Durch eine Gelbphase in der letzten, entscheidenden Runde in Q3 musste er vom Gas gehen und konnte so keine bessere Zeit mehr auf den nagelneuen ungarischen Asphalt brennen. Nico Rosberg jedoch, ein paar Sekunden hinter ihm auf der Strecke, lupfte nur kurz und drosch seinen Silberpfeil weiter im Höchsttempo über die Piste. Ergebnis: Pole-Position für den Deutschen. Die große Frage: Gibt es noch nachträglich eine Strafe? Schließlich erzielte er seine Rekord-Runde unter gelb geschwenkten Flaggen. Gelb bedeutet: Tempo reduzieren und bereit machen zum anhalten. Wie man dem nachkommen und trotzdem dabei eine Pole-Position erzielen kann, ist nach menschlichen Ermessen bestenfalls unklar. Das Team konnte nachweisen, dass Rosberg im fraglichen Abschnitt für 30 Meter (!) von Gas gegangen war. Das reichte den Regelhütern, um ihn freizusprechen. Auch wenn das für Rosberg positiv ist, muss man ganz klar hinterfragen, ob das Risiko bei einem solchen Verhalten nicht viel zu groß ist. Schließlich jährt sich der tragische Tod von Jules Biancci in diesen Tagen, der in genau solch einer Gelbphase durch wahrscheinlich überhöhtes Tempo zu Tode kam.
Schon am Start verlor Rosberg das Rennen!
Rosberg nahm die Pole Position natürlich gern an und startete somit von ganz vorn, gefolgt von Hamilton. Nur war die Freude leider sehr kurz, denn der Brite hatte einen leicht besseren Start, konnte neben Rosberg ziehen und ihn vor Kurve 1 ausbremsen. Erstaunlicherweise leistete Rosberg keine erkennbare Gegenwehr. Im Normalfalle zieht der Pole-Setter nach dem Start sofort auf die Bahn des Zweitplatzierten, um diesem dem Weg abzuschneiden. Das hätte Rosberg wahrscheinlich in diesem Fall den ersten Platz gerettet. Raum genug war jedenfalls, aber Rosberg blieb auf seiner Linie. So war der Weg innen frei für Hamilton, der auch direkt in Führung ging. Ob hierbei der neue, teaminterne Verhaltenskodex eine Rolle gespielt hat, kann man nur mutmaßen. Außen schlüpfte auch noch Daniel Ricciardo im Red Bull an Rosberg vorbei. In Kurve 2 allerdings bewies Nico seine extreme fahrerische Stärke und holte sich in einem brillanten Manöver außen herum die zweite Position von Ricciardo wieder.
Angriffslustige Bullen!
Bei Red Bull riskierte man im Rennen sehr viel und setzte auf unterschiedliche Boxenstopp-Strategien. Dadurch musste man auch auf Seiten des Mercedes-AMG Petronas F1 Teams ständig reagieren und sich anpassen. Dies gelang blendend. Zudem war man in diesem Jahr hier auf dem Hungaroring auch technisch überlegen. Dies war in den letzten Jahren durchaus anders und verdeutlicht den technischen Vorsprung, den man mittlerweile auf fast allen Kursen hat.
Unter Hochdruck zum Sieg!
Vorn konnte Hamilton relativ locker die Pace bestimmen. Nico Rosberg gelang es zwar noch ein paar Mal, in Schlagdistanz zu kommen, an ein risikofreises Überholmanöver war auf dieser engen Strecke allerdings nicht zu denken. So konnte er nur den Druck auf Hamilton hoch halten und auf Fehler hoffen. Und der Brite tat ihm sogar den Gefallen, blieb einmal beim Überrunden hängen und leistete sich außerdem einen heftigen Verbremser. Trotzdem konnte er sich in diesen Situationen jeweils wieder retten und gewann am Ende hoch verdient. Rosberg fuhr den zweiten Platz nach Hause, verlor aber dadurch erstmalig in dieser Saison seine Führung in der Weltmeisterschaft, wo Hamilton nun mit 8 Punkten Vorsprung an der Spitze liegt.
Stimmen zum Rennen:
Lewis Hamilton Ich weiß nicht, was hier das Geheimnis ist. Normalerweise ist es entscheidend, ein großartiges Team zu haben und alles zusammenzubekommen. Aber diese Strecke kommt einem aggressiven Fahrer glaube ich sehr entgegen. Das war heute eines der heißesten Rennen, an die ich mich erinnern kann. Unter diesen Bedingungen war es sehr schwierig, auf die Reifen zu achten. Umso glücklicher bin ich, dass es mir gelungen ist. Vielen Dank an alle im Team für ihre harte Arbeit - und natürlich an die Fans hier. Ich weiß nicht wieso, aber wenn ich nach Budapest komme, scheine ich stets viel Unterstützung zu genießen. Ich mag es hier sehr und das macht es zu einem super Wochenende. Ich wusste nicht, wie lange die Reifen halten würden. Deshalb musste ich mir die Lebensspanne der Reifen clever einteilen und angreifen, wenn es nötig war. Es war ganz schön knifflig, dabei die richtige Balance zu finden. Das Rennen lief richtig gut und ich dachte mir gerade: "Hm, bislang keine Fehler". Dann verbremste ich mich in Kurve zwölf und kam weit nach draußen! In diesem Moment dachte ich mir nur: "Hey, bleibe konzentriert und mach weiter deine Arbeit!" Zum Glück ist mir das gelungen. Ich habe noch nicht viel über die Gesamtwertung nachgedacht. Aber es ist definitiv gut, es hier geschafft zu haben. Ganz besonders, weil es nicht eines meiner stärksten Wochenenden war. Es war zum Beispiel nicht so stark wie Silverstone. Aber es waren einige unglaubliche Rennen. Jetzt muss ich diese Form für den Rest der Saison aufrechterhalten.
Nico Rosberg Ich habe den Sieg in der ersten Kurve verloren. Dort habe ich zwei Positionen verloren. Ich bin entsprechend enttäuscht, denn ich wollte das Rennen gewinnen und war auch zuversichtlich, dass wir eine große Gelegenheit dazu hatten. Ich erwischte nicht meinen besten Start und so war es gut, Daniel direkt in der ersten Kurve zu schnappen und mir Platz zwei zurückzuholen. Hinter Lewis war es auf dieser Strecke jedoch unmöglich, zu überholen. Ich hatte eine großartige Pace im Rennen. Das ist ein sehr gutes Zeichen. Aber leider konnte ich nicht mehr daraus machen. Es ist super, dass schon bald mein zweites Heimrennen ansteht. Jetzt freue ich mich auf Hockenheim und werde Vollgas geben, um dort meinen Sieg von 2014 zu wiederholen.
Toto Wolff, Mercedes-Benz Motorsportchef Wir sind mit diesem Ergebnis sehr zufrieden. Es ist eine richtige Genugtuung, einen Doppelsieg auf einer Strecke einzufahren, auf der wir in den vergangenen beiden Jahren nicht so gut waren. Dieser Kurs war Red Bull- und Ferrari-Land. Das zeigt, in was für eine großartige Lage wir uns beim Chassis- und Motoren-Paket gebracht haben. Wir konnten so ein starkes Ergebnis erzielen und das Rennen kontrollieren. In diesem Rennen kam es auf das richtige Management an. Wir sagten unseren Fahrern das gesamte Wochenende über, dass alles davon abhängen würde, wie gut sie auf die Reifen achten. Das ist beiden sehr gut gelungen. Als es im zweiten Stint etwas enger wurde, baten wir Lewis, die Pace ein wenig zu erhöhen. Darauf reagierte er gut und fuhr den nötigen Vorsprung heraus. Das wurde nötig, weil Red Bull bei Ricciardos Strategie etwas riskierte. Die Überrundungen waren hier wie üblich eine Herausforderung, allen voran die üblichen Verdächtigen. Am Ende hatten sie aber keinen Einfluss auf das Ergebnis. Das ist gut so. Es wurde viel über die Situation in der Weltmeisterschaft diskutiert. Aber wenn dies ein Fußball-Spiel wäre, hätten wir gerade erst die erste Halbzeit hinter uns gebracht. Es liegt noch ein sehr langer Weg in dieser Saison vor uns. Wir haben bislang viel Action erlebt und ich bin mir sicher, dass es genauso weitergehen wird...
Paddy Lowe, Executive Director (Technical) Nach dem aufregenden Qualifying gestern wünschten wir uns für heute ein etwas weniger kompliziertes Rennen. So sollte es dann auch kommen. Die Top-5-Fahrer legten alle starke Starts hin und lagen deshalb in der ersten Kurve eng zusammen. Für einen Augenblick sah es sogar so aus, als ob Lewis die Führung vielleicht verlieren und Nico auf Platz drei zurückfallen könnte. Dank starker Leistungen von beiden blieb Lewis aber vorne und Nico zeigte ein fantastisches Manöver außen herum in Kurve zwei, um die Doppelführung für unser Team zurückzuholen. Danach ging es darum, die Pace und die Reifen auf einer Zwei-Stopp-Strategie zu kontrollieren. Red Bull entschied sich bei Ricciardo für einen sehr frühen letzten Stopp. Das setzte uns ein wenig unter Druck. Genau das war sicherlich auch ihre Absicht. Aber beide Fahrer konnten gut darauf reagieren und hielten Daniel in Schach. So konnten wir unseren ursprünglichen Plan einhalten. Dieser exzellente Doppelsieg ist ein perfekter Weg, um die erste Saisonhälfte abzuschließen. Auf diese können wir bislang sehr stolz sein. Glückwunsch an unsere beiden Fahrer und die Boxenmannschaft, die zum zweiten Mal in Folge den schnellsten Stopp des Rennens absolviert hat. Jetzt geht es am kommenden Wochenende weiter zu unserem Heimrennen in Deutschland.
Keine Kommentare
Schreibe einen Kommentar