Mit der Konzeptstudie des Vision EQXX zeigt Mercedes, wie effizient ein Elektroauto in der Realität zukünftig sein kann. Auch wenn der EQXX keine Chancen auf einen Serieneinsatz hat, gibt er mehr als einen Ausblick auf die kommende Kompaktklasse der Schwaben.
Wie fast immer geht es von oben herab. Mercedes stellte nach dem nur mäßig erfolgreichen Elektroeinzelstück des EQC sukzessive seine Elektroflotte vor. Den Anfang machte der S-Klasse-Bruder EQS, ihm folgt dieses Jahr der EQE und dann kommen gleich im Anschluss die entsprechenden beiden SUV-Derivate. Auch die elektrische C-Klasse sowie der rustikale Imageträger EQG werden nicht lange auf sich warten lassen. Wohin die Reise in den nächsten Jahren mit der EQ-Familie gehen wird, zeigt mehr denn je dabei die Konzeptstudie des Mercedes Vision EQXX. Der glänzte bei seiner Premiere Anfang Januar rund um die IT-Messe CES in Las Vegas nicht nur mit seinem auffällig stromlinienförmigen Design, sondern auch ein Normverbrauch, der unter 10 kWh pro 100 Kilometer liegen soll. Das 900-Volt-Akkupaket mit den rund 100 Kilowattstunden ist dabei nur rund halb so groß wie das des aktuellen Topmodells Mercedes EQS und ist ein Drittel leichter. Ein Garant für die gigantische Reichweite: eine auf Tempo 140 reduzierte Höchstgeschwindigkeit und ein cW-Wert von 0,17.
Daimler-Entwicklungsvorstand Markus Schäfer: „Beim Vision EQXX haben die besten Köpfe aus unseren Forschungs- und Entwicklungszentren mit Ingenieuren aus unseren Formel-1- und Formel-E-Teams zusammengearbeitet. Sie beweisen, dass Innovationen aus dem Motorsport – wo die Antriebsstränge bereits hochgradig elektrifiziert sind – unmittelbare Relevanz für die Entwicklung von Straßenfahrzeugen haben.“ Was aussieht wie eine 18monatige Fingerübung von Entwicklung und Design, gibt auf den zweiten Blick einen sehr konkreten Ausblick auf die neuen Kompaktmodelle der Schwaben, die 2024 / 2025 zu den Kunden rollen werden – nicht nur, aber insbesondere elektrisch.
„Wir glauben, dass die Reichweite noch länger ein großes Thema bei den Kunden sein wird. Daher werden wir unsere neue Kompaktklasse mit verschiedenen Akkugrößen anbieten“, erzählt Daimler-Entwicklungsvorstand Markus Schäfer, „mit dem Vision EQXX zeigen wir, in welche Richtung das gehen kann. Wir sehen noch großes Potential bei der Zusammensetzung der Zellchemie bei unseren Serienfahrzeugen. Doch die Richtung stimmt.“ Heißt, unter 500 Kilometern dürfte bei einer elektrischen Mercedes A-Klasse oder einem CLA mit deutlichen Designanleihen beim EQXX kaum etwas gehen. Insbesondere weil die Infrastruktur gerade in Europa oder den USA gerade bei der so wichtigen Schnellladung noch nennenswerte Lücken haben wird. Das von den Schwaben entwickelte Antriebskonzept mit seinen 150 kW / 204 PS erreicht einen imposanten Wirkungsgrad von 95 Prozent von der Batterie bis zu den Rädern. „Hohe elektrische Reichweiten zu erreichen, klingt einfach, ist aber eine komplexe technische Herausforderung. Der einfachste Weg ist, eine größere Batterie zu verwenden“, so Jörg Bartels, Leiter Direktion Fahrzeugintegration bei Mercedes, „dies führt jedoch aufgrund von Größe und Gewicht zu schlechteren Effizienzen. Das ist definitiv nicht der klügste Weg und auch nicht die beste Nutzung von wertvollen Ressourcen. Mit dem Projekt Vision EQXX haben wir neue Wege gefunden, um die Reichweite eines Elektroautos zu erhöhen. Und wir heben die Effizienz auf ein völlig neues Niveau.“
Auch der Innenraum des EQXX gibt einen klaren Ausblick auf die kommenden Elektromodelle auf der kleinen Plattform. Ein mehrteiliger Großbildschirm wie aktuell im EQS oder dem EQE wird es ebenso wenig geben wie Satellitendisplays nach Vorgabe von neuem Mercedes SL oder der G-Klasse. Die Zukunft scheint auch bei den Schwaben den durchgehenden Großdisplays zu gehören, die sich von der linken Seite des Armaturenbretts bis zur rechten A-Säule ziehen. Die Displays werden touchfähig sein und in Hochauflösung gestochen scharfe Bilder bieten. Bedient werden diese jedoch nicht nur die Fingerbewegungen, sondern insbesondere die eigene Sprache. Elemente der Benutzeroberfläche unterstützen dabei die Interaktionen zwischen Fahrer und Fahrzeug; unter anderem durch künstliche Intelligenz, die die Funktionsweise des menschlichen Gehirns nachahmt.
Und auch wenn der EQXX im Innenraum mit seinen Ökomaterialien glänzt – Leder ist bei Mercedes im Vergleich zu dem ein oder anderen Hersteller keine Vergangenheit – im Gegenteil. „Wir wollen unseren Kunden auch in Zukunft die Wahl beim Material der Innenausstattung lassen“, sagt Markus Schäfer. „Für uns dabei allerdings ganz klar: Es muss nachhaltig sein - und das in seiner gesamten Kette; egal ob es ein natürliches Produkt wie unter Tierwohl-Aspekten gewonnenes Echtleder ist oder biotechnologisch hergestellte Materialien der Zukunft wie im Vision EQXX.“
Keine Kommentare
Schreibe einen Kommentar