Ohne T-Modell und Taxi: Aufbruch in ein neues Mercedes-Zeitalter?

Schon gefahren: So fährt der Mercedes-EQE 350

Ohne T-Modell und Taxi: Aufbruch in ein neues Mercedes-Zeitalter?: Schon gefahren: So fährt der Mercedes-EQE 350
Erstellt am 9. Februar 2022

Der Mercedes EQE kommt als kleiner Bruder des EQS in diesem Frühjahr auf den Markt. Wir haben mit Chefentwickler Christoph Starzynski gemeinsam eine Runde gedreht und zeigen, wie der EQE das Model 3 von Tesla in die Mangel nehmen soll.

Kaum einer kennt das neue Aushängeschild von Mercedes, den EQS, so gut wie Christoph Starzynski und weil dieser auf der gleichen Plattform wie der neue EQE unterwegs ist, durfte der umtriebige Entwickler beim kleineren Bruder gleich auch noch einmal ran. „Wir wollten dem EQE einen etwas anderen Charakter als dem größeren EQS geben“, erklärt der immer freundlich dreiblickende Entwicklungsleiter, „er sollte das engagiertere, handlichere und auch direktere Auto sein und dem Fahrer entsprechend mehr Fahrspaß bieten.“ E-Mobilität und Fahrspaß, das muss kein ideologischer Gegensatz sein. Davon ist Christoph Starzynski überzeugt.

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Der Mercedes EQE könnte- unabhängig von der zuletzt entbrannten T-Modell-Diskussion -  für die jüngst neu gegründete Mercedes Group zu einem der wichtigsten Autos werden, denn die Konkurrenz ist in der elektrischen Oberklasse noch dünner als erwartet. Tesla hat sein in die Jahre gekommenes Model S und dann gibt es da bald den Elektrobestseller Model 3 aus gleichem Hause. Doch das war es an sich auch schon, denn Porsche Taycan oder Audi E-Tron sind deutlich sportlicher positioniert und kosten mitunter das Doppelte als das zweite Modell auf der EVA-2-Plattform. Der BMW i4 ist eine Klasse darunter und der neue Audi A6 E-Tron dauert ebenso noch eine ganze Weile wie der elektrische 5er der kommenden Generation. Wer da einen Kombi sucht, wird dann zum Verbrenner greifen.

EQE vs. E-Klasse

Freie Bahn daher für den Mercedes EQE 350, der eine schwere Last mit sich herumträgt und dabei handelt es sich keinesfalls um das schwere 90-kWh-Akkupaket im Unterboden, das elektrische Reichweiten von über 600 Kilometer ohne Nachladung garantieren soll. Der EQE hat auch ein gutes Jahr Vorsprung zur kommenden Mercedes E-Klasse, die Anfang 2023 ihre Premiere feiern dürfte und in der Kombination aus Volumen und Ertrag immer eines der wichtigsten Modelle der Schwaben war. Ola Källenius unterstreicht regelmäßig, dass die Zukunft der ehemaligen Daimler AG rein elektrisch ist und so kommt dem EQE nicht nur in Europa eine deutlich größere Bedeutung zu als der Verbrenner-E-Klasse, die dann doch irgendwie aus der alten Welt in eine neue einrollt.

Der Innenraum des neuen EQE

Die enge Verwandtschaft zwischen 4,95 Meter langem EQE und dem deutlich größeren EQS ist nicht nur optisch offensichtlich. Armaturenbrett, Sitze, Bedienung und die bis zu drei großen Displays für Fahrer, Beifahrer und Zentraltafel in der Mitte – kennt man alles bereits bestens. Das Platzangebot im Fond ist deutlich kleiner als beim großen Bruder EQS, aber durch den mächtigen Radstand üppiger als man es von Verbrennermodellen kennt. Man sitzt durch das Akkupaket im Unterboden dafür etwas höher, doch hat mehr als genug Raum für Beine und Schopf. Hinter der elektrischen Heckklappe gibt es 430 Liter Volumen.

Hoch automatisiertes Fahren gibt´s nur in der S-Klasse und im EQS

Christoph Starzynski ist mit dem 215 kW / 292 PS starken EQE-350-Hecktriebler auf namenlosen Straßen südlich von Sindelfingen unterwegs; die letzten Testkilometer dienen jedoch nur noch finalen Abstimmungen. Der Erprobungsträger bietet so sinnvolle Details wie Luftfederung und Hinterachslenkung, was den mehr als zwei Tonnen schweren Oberklassemodell deutlich wendiger bei Kurven und Kehren erscheinen lässt und bei dem generell strammen Anfedern eines schweren Elektromobils ist eine Luftfederung eine allemal feine Sache. Fest steht, dass der Fahrer beim EQE durchweg ins Steuer greifen muss, denn etwas überraschend erklärt Christoph Starzynski, dass das hoch automatisierte Fahren der Stufe drei bis auf weiteres den beiden Topmodellen Mercedes EQS und S-Klasse vorbehalten bleibt. Ein zu erwartender Kilometerfresser wie die elektrische E-Klasse wird diese Funktion erst einmal nicht anbieten. Einschränkungen wird es auch bei der Höchstgeschwindigkeit geben, denn wer die gewohnten 240 oder 250 km/h Maximaltempo der Oberklasse-Verbrenner liebt, muss auch in diese steigen. Bei 210 km/h wird wieder einmal recht früh abgeriegelt. Beim Nachladen fährt der neue Mercedes EQE nur in der zweiten Reihe, denn maximal soll zunächst mit 170 kW geladen werden, während so mancher Konkurrent deutlich über 200 kW unterwegs sein wird. Trotzdem soll das Akkupaket im Unterboden in 15 Minuten für die nächsten 200 Kilometer erstarken.

Mercedes möchte kein EQE-T-Modell und kein EQE-Taxi

Beim Mercedes EQE 350 mit Hinterradantrieb wird es nicht bleiben. Zeitnah wird das Angebot um den wohl deutlich wichtigeren Allradler ergänzt und größere Brüder wie der EQE 450 und ein EQE AMG 53 wird es nach EQS-Vorbild ebenfalls geben. Außen vor bleiben eine Kombiversion oder eine Taxivariante – das wäre beides für Mercedes dann doch etwas zu sehr ein Rückschritt in die alte Welt...

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