Formel 1 Testfahrten in Bahrain

Mercedes schockt mit Design, aber nicht mit Performance

Formel 1 Testfahrten in Bahrain: Mercedes schockt mit Design, aber nicht mit Performance
Erstellt am 14. März 2022

Bei den letzten Testfahrten vor der Saison überraschte das Mercedes-AMG Petronas F1 Team mit einem radikalen und umstrittenen Design, blieb aber bei der Performance noch hinter den eigenen Erwartungen zurück. Lewis Hamilton sprach von einigen Hürden, die es noch zu überwinden gilt.

Viele bunte Designvarianten

Die neuen Regularien zur Aerodynamik in dieser Saison sorgen dafür, dass die Designinterpretationen der Teams bunte Blüten treiben. Viele verschiedene Designs konnte man bereits beobachten. Das Mercedes-AMG Petronas F1 Team brachte beim ersten Test in Barcelona zunächst einen eher konservativen Designentwurf auf die Strecke, um dann in Bahrain die Konkurrenz mit eine radikalen Idee zu schocken. Die Seitenkästen, in denen noralerweise die aufwendige Kühlung steckt, gerieten derart schlank, dass sie kaum noch wahrzunehmen sind. Die nötigen Seitenaufprallelemente, die sonst unsichtbar versteckt in den Seitenkästen liegen, waren nun separat zu sehen und wurden als Spiegelstütze gebraucht. Dabei waren sie sehr aerodynamisch ausgeformt, was eigentlich verboten ist und deshalb sofort die Konkurrenz auf den Plan rief. Allerdings scheint Mercedes da ein kleines Schlupfloch im Reglement gefunden zu haben, wie selbst die FIA zugab, denn der Passus ist anscheinend etwas ungenau formuliert.

Wie schnell ist der Silberpfeil wirklich?

Auf der Strecke scheint dieses Design zunächst noch nicht viel zu helfen. Mercedes konnte nicht mit schnellen Runden glänzen, aber ohne Probleme das Testprogramm durchziehen. Die Fahrer Lewis Hamilton und George Russell gaben aber an, noch mindestens einen Schritt hinter den Konkurrrenten zu sein. Vor allem Red Bull und Ferrari, die übrigens in Sachen Design den genau gegensätzlichen Weg von Mercedes eingeschlagen haben und sehr breit bauen, erschienen sehr stark. Allerdings sollte man die Ergebnisse der Testfahrten nie besonders Ernst nehmen. Klar erkennbar war jedoch, dass der Silberpfeil besonders hart vom Phänomen "Bouncing" gebeutelt wird. Dies ist ein starkes Wippen des Fahrzeuges auf den Geraden, das durch die neue Ground-Effect-Aerodynamik verursacht wird. Zudem erscheint der neue W13 in Kurven auf der Hinterachse sehr unruhig. Da werden in den verbleibenden Tagen bis zum Saisonstart die Köpfe in Brackley ordentlich rauchen...

Chronologie der Testfahrten

Am Vormittag des ersten Testtages nahm Lewis am Steuer des W13 in Bahrain Platz. In diesem Zuge absolvierte das Team seine ersten Runden mit einem großen Upgrade-Paket im Vergleich zu den zurückliegenden Tests vor zwei Wochen in Barcelona. Lewis sammelte wertvolle Erfahrung auf der C2- und C3-Mischung, zu Beginn sammelte er zudem mit Aerodynamikmessgeräten Daten über das neue Paket.
 
Am Nachmittag saß George unter dem Flutlicht in Sakhir im Auto. Er absolvierte ein detailliertes Test-Programm, um die Balance und die Fahrbarkeit des neuen W13 besser zu verstehen. Beide Fahrer durchbrachen die Marke von 60 zurückgelegten Runden und sammelten damit wichtige Daten, um den Lernprozess fortzusetzen.

Am Vormittag des zweiten Testtages in Bahrain legte George eine Renndistanz zurück, zudem arbeitete er an der Long-Run-Performance des W13. Zuvor fuhr er einige Rake-Runs und sammelte Daten über die Aerodynamik. Bei drehendem Wind und einsetzender Dämmerung arbeitete Lewis in der zweiten Session des Tages an verschiedenen Setup-Einstellungen und absolvierte ein Reifentestprogramm für eine schnelle Runde.

Am letzten Tag der Wintertestfahrten 2022 legte das Team in Bahrain seine bislang meisten Runden zurück. Lewis absolvierte am Vormittag eine Rennsimulation und George konzentrierte sich am Nachmittag auf ein Programm für eine schnelle Runde. Das Team experimentierte mit einer Reihe von Setup-Konfigurationen, um die 'Bouncing'-Probleme der neuen Fahrzeuggeneration besser zu verstehen. In diesem Zuge sammelte das Team Daten, die in den kommenden Tagen ausgewertet werden, während die Mannschaft versucht, die wahre Performance des W13 aus dem Auto herauszukitzeln.
 
Das Team kehrt in sechs Tagen beim ersten Freien Training in Bahrain auf die Strecke zurück. Dann geht es in das erste Rennwochenende der Formel 1-Saison 2022.

Lewis Hamilton:
Wir haben noch einige Hürden zu überwinden, und natürlich werden wir erst nächste Woche eine viel bessere Vorstellung von unserer Pace erhalten. Ich bin mir sicher, dass jeder sehen kann, dass wir im Moment nicht die Schnellsten sind. Unser Auto hat das Potenzial, dorthin zu gelangen, aber wir müssen lernen, dieses abzurufen. Zudem müssen wir noch einige Probleme beheben und daran arbeiten wir derzeit mit Hochdruck. Ich denke, dass jeder auf dieser holprigen Strecke zu kämpfen hatte, und wir kommen mit dem Wissen aus den Tests, dass wir noch eine Menge Arbeit vor uns haben. Das Team ist zuversichtlich, dass wir immer in der Lage sind, jedes Problem zu lösen, dem wir uns gegenübersehen, und so wird es auch diesmal sein. Ich habe volles Vertrauen in die Frauen und Männer in den Fabriken, dass sie unsere Probleme in den Griff bekommen. Eines ist sicher, wir werden beim ersten Rennen am kommenden Wochenende unseren Kampfgeist zeigen!
 
George Russell:
Hinter uns liegen produktive Testtage, die gleichzeitig sehr faszinierend waren, da es so viel über die 2022er Autos und Reifen zu lernen gibt. Wir haben unser Programm mit wenigen Zuverlässigkeitsproblemen durchgezogen, was aus dieser Perspektive großartig ist. Wir haben versucht, das letzte Quäntchen Performance aus dem Auto herauszuholen und an die Grenzen zu gehen, und wenn man das tut, wird man viel herumgeschleudert! Das ist nicht die komfortabelste Situation, aber das ist mir eigentlich egal, solange die Leistung stimmt. Im Moment scheinen wir einen Schritt hinter unseren Konkurrenten zurückzuliegen, und wir haben bis nächste Woche noch eine Menge Arbeit vor uns, um das Auto noch besser zu verstehen. Im W13 steckt eine Menge Potenzial, und ich glaube, dass unsere Jungs es lösen werden. Jetzt müssen wir nur einen Weg finden, um das Potenzial voll auszuschöpfen. Das 'Bouncing' beeinträchtigt unsere Fähigkeit, das Auto in das richtige Fenster zu bringen, und das Team arbeitet unglaublich hart daran, Lösungen dafür zu finden. Es ist eine lange Saison und ich glaube, dass unsere Performance vorhanden ist, wir müssen sie nur finden.
 
Andrew Shovlin, Trackside Engineering Director:
Wir hatten einen arbeitsreichen Tag, aber das ist am letzten Testtag immer der Fall. Das Programm war ähnlich wie gestern, nur dass Lewis am Morgen fürs Rennen gearbeitet hat und George am Nachmittag mit weniger Benzin und weicheren Reifen gefahren ist. Beide Sessions waren recht lehrreich. Wir haben einige Fortschritte mit Blick auf das 'Bouncing'-Problem erzielt, was das Verhalten des Autos im Grenzbereich weniger schwierig macht, und auch beim Setup scheinen wir heute einen Schritt in die richtige Richtung gemacht zu haben. Wir können noch viel Pace herausholen, wenn wir weitere Fortschritte beim 'Bouncing' machen und das Auto besser abstimmen können. Wir haben eine Menge guter Daten, so dass wir in den nächsten Tagen hoffentlich ein besseres Verständnis für die Probleme gewinnen können.
 
Was die Zuverlässigkeit angeht, so liefen das Chassis und die Power Unit ohne Probleme. Das ist ermutigend und ein Beweis für die gute Arbeit, die wir in Brackley und Brixworth geleistet haben. Die Performance des Autos lässt sich nicht ganz so einfach beurteilen. Wir hatten auf den ersten Runden damit zu kämpfen, alles aus den härteren Reifen herauszuholen, aber auf den weicheren Mischungen fällt es uns leichter. Auf diesen Reifen scheinen wir uns in einer besseren Verfassung zu befinden. Wir haben das Gefühl, dass wir noch ein wenig Pace finden müssen, wenn wir beim ersten Rennen um den Sieg kämpfen wollen, aber wir lernen stetig dazu und haben eine gutes Entwicklungstempo. Deshalb werden wir uns auf diese Aspekte konzentrieren und sehen, wo wir in sieben Tagen stehen.

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