Die Performance der schwarzen Silberpfeile sah beim Großen Preis von Las Vegas gar nicht schlecht aus. Nur machten die beiden Piloten Lewis Hamilton und George Russell viel zu wenig aus ihren Möglichkeiten. Hamilton vergab bereits im Qualifying alle Chancen, als er sich überraschenderweise nicht für den finalen Abschnitt qualifizieren konnte. Im Rennen geriet der siebenmalige Weltmeister dann bereits am Start vom Rang 10 aus in ein Getümmel und verlor weitere Plätze. Später kollidierte er noch mit Oscar Piastri, zog sich einen Reifenschaden zu und fiel weit zurück. In der Folge kämpfte Hamilton sich noch bis auf P7 nach vorn. Einen Rang weiter hinten rangierte am Ende George Russell. Für den jungen Briten, der von P3 aus ins Rennen ging, sah es anfangs nach einem guten Ergebnis aus. Lange hielt er sich in der Führungsgruppe, bis er schließlich bei einem Zweikampf mit Verstappen etwas übertrieb, den Konkurrenten berührte und dafür eine 5-Sekunden-Strafe bezog. Mit einer sehr starken Pace konnte Russel zwar noch auf P4 vorfahren, fiel aufgrund der Strafe jedoch noch auf Platz 8 zurück. Da war deutlich mehr drin. Nun liegt das Mercedes-AMG Petronas F1 Team nur noch vier Zähler vor Ferrari auf Rang zwei in der WM. Beim Finale in Abu Dhabi fällt hier die endgültige Entscheidung.

Das Rennen in Stichpunkten:

• Lewis Hamilton und George Russell beendeten die Rennpremiere beim Großen Preis von Las Vegas am Samstagabend auf den Plätzen sieben und acht.
• Das Team entschied sich dafür, die Reifenstrategie aufzuteilen: George startete von P3 auf der Medium-Mischung, Lewis ging von P10 auf den harten Reifen ins Rennen.
• George konnte seine Position am Start halten, Lewis wurde hingegen leider von Ferrari-Pilot Carlos Sainz berührt. Lewis kam zwar ohne Schäden an seinem Auto davon, verlor dadurch aber mehrere Plätze.
• Nach einer frühen Safety-Car-Phase konzentrierten sich beide Fahrer auf das Management ihrer Reifen. In Runde 15 wechselte George auf die harte Mischung.
• Lewis kämpfte sich nach vorne, zog sich nach einer Berührung mit Piastri jedoch einen Reifenschaden zu, mit dem er eine komplette Runde zurücklegen musste. Er wechselte auf die Medium-Reifen und kehrte als Letzter der 19 verbliebenen Fahrer ins Rennen zurück.
• Auf den frischen Reifen zeigten beide Fahrer eine starke Pace, bis es im Zweikampf zwischen Verstappen und George zu einer Berührung kam. George erhielt dafür eine 5-Sekunden-Zeitstrafe und beide Fahrer ließen in der folgenden Safety-Car-Phase einen weiteren Satz harter Reifen aufziehen.
• George hatte eine gute Pace und verbesserte sich von P9 auf P4. Lewis kämpfte sich von P17 bis auf P8 nach vorne. Nachdem George seine Zeitstrafe erhalten hatte, belegten die beiden Fahrer die Ränge sieben und acht in umgekehrter Reihenfolge zur Zieldurchfahrt.
• Der Kampf um den zweiten Platz in der Konstrukteurs-Weltmeisterschaft geht beim Finale in Abu Dhabi in die letzte Runde. Unser Vorsprung auf Ferrari beträgt vier Punkte.

Lewis Hamilton
Das war ein wirklich forderndes Rennen. Ich startete auf den harten Reifen, was am Anfang schwierig war. In der ersten Kurve wurde ich von Sainz hart getroffen und musste dann versuchen, meinerseits keine anderen Autos vor mir zu treffen. Dadurch fiel ich einige Plätze zurück. Danach habe ich mich darauf konzentriert, mich wieder nach vorne zu kämpfen, und ich fühlte mich klasse. Die Reifen fühlten sich gut an, und die Pace war stark. Ich war innen neben Piastri, und ich bin mir nicht sicher, was genau passiert ist. Ich spürte einen heftigen Schlag von hinten, aber ich denke, es war ein Rennzwischenfall. Ich hatte nicht sofort einen Reifenschaden, und als ich die Boxeneinfahrt passierte, spürte ich, wie sich das Heck bewegte. Ich musste eine komplette Runde bei langsamer Fahrt zurücklegen.
 
Ich bin dankbar, dass ich mich vom letzten Platz zurückkämpfen und wenigstens ein paar Punkte holen konnte. Unser Auto hat seine Stärken, aber manchmal ist es schwierig, die gesamte Performance abzurufen. Das war gestern im Qualifying der Fall, aber ich bin froh, dass wir unsere Pace im Rennen zeigen konnten. Ich bin auch dankbar, dass das Rennen spannend war. Ich hatte nicht erwartet, dass die Strecke so toll sein würde, aber es gab gutes Racing und viele Überholmöglichkeiten. Ich denke, Las Vegas hat all denen, die sich so negativ über das Wochenende geäußert haben, das Gegenteil bewiesen.
 
George Russell
Das war heute meine Schuld. Ich habe Verstappen einfach nicht gesehen. Er befand sich im toten Winkel und wir berührten uns. Das war komplett mein Fehler. Wir wussten, dass sie viel schneller waren als wir, und ich war bereit, die Position abzugeben. Ich wusste, dass wir nicht gegen Verstappen kämpften und dass das Reifenmanagement wichtiger war. Es war wirklich schade, denn wir lagen auf Kurs zu einem Podestplatz. Mit dem Safety Car hat sich auch die Dynamik des Rennens verändert. Es fühlt sich an, als hätten wir heute wieder ein Rennen weggeworfen, und ich bin im Moment wirklich enttäuscht. Das ist die Geschichte unserer Saison.
 
Es gibt aber auch Positives, das wir mit nach Abu Dhabi nehmen können. Wir waren heute im Kampf um den zweiten Platz dabei, aber wir müssen im letzten Rennen eine starke Leistung zeigen, um P2 in der Konstrukteurswertung zu erreichen.
 
Toto Wolff, Teamchef und Geschäftsführer
Es ist frustrierend, das zu sagen, aber heute war ein weiteres Beispiel für einen Grand Prix, bei dem wir eine gute Pace hatten und nicht das Ergebnis erzielt haben, das diese Pace verdient gehabt hätte. Als George die Fünf-Sekunden-Zeitstrafe erhielt, war es für ihn in Bezug auf das Podium so gut wie gelaufen. Er hatte definitiv den Speed, um die vorderen Plätze anzugreifen, vielleicht nicht Verstappen, aber möglicherweise Leclerc und Perez. Aber es ist, wie es ist. Lewis hatte ebenfalls eine Berührung, und zwar gleich zweimal, ohne dass er etwas dafür konnte. Er ging von weiter hinten in der Startaufstellung ins Rennen, aber wie die anderen um ihn herum zeigten, war immer noch ein gutes Ergebnis möglich. Seine Pace war durchweg stark, aber diese beiden Zwischenfälle haben ihn heute gekostet. Wir müssen uns jetzt vor Abu Dhabi neu sammeln. Es ist ein enger Kampf in der Konstrukteurs-Weltmeisterschaft, und wir hoffen, dass wir dort ein starkes Ergebnis einfahren können.
 
Andrew Shovlin, Trackside Engineering Director
Heute Abend lief nichts nach unserem Geschmack. Sainz hatte am Start eine Berührung mit Lewis, die ihn einige Positionen kostete. Dann hatte Lewis nach einer Berührung mit Piastri einen Reifenschaden. Wir hatten nicht genug Zeit, um zu reagieren und ihn an die Box zu rufen, bevor er an der Boxeinfahrt vorbeigefahren war. Schließlich bekam George nach einer Berührung mit Max eine Strafe. Insgesamt trugen diese drei Vorfälle zu einem frustrierenden Rennen für uns bei.
 
Unsere Liste der positiven Aspekte ist nicht lang, aber es war zumindest ermutigend, dass das Auto eine gute Pace hatte. Wir hatten das Graining auf dem Medium-Reifen nicht so gut unter Kontrolle wie Ferrari, also müssen wir uns das genauer ansehen. Aber die Pace auf dem harten Reifen war stark, und so schlecht dieses Rennen auch gelaufen ist, es war bei weitem nicht so schmerzhaft wie in Brasilien, wo wir einfach nur langsam waren. In Abu Dhabi erwartet uns ein spannender Kampf mit Ferrari um Platz 2 in der Konstrukteurswertung. Wir werden die nächsten Tage nutzen, um uns darauf vorzubereiten. Der Punkteabstand ist so gering, dass es aller Wahrscheinlichkeit nach darauf ankommen wird, wer am nächsten Sonntag die meisten Punkte holt. Alles ist möglich!