Den Stern im Herzen: Carsten Hedemann ist verrückt nach dem Stern!

Mercedes-Fan Carsten Hedemann und seine 50 Sterne

Den Stern im Herzen: Carsten Hedemann ist verrückt nach dem Stern!: Mercedes-Fan Carsten Hedemann und seine 50 Sterne
Erstellt am 22. Februar 2018

Es gibt kaum ein Mercedes-Modell nach dem Krieg, an dem Carsten Hedemann nicht geschraubt hat und kaum ein Modell nach 1970, das der Autoenthusiast nicht selbst besessen hat. Rund fünfzig unterschiedliche Mercedes-Modelle vom 230C W123 über 300E-24 Sportline, CL500 (C140) und 600SEL (W140) sind bislang durch Hedemanns eigene Hände gegangen, auch viele S-Klassen der Baureihen W116 und W126.

Hinzu kommen zahlreiche 107er und 129er, aber auch Autos der Marken BMW, Jaguar, Rolls-Royce und Cadillac. „Wenn ich keine Lust auf den Stern hatte, bin ich auch mal abtrünnig geworden, aber meist immer nur für kurze Zeit. Danach ging es dann zurück zu den Sternenkreuzern“, sagt der 38-jährige. In die Wiege gelegt wurde Carsten Hedemann der Autovirus von seinem Vater Johann, der im ostfriesischen Flachland eine Kfz-Werkstatt betrieb. Eine Werkstatt, wie man sie heute nicht mehr findet. Mit „alten“ Meistern und Altgesellen, die ins Befinden der Autos „horchten“ anstatt Tester und andere technische Hilfsmittel heran zu holen. Johann Hedemann, heute 82, war „schuld“ an Carsten Hedemanns Autofieber. Er fuhr selbst stets Mercedes mit verschiedensten  Motorisierungen, von der Heckflosse über Strich 8, W116, W123, W126 bis zum 124er T-Modell war alles dabei. Sogar ein S350 TURBODIESEL stand einst in der Garage.

Das Sternenfieber in die Wiege gelegt

Nebenbei besaß Hedemann Senior mehrere Oldtimer. Darunter z. B. einen 219 Ponton W105, den er selbst liebevoll restaurierte. Aber auch seine Mutter, ehemalige Lehrerin, fuhr nur Mercedes. In den frühen siebziger Jahren 220D/8, danach zwei 250er vom Typ 123, ab Mitte der 80er W126 und in den 90ern diverse W124 und W140. Heute steht ein S320 (W220) in der Garage, der nur noch gelegentlich für kleine Besorgungen genutzt wird. Nach seinem Schulabschluss machte Carsten Hedemann zunächst eine kaufmännische Ausbildung, um das Rüstzeug für die Fortführung des Kfz-Betriebes zu erlangen. Ein Studium schloss sich an. Im Jahr 2001 stieg der Junior mit in die väterliche Firma ein und übernahm diese im Jahr 2009. In dieser Zeit konnte er dann auch seinem liebsten Hobby, den Autos mit dem Stern auf dem Kühler, frönen - und das auch gleich mal richtig. Ein 450 SEL Bj. 1979, also genau aus Hedemanns Geburtsmonat und Jahr stand vor der Tür. Anthrazitgrau mit Leder pergament lässt auch heute noch, das Herz eines jeden Mercedes-Liebhabers höher schlagen. Hedemann erinnert sich ganz genau an diesen Wagen: „Der hatte Vollausstattung, inklusive Bosch Tekade BSA-31 Autotelefon. Das kostete damals schon fast halb soviel, wie ein 200D der Baureihe 123. „Der Wagen kam aus Hannover von einem Pharma-Unternehmen“, erinnert er sich.

Genug Geschichten für ein Buch?

Damit war es dann um die Leidenschaft geschehen, das Feuer brannte. Auch das Wissen und das Können um mit solchen Autos umzugehen, eignete sich Carsten Hedemann in den Folgejahren weiter von seinem Vater und dessen Mitarbeitern an. Schnell wurde er zum gefragten Experten innerhalb seines Freundes- und Bekanntenkreises, Kunden empfahlen ihn begeistert weiter und so waren die Wochenenden meist damit verplant, sich irgendwo in Deutschland Autos anzusehen. “Einmal bin ich mit einem Freund bis kurz vor Worms gefahren, da er dort einen nickelgrünen 280 SE (W116) im angeblichen Zustand 2+ kaufen wollte. Was wir dann sahen, beendete die Besichtigung nach 30 Sekunden. Aus der Halle wurde ein Auto gefahren, das freundlich beschrieben einen Zustand 3- verdient hätte. Rost an Kotflügeln, unter den Blinkern, starke Steinschläge an Blech und Chrom und eine abgewohnte, verschmutzte Innenausstattung waren nur einige der Mängel. Also zogen wir mit langen Gesichtern wieder ab. Ohne Auto! So ging es in den Folgejahren noch oft.

Für jedes 116er-Treffen ein anderes Auto

Hedemann hat sogar überlegt diese ganzen Erlebnisse einmal in einem Buch aufzuschreiben. Bisher blickt er auf ungefähr zweihundertfünfzig Inaugenscheinnahmen und etwa hundert tatsächliche Autokäufe zurück. „Buch habe ich aber bisher nie darüber geführt“ sagt er. Auch privat tat sich im Hedemann ́schen Fuhrpark so allerlei, Ein 450SEL 6,9 kam dazu, für die Sportlichkeit gab es einen 280 SLC Baujahr 1980 in klassischem silberblaumetallic aus erster Hand eines Rechtsanwalts und weitere vier 116er S-Klassen. 280S, 280SE, 350SE, 450SE, alles war vorhanden, schmunzelt Hedemann heute. Freunde und Bekannte, aber auch Clubfreunde schwatzten ihm so manches gute Exemplar wieder ab, der frei gewordene Platz wurde - wen wundert es - gleich wieder mit etwas Neuem gefüllt. Wegen der Vielzahl der W 116 gab es dann auch Diskussionen mit Vater Johann, dem der Spleen nun doch etwas zu weit ging. „Ich wollte für jedes 116er-Treffen ein anderes Auto haben“, wundert sich Carsten Hedemann heute über sich selbst. Entscheidend war ein befreundeter Landwirt in dessen Gerätehalle der Hedemann ́sche Fuhrpark Einzug gefunden hatte. Zwar beobachte Vater Johann das ganze mit Argusaugen, aber der befreundete Landwirt, hatte ihm gesagt, dass es doch besser sei, das Geld für schöne Autos auszugeben als für Alkohol oder Drogen. Danach war dann an der Vater-Front Ruhe und weitere drei S-Klassen vom Typ 116 fanden den Weg ins Lager - mittlerweile 8 Stück.

So mancher Verkauf wird bereut

Doch nun gab es ein anderes Problem. Wie soll man bei wenig Zeit, einen derartigen Fuhrpark stets fahrbereit vorhalten? „Das war dann auch das Problem - der 6,9er war im Dauerbetrieb und lief. Die anderen Autos standen sich schlichtweg kaputt. Sie sprangen nicht an, die Bremsen saßen fest, Anlasser klemmten und Lichtmaschinen fielen aus,“ so der Mercedes-Fan, dem diese Probleme mächtig auf ́s Gemüt schlugen. Nach diesen Problemen entschloss sich Hedemann, die Autos doch großteils zu verkaufen. Alle durchliefen nochmal die Werkstatt, wurden fit gemacht und dann zu vernünftigen Preisen verkauft. Der Vorteil: Hedemann hatte stets nur unrestaurierte und ungeschweisste Autos aus Rentnerhand gekauft und die waren gut wieder abzusetzen. Ein jähes Ende, fand der letzte verbliebene 116er. Die 6,9-Liter Maschine quittierte einen Kick-Down auf der Autobahn in Richtung Bremen mit einer Nebelwand. Zwei Kolbenringe waren gebrochen. Kapitaler Motorschaden. Nun konzentrierte sich Carsten Hedemann auf etwas anderes. Zwei Jaguar XJ der Serie III, einmal mit 4,2 Litern Hubraum und ein 5,3-Liter Zwölfzylinder sowie ein XJ40 3.2 Sovereign folgten den unzähligen Sternenkreuzern. Parallel dazu kam dann doch wieder ein 350SE Baujahr 1980 ins Haus. „Das Auto kam von einem Unternehmerehepaar aus Bottrop und war traumhaft schön im Zustand 2 plus. Den hätte ich nie verkaufen dürfen“,ärgert und erinnert sich der 38-jährige.

Japan-Importe boomen

In den folgenden Jahren ging es munter weiter. 380SLC, G-Model, ein 500SEL, zwei 560SEL, ein 420 SEC, ein 260 SE mehrere 300SE und zahlreiche W140 und R129 gingen durch Hedemanns Hände, wobei der Japan-Boom mit Reimporten auch seinem Kfz-Betrieb, einen riesigen Boom bescherte.
„Das waren ja Autos in einem Zustand, von dem wir nie gedacht hätten, das man so etwas nochmal sieht. Ich habe selbst viele Japan-Reimporte gehabt, für Bekannte gekauft und viele technisch und optisch überholt,“ erinnert sich der Ex-Werkstattinhaber. Kein Wunder also, dass Carsten Hedemann immer noch ein sehr gefragter Berater und Fachmann in Sachen W107, W 116, W 126 usw. ist. Freunde, Bekannte und ehemalige Kunden greifen gerne auf den Erfahrungsschatz, das Wissen und die Einschätzungen des Experten zurück. Mittlerweile ist Hedemann in die Immobilien-Branche gewechselt. „Eine Werkstatt auf dem Lande war bei den heutigen, technischen und gesetzlichen Anforderungen nicht mehr rentabel genug zu betreiben“, sagt er. Nebenbei betätigt er sich als mobiler Kaufberater und Gutachter als Partnerbetrieb der DEKRA Automobil AG. Seine Werkstatt war sowieso seit Anfang der Siebziger ein anerkannter DEKRA-Stützpunkt. Der eigene Fuhrpark ist nun deutlich kleiner geworden.

Daily Driver: 190E 1.8 „Avantgarde Rosso“

Neben einem 124er Coupe (300 CE -24 Sportline) fährt Hedemann gelegentlich einen seltenen 560SE mit kurzem Radstand. Im täglichen Berufsalltag geht ́s mit einem 190E 1.8 „Avantgarde Rosso“ zu den Kunden. „Alles andere wäre in der heutigen Zeit überkandidelt“, sagt er. Weiter sagt er „Ich helfe allen Old- u. Youngtimerfreunden liebend gerne beim Kauf oder anderen Fragen“! Hedemann betreibt nebenher die Facebook-Communities Namens „Youngtimer Memory“ zusammen mit seinem Freund Andreas, der sich ebenfalls von Hedemanns Autovirus, hat anstecken lassen. Darüber hinaus betreibt er den Blog „Youngtimer-Inspektor“, wo er u.a. seine Dienstleistungen als Experte für jeden Autoenthusiasten anbietet.

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