Von so einer außergewöhnlichen Entdeckung träumt doch wirklich jeder von uns, oder? Wie häufig stellen wir uns vor, in einer abgelegenen Scheune auf dem Land zahlreiche begehrte Klassiker zu entdecken? Überdeckt mit Staub, Schmutz und Geschichte. Leider ist nur den wenigsten von uns ein so verlockender Scheunenfund bislang gelungen.
In Indiana (USA) wurde kürzlich dieser Mercedes-Benz 300 SL Roadster entdeckt. Das Fahrzeug hatte bis dato keine 25.000 Kilometer auf dem Tachometer und war in den vergangen vier Jahrzehnten in einer Hand.
Blaugrauer 300 SL mit schwarzem Leder
Der hier zu sehende 300 SL Roadster ist ein außergewöhnlicher Fund. Der Mercedes ist eins von 249 produzierten Exemplaren aus dem Jahre 1960. Das Fahrzeug wurde damals als Neuwagen in die USA geliefert und trug die schöne und seltene Farbe Blaugrau, Code DB166G. Dazu gab es eine schwarze Lederausstattung.
Dieser zuvor unbekannte 300 SL Roadster (im Gullwing Group Register sind nur die Fahrgestellnummer und keine bekannten Besitzer aufgeführt), befand sich Anfang der 1970er Jahre im Umland von Chicago und wurde dort vom oben genannten "Langzeitbesitzer" erworben. Kurz nach dem Kauf parkte er seinen Mercedes SL in einer Scheune, wo der Roadster die nächsten 40 Jahre vor sich hin schlafen sollte. Vier jahrzehntelang blieb der 300 SL der Öffentlichkeit verborgen.
Nur 14.558 Originalmeilen in 60 Jahren
Umso erstaunlicher ist es nun, dass dieser "Merc" nach so langer Zeit wiedergefunden wurde. Heute zeigt der 300 SL mit übereinstimmenden Nummern nur 14.558 Originalmeilen auf dem Kilometerzähler. Dementsprechend intakt ist auch die schicke Lederpolsterung in schwarz. Dazu kommt ein noch zu erkennender Serviceaufkleber von September 1973. In dem Jahr war der Roadster zum Check bei Knauz Continental aus Lake Forest, Illinois. Das Fahrzeug befindet sich in einem fantastischen, unrestauriertem Zustand und ist ein echter Scheunenfund. Mögliche Interessenten müssen wir aber leider enttäuschen:
Der Mercedes-Benz 300 SL Roadster Scheunenfund wurde mittlerweile für 1.250.000 Dollar verkauft.
Über den Mercedes-Benz 300 SL Roadster
Auf dem Genfer Automobil-Salon im März 1957 wurde als Nachfolger des 300 SL Flügeltürers ein 300 SL Roadster vorgestellt. Auch der Roadster ging wie der Flügeltürer auf die Kappe von Max Hoffman, der zur damaligen Zeit als offizieller Importeur von Mercedes-Benz Fahrzeugen fungierte und den Wunsch hatte, Sportwagen mit dem Mercedes-Stern zu verkaufen. Der Vorstand sah dies als willkommene Möglichkeit, den US-Markt für Daimler-Benz zu erschließen und willigte ein.
Leichte Modifikationen sind für den Umbau nötig
Technisch entsprach der Roadster im Großen und Ganzen dem Coupé; durch Modifikation der Seitenteile des Gitterrohr-Rahmens konnte die Einstiegshöhe so weit reduziert werden, dass sich normale Türen realisieren ließen. Grundlegend verbessert wurde die Hinterrad-Aufhängung: Die bereits vom Typ 220 a bekannte Eingelenk-Pendelachse mit tiefgelegtem Drehpunkt wurde in angepasster Form nun auch beim 300 SL Roadster eingebaut und war erstmals mit einer Ausgleichfeder versehen. Gegenüber der ursprünglichen Pendelachse des Flügeltüren-Coupés waren deutlich verbesserte Fahreigenschaften zu verzeichnen.
Innovationen im Jahr 1961 und 1962
Ab Oktober 1958 gab es als Sonderausstattung ein abnehmbares Coupé-Dach, das zum Preis von 1.500,- DM erhältlich war und auf Wunsch auch nachträglich montiert werden konnte. Bemerkenswert waren das weit herumgezogene Heckfenster und die stilistisch gelungene Gestaltung des Hardtops. Von den technischen Änderungen, die im Laufe von sechs Jahren in die Produktion einflossen, sind zwei besonders erwähnenswert: Im März 1961 erhielt der 300 SL Dunlop-Scheibenbremsen an Vorder- und Hinterrädern, und ab März 1962 wurde ein modifizierter Motor mit Leichtmetall-Block eingebaut.
Schon immer ein gesuchter Stern: Der 300 SL Roadster
Die Produktion des 300 SL lief am 8. Februar 1963 in Sindelfingen aus. Dieses Datum markierte bei Daimler-Benz das Ende einer Epoche: Nachdem im März 1962 bereits die Produktion des Typ 300 eingestellt worden war, verschwand nun mit dem 300 SL auch das letzte Pkw-Modell mit separatem Rahmen aus dem Produktionsprogramm.
Beide Versionen des 300 SL, Roadster wie Flügeltüren-Coupé, waren von Anfang an ausgesprochene Liebhaberfahrzeuge und haben bis heute nichts von ihrer Faszination verloren; sie gehören seit Jahren zu den gesuchtesten und bestnotierten Klassikern.
1 Kommentar
Mercedesdriver2000
3. Mai 2020 09:32 (vor über 4 Jahren)
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