Freunde klassischer Mercedes-Benz Modelle müssen sich beeilen, wenn sie sich die Versteigerung dieses eleganten Oberklasse-Ponton nicht entgehen lassen wollen. Aber wessen Herz gerät angesichts dieses eleganten Klassikers aus den Fünfziger Jahren nicht in Wallung?
Hier in Form des großen Ponton mit Sechszylindermotor, verlängertem Vorderwagen und mehr Platz auf der Rückbank. Der von März 1954 bis August 1959 gebaute 220 S gilt tatsächlich als Vorläufer der S-Klasse, war er doch bei seinem Erscheinen so etwas wie ein Super-Ponton mit mehr Platz, mehr Luxus und mehr Motor.
Anstelle des kleinen Vierzylinders, der als Benziner oder Diesel zu haben war, steckt hier unter dem gestreckten Vorderwagen des 220 S ein 2,2 L-Sechszylinder-Benziner mit anfänglich 100 und später 106 PS, der dem großen Ponton eine Höchstgeschwindigkeit von 160 km/h verlieh. Das war in den Fünfzigern schon ganz ordentlich, gewissermaßen Porsche Niveau. In punkto LeBENZgefühl spielte der rundliche Benz im Vergleich zum Porsche natürlich andere Trumpfkarten aus. Der große Ponton bot einen ausgezeichneten Fahrkomfort, die Sitze und Bänke waren fast schon eine Spur zu bequem, der Vergleich mit Omas Sofa ist zumindest für die Rückbank nicht übertrieben. Wer einen gemütlichen Cruiser mit Stern und Charakter sucht ist hier richtig.
Der Vorläufer der modernen S-Klasse überzeugte zu seiner Zeit mit Komfort und Solidität
Ein wuchtiger Kühler und gleißender Chrom versprachen Solidität und kündeten von gutbürgerlichem Wohlstand. Während sich der Spargelbauer vom Niederrhein mit dem dieselnden 180 D beschied, blätterte der Herr Direktor 1956 für den 220 S immerhin 12.500 DM auf die Verkaufstheke. Rund 3.000 Mehr als der Diesel-Ponton mit geduldigen 40 PS. Das Armaturenbrett präsentiert sich komplett in Holz, kombiniert mit einem schicken, elfenbeinfarbenen Lenkrad. Das sieht alles sehr elegant und luxuriös aus.
Diese Form von eleganter Klasse und gediegenem Luxus „made in Germany“ wurde nicht nur im Stammland Deutschland geschätzt, der Ponton eroberte für die Marke Mercedes-Benz auch die Exportmärkte. So wurde der große Ponton in den USA von den Studebaker Händlern vertrieben, Kunden in Südamerika und Südafrika wussten die Qualitäten des Pontons ebenfalls zu schätzen, Mercedes lieferte in beide Länder sogar einen Pick-up auf Ponton-Basis nach dem Vorbild des Ford Ranchero.
Vom 220/220 S sollen insgesamt 55.279 Exemplare hergestellt worden sein. Das hier gezeigte Modell mit der FIN 1800105518585 wurde am 7. Juni 1956 an einen spanischen Kunden ausgeliefert. Die letzte Zulassung in Spanien erfolgte dann 2014. Fünf Jahre später übernahm dann ein spanischer Oldtimerbetrieb die Restauration des Fahrzeugs, das anschließend nur noch selten bewegt worden sein soll.
Auch wenn der damalige Händler von einem guten Allgemeinzustand spricht, deutet das Dorotheum dennoch darauf hin, dass einige Bereiche des 220 S vielleicht doch etwas überarbeitet werden sollten, weist aber auch darauf hin, dass der 220 S „grundsätzlich ein technisch ausgereiftes und langlebiges Fahrzeug und dank des agilen Motors auch heute im Alltag souverän zu bewegen" ist.
Warum ist der erwartete Auktionserlös des 220 S so niedrig angesetzt?
Ein überlegenswertes Angebot also? Das hängt natürlich auch vom Preis ab. Das Dorotheum setzt den erwarteten Versteigerungspreis für den 220 S Ponton zwischen 8000 und 12.000 Euro überraschend niedrig an. Natürlich ist die viertürige Limousine nicht so beliebt wie das Coupé oder das Cabriolet, und Fahrzeuge aus den fünfziger Jahren tun sich mit dem Wertzuwachs momentan auch ein bisschen schwer, aber auf den Interessent wartet ein komfortabler und unkomplizierter Klassiker, der sich auch heute noch angenehm fahren lässt und sofern strukturell gesund, den Klassikfreund keine allzu großen oder gar unlösbare Probleme stellt. Uns würde es nicht wundern, wenn der Zuschlag erst in einer deutlich höheren Region fällt.
Allerdings gilt es, schnell zu sein. Denn Gebote können nur noch bis zum 1. Juli 15:00 Uhr abgegeben werden.
17 Bilder Fotostrecke | Sterne unterm Hammer: Oberklasse Ponton: Mercedes 220 S Auktion
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Über das Dorotheum:
Das Wiener Dorotheum wurde tatsächlich vor mehr als 300 Jahren durch Kaiser Joseph I gegründet. Heute zählt das Auktionshaus nach eigener Angabe zu den ältesten und größten der Welt mit Niederlassungen in Hamburg, München, Düsseldorf, Mailand, Rom, London, Prag und Brüssel. Neben Kunst und Kultur werden dort immer wieder auch Fahrzeuge versteigert. Wie der hier angeboten. Mercedes Benz 220 S. Ponton.
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