Manchmal muss es eben Glück sein. So auch in diesem Fall. In einer Scheune im wunderschönen Südfrankreich versteckte sich dieser erdbeerrote Mercedes-Benz 300 SL Roadster. Der heutige Besitzer will den Charme des Roadsters beibehalten, lässt ihn unberührt und konserviert ihn. Denn wie ein Mensch auch, kann ein Auto Narben haben, die die Geschichten der vergangenen 60 Jahre erzählen...
Stellt euch vor, ihr öffnet das Tor einer alten, verlassenen Garage und dann blitzt zwischen altem Gerümpel und unter einer dicken Staubschicht dieser alte, erdbeerote SL hervor. Ein echter Scheunenfund! Mittlerweile ist der 300 SL Roadster in die Hände des neuen Besitzers übergegangen. Dieser erwarb das „Dreamcar“ von einem Händler in Südfrankreich, der es eben allein und verlassen in einer Scheune gefunden hatte. Nun soll das Prachtstück erhalten bleiben, ungeschminkt wohlgemerkt. Wunden, Narben, Dellen, Lackabplatzungen und der patinierte Innenraum sollen erhalten bleiben. Verantwortlich für die Arbeit und Konservierung ist die Kienle Automobiltechnik GmbH aus Ditzingen.
Lackabplatzer, Dellen und rostiges Chrom
Laut Kilometerzähler hat der 300 SL keine 90.000 Kilometer hinter sich. Schließlich wurde er wohl nur an warmen, französischen Sommertagen gefahren. Der Innenraum mit rotem Leder wirkt belebt aber nicht hoffnungslos verloren. Eine edle Patina gehört bei einem 60 Jahe alten Scheunenfund doch dazu. Genauso wie Lackabplatzer, Dellen, verrostetes Chrom oder matter Lack – ungeschminkt sind diese Narben eben erkennbar. Hinter einem Fahrzeug steckt auch immer eine Geschichte.
Das Herz soll laufen, aber die Narben sollen bleiben
So wird nun lediglich die Fahrtüchtigkeit sichergestellt und es werden alle wichtigen Betriebsmittel erneuert. Unter der Haube arbeitet ein sportlicher NSL-Motor, der im Roadster damals serienmäßig eingebaut wurde. Der leistungsstarke Motor ermöglichte Höchstgeschwindigkeiten von bis zu 250 km/h. Der Mercedes-Sechszylinder, welcher von einer Benzineinspritzung gefüttert wurde, leistete 215 PS.
Rar und noch immer heiß begehrt
Von 1957 bis 1963 wurden vom Mercedes-Benz 300 SL Roadster lediglich 1.858 Exemplare gebaut. Inkludiert sind bei der Zahl auch die seltenen Roadster mit „Hardtop-Coupé-Dach“. Wer einen 300 SL Roadster im Jahr 1957 sein Eigen nennen wollte, musste über 30.000 Deutsche Mark auf den Tisch legen – schließlich war dieser extravagante Wagen nur für Prominente oder erfolgreiche Unternehmer gedacht.
Der 300 SL geht auf die Kappe von Max Hoffmann
Übrigens: Der 300 SL Roadster wurde als Nachfolger des 300 SL Flügeltürers vorgestellt. Wie auch der 300 SL Flügeltürer ging der Roadster auf die Kappe von US Mercedes-Importeur Max Hoffman. Hoffmann hatte den Wunsch, in den USA einen Sportwagen mit Stern zu verkaufen. Der Vorstand sah dies als willkommene Möglichkeit, den US-Markt für Daimler-Benz zu erschließen, willigte ein und gab grünes Licht für den Roadster.
Ein Rennwagen für die Straße
Hoffmann war der Ansicht, dass eine für den Straßenverkehr zugelassene Version des erfolgreichen W194-Rennautos für Mercedes durchaus profitabel sein könnte. Gerade bei amerikanischen Kunden würde der „Merc“ mit seinem einzigartigen Stil und mit der starken Leistung überzeugen. Demenentsprechend präsentierte Mercedes 1954 in New York eben jenen Mercedes 300 SL. 1957 legte Mercedes nach. Von nun an löste die Roadster-Version (W198-II) den genialen Flügeltürer (Gullwing) ab.
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