Große Männer, mutige Frauen & legendäre Autos

Die Mercedes-Chronik des Jahres 1951

Große Männer, mutige Frauen & legendäre Autos: Die Mercedes-Chronik des Jahres 1951
Erstellt am 1. Februar 2010

1951 bekommt Deutschland eine neue Nationalhymne, die Bundespräsident Theodor Heuss persönlich vorstellt. Seitdem singen wir bei Fußball-Länderspielen und anderen staatstragenden Ereignissen von „Einigkeit und Recht und Freiheit“. Passend dazu unternimmt Bundeskanzler Konrad Adenauer seinen ersten offiziellen Staatsbesuch im Ausland. Es geht nach Italien, wo man vom neuen Dienstfahrzeug des Kanzlers, dem 1951 präsentierten Mercedes-Benz 300, sicher genauso begeistert ist, wie in Deutschland. Was 1951 in Stuttgart und dem Rest der Welt noch so passierte erzählt unsere Mercedes-Chronik.

Friede, Freude, Formel 1 und eine schnelle Frau

Mercedes Oldtimer besonderer Klasse: Nicht ganz so schnell wie ein F1-Renner oder Düsenjet, aber dafür einmalig schön: Mercedes 300 Sc von 1951



1951 sind viele Schrecken des zweiten Weltkrieges einigermaßen überwunden. Doch tatsächlich dauert es bis zu diesem Jahr, ehe US-Präsident Harry S. Truman den Kriegszustand mit Deutschland offiziell für beendet erklärt. Zeit, sich angenehmeren Dingen zuzuwenden. Wie beispielsweise der Hochzeit des letzten iranischen Schahs Mohammad Reza Pahlevi mit seiner „Märchenprinzessin“ Soraya. Und was machen die Männer in ihren verrückten Kisten – sprich die Formel 1-Piloten? Sie geben kräftig Gas! Am besten gelingt das 1951 Juan Manuel Fangio der sich als Formel 1-Weltmeister feiern lassen kann. Leider (noch) nicht in einem Mercedes-Benz, sondern in einem Alfa Romeo Typo 159. Und was machen die Frauen? Man(n) soll es nicht glauben, aber eine von ihnen ist noch deutlich schneller, als der legendäre argentinische Rennfahrer Fangio: Jacqueline Auriol erreicht mit ihrem „Vampire“-Düsenjäger eine Geschwindigkeit von 818,181 km/h und wird damit zur „schnellsten Frau der Welt“. Zwei Jahre später knackt sie auch als erste die Schallmauer.

Premiere des „Adenauers“

Gemeint ist in diesem Fall nicht der damalige Bundeskanzler, sondern der 1951 präsentierte Mercedes-Benz 300. Dass er schnell den Namen „Adenauer-Mercedes“ bekommt liegt daran, dass eben dieses Mercedes-Oberklasse-Modell zum Dienstwagen des Kanzlers wird. Und während Adenauer jeden Tag den Adenauer genießen kann, bleibt er (der Wagen) für Otto-Normal-Verbraucher schier unerreichbar. Aber echte Fans möchten den neuen Traumwagen zumindest einmal live erleben. Also stürmen sie den Mercedes-Pavillon auf der IAA. Der Andrang ist in der Tat so heftig, dass berittene Polizisten eingreifen müssen, um den Pavillon zu schützen! Quasi PS-Polizisten gegen PS-Jünger. Die Aufregung ist aber auch verständlich. Schließlich gilt der 300er seinerzeit als größte und schnellste in Deutschland gebaute Limousine. Sein namensgebender Motor, ein 6-Zylinder-Reihenmotor mit 2996 ccm, der zunächst 115 PS und später, mit höherer Verdichtung, bis zu 160 PS leistet, ermöglicht eine für die damalige Zeit atemberaubende Höchstgeschwindigkeit von rund 160 km/h. Von 1951 bis 1954 entstehen insgesamt 4776 Limousinen. heute zählen diese Mercedes Oldtimer zu den Klassikern der Marke überhaupt.

Dinge, die die Welt braucht

Hat keinen Plattenspieler, schützt nicht vor Nachwuchs und wird auch ohne Schutzverpackung nie schlecht: Mercedes-Benz 300 S



Nicht alle Erfindungen sind ein echtes Muss. Man denke nur an beleuchtete Klopapierhalter, Nerzjäckchen für kleine Pinscher oder Soja-Grillwürstchen. Doch 1951 ist ein gutes Jahr für Erfindungen. So stellt die Deutsche Grammophon in Düsseldorf die erste 33er-Langspielplatte vor. Hinweis für CD-Kids: Eine 33er-LP hat nicht etwa 33 Titel, sondern dreht sich auf Papis Plattenspieler exakt 33,3 Mal pro Minute. Für noch mehr (reuelosen) Genuss sorgt, zumindest in der Theorie, die Erfindung von Carl Djerassi, Gregory Pincus und John Rock. Die drei Wissenschaftler entwickeln 1951 die Antibabypille. An gesundheitsbewusste Menschen richtet sich ein Patent, das von einem gewissen Kurt Mix angemeldet wird. Es handelt sich um das Ergometer, also ein stationäres Trimmrad, das heute in fast jedem Fitnessstudio unter dem Namen Spin-Bike zu finden ist. Last but not least beglückt uns der Schwede Dr. Ruben Rausing 1951 mit der Tetra Pak-Verpackung für Milch – der Startschuss für eines der größten Verpackungsunternehmen der Welt.


Patent für die „Knautschzone“ – der Klügere gibt nach

Im Ponton-Mercedes von 1953 erlebt die 1951 patentierte Sicherheitsfahrgastzelle mit Knautschzonen ihre Serien-Premiere.

Der Name des Ingenieurs Béla Barényi ist untrennbar mit der Marke Mercedes-Benz verknüpft. Schließlich trägt er maßgeblich dazu bei, den Wagen mit dem Stern ein beispielhaft hohes Sicherheitsniveau mit auf den Weg zu geben. Ein besonders legendäres Beispiel dafür ist das „Prinzip der gestaltfesten Fahrgastzelle. 1951 meldet er diese Idee zum Patent an, die 1952 unter der Nummer 854157 auch erteilt wird. Dahinter verbirgt sich nicht mehr und nicht weniger, als die zur Serienreife gebrachte Karosserie mit gestaltfester Fahrgastzelle und Knautschzonen – ein Meilenstein automobiler Sicherheit. Nur zwei Jahre später ist es dann soweit: Mit dem Ponton-Mercedes (W 120) läuft das erste Serien-Automobil vom Band, das über die von Barényi entwickelte Sicherheitstechnologie verfügt.

Große Literatur und ein kleiner Skandal im Kino

Sicherlich eine Sünde wert: Mercedes 300 in Coupe-Form.



1951 werden in Deutschland erstmals die Deutschen Filmpreise vergeben. Gleich mehrfach kann dabei Erich Kästner abräumen: Er erhält als bester Drehbuchautor das Filmband in Gold und wird für „Das doppelte Lottchen“ auch noch mit dem Titel „Bester abendfüllender Spielfilm“ ausgezeichnet.

Von dieser Ehre ist der Film „Die Sünderin“ weit entfernt. Statt Preise und Lob gibt es Schimpf und Schande, weil Hauptdarstellerin Hildegard Knef in einer Nacktszene doch tatsächlich nackt zu sehen ist! Zuviel für das damals noch ziemlich prüde Deutschland. Der Film wird besonders von der Kirche hart ins Gebet genommen, seine Ausstrahlung vielerorts untersagt. Doch gerade das sorgt letztlich dafür, dass „Die Sünderin“ ein wahrer Publikumserfolg wird.

Der Unimog ackert jetzt für Mercedes

Das Folgende könnte für den einen oder anderen Mercedes-Freund ein Schock sein: Der Unimog, jener ebenso legendäre wie unaufhalt- und unkaputtbare Geländegänger, ist gar kein gebürtiger Mercedes! Stattdessen wird der Unimog 1950 von der Firma Boehringer übernommen und unter Mercedes-Führung weitergebaut. Das geschieht ab dem 3. Juni 1951 im Werk Gaggenau, dennoch trägt der Unimog noch nicht den Mercedes-Stern, sondern einen Ochsenkopf als Markenzeichen. Der Stern prangt erst ab 1953 auf der Karosserie. Macht aber nichts, denn die Qualitäten des Unimog stehen außer Frage und werden von Mercedes in den kommenden Jahrzehnten kontinuierlich ausgebaut. Doch zunächst reichen dem „Universal-Motorgerät“ seine 25 PS, die sich über 6,5 x 20 Zoll große Räder gnadenlos mit dem Boden verzahnen. Die kompakten Abmessungen und das überschaubare Gewicht tun ein übriges, um den Unimog zur Allzweckwaffe abseits befestigter Straßen zu machen.

Rennfahrer, Rocksänger und Fußballhelden

1951 gibt es gleich mehrfach „Talent-Nachschub“ für den Automobilrennsport. So erblicken Hans-Joachim Stuck, der leider schon verstorbene Manfred Winkelhock und das finnische Rallye-Ass Markku Alén das Licht der Welt. Fast noch besser sieht es für die Musikwelt aus: Mit Phil Collins, Sting und Chris Rea setzen wahrhaft legendäre Musiker zu ihren ersten Schreien an. Aber wo Licht ist, da ist (absolut subjektiv gesehen) auch Schatten, was die Geburt von Schlagerstar Wolfgang Petry beweist. Unstrittig dürfte hingegen die Bedeutung des 51er-Jahrgangs für den deutschen Fußball sein. Schließlich werden die 74er-Weltmeister Paul Breitner und „Kopfballungeheuer“ Horst Hrubesch in diesem Jahr geboren. Apropos Kopf: Mit Anatoli Karpow kam 1951 ein Junge zur Welt, der mit seinem Genie wie kaum ein Zweiter die Schachwelt beherrschen sollte.

Fehlt zum guten Schluss nur noch ein Blick auf die Hits des Jahres in Deutschland. Hier sang sich Marika Rökk mit „Lass doch mal den kleinen Otto ran“ an die Spitze, dich gefolgt von der kleinen Cornelia (Froboess), die mit „Pack die Badehose ein“ einen Evergreen landete.

16 Bilder Fotostrecke | Große Männer, mutige Frauen & legendäre Autos: Die Mercedes-Chronik des Jahres 1951 #01 #02

Keine Kommentare

Schreibe einen Kommentar

Login via Facebook

Community