3... 2... 1... meins! Der 850-Euro-Benz!

Teil 8: Müll-Entsorgen und Bötchenfahren in Mülheim

3... 2... 1... meins! Der 850-Euro-Benz!: Teil 8: Müll-Entsorgen und Bötchenfahren in Mülheim
Erstellt am 8. Juni 2020
Christian Nikolai schreibt regelmäßig für Mercedes-Fans.de. Dabei spezialisiert er sich vor allem auf das Thema Old- und Youngtimerei, Wertentwicklung und Restaurierung. In den vergangenen 21 Jahren arbeitete Christian im Marketing und Vertrieb der Daimler AG in Stuttgart sowie für Unternehmen wie LUEG, Herbrand oder Ostendorf, wo er die dortigen Klassik-Abteilungen aufbaute und den Handel mit klassischen Mercedes-Benz-Modellen verantwortete.
 
Derzeit macht er sich mit seiner eigenen Automotive Unternehmensberatung "RaumLenker MotorConsult" selbständig, die sich hauptsächlich mit der Erstellung von Vertriebs- und Marketingkonzepten für Automobilhersteller und Händler beschäftigt. Außerdem engagiert er sich für Kraftstoffe aus nachwachsenden Rohstoffen, die in Zukunft die deutlich einfachere und CO2-neutralere Alternative zur Elektromobilität sind.
 
Auto-Enthusiasten steht er - wenn es die Zeit zulässt - beim Kauf oder bei der Suche nach einem klassischen Fahrzeug zur Seite; mit Spezialisierung auf Klassiker mit Stern. In dieser Story wird Christian über den Kauf seines "neuen" Mercedes-Benz E 240 T (S210) berichten, der übergangsweise sein "Daily-Benz" werden soll. In den nächsten Wochen werden wir über die Entwicklung des Zombie-Kombi berichten. Viel Spaß!
 
 
 

Teil 8

Irgendwann musste die Umzugs-Ikea-Amazon-Pappe in der Garage ja mal entsorgt werden, weshalb ich Oli, den Bruder meiner besseren Hälfte anrief, um mir seinen Plane-Spriegel Anhänger zu leihen. Der Einkauf bei IKEA lief vor meinem inneren Auge wieder wie ein Trauma ab, als wir die stabilen Kartons, aus denen man in der DDR Häuser und Autos gebaut hätte in den Anhänger luden. Der Hänger war nicht klein – aber trotzdem ruckzuck voll!

Wir machten uns auf den Weg zur MEG (Mülheimer Entsorgungs Gesellschaft) in Mülheim, wo man Müll aller Art getrennt in Containern bequem entsorgen konnte. Der Concierge an der Müllrampe war mir seit Jahren bestens vertraut und ich bedankte mich stets bei Anlieferung von Abfällen wie Tapetenresten, leeren Farbeimern, Plutonium-Brennstäben und abgereicherten Uran mit einem Trinkgeld bei ihm.

Eigentlich war alles klar – bis ich ihn beim Hereinfahren schon rufen hörte „...die Hänger is zu hoch!" Ich hielt das für einen Scherz, bis ich ihn beim Aussteigen schon mit einer (exakt 2-Meter-30 langen Holzlatte angewackelt kommen sah). „Da, gucken Sie – zu hoch! Einachshänger und nur bis 2,30m. Ihrer ist zu hoch!" ...und deutete dabei auf die Spitze der Messlatte, die zwei Finger breit unter die Oberkante der Plane reichte.

„...und jetzt?" fragte ich. „Nach Hause fahren, umladen und mit kleinerem Anhänger wiederkommen. Ich krich Ärger mit dem Chef, wenn ich Sie durchlasse!" war die – tatsächlich ernstgemeinte Antwort! Nach einem kurzen Blutsturz und teilweise unterdrücktem Schreikrampf fand ich dann aber doch jemanden auf dem Gelände, der uns über die Waage für gewerblichen Abfall schickte, wo wir sofort drankamen, eine €0,- Rechnung für Papierabfälle ausgestellt bekamen und sogar freie Wahl bei den bunt gemischten Müll-Container hatten, wie früher bei Michael Schanzes Kindersendung 1, 2 oder 3. Jeder Container durfte - egal womit - befüllt werden! (...und ich war bis jetzt so naiv und habe immer die Papier-Etiketten von Saftflaschen abgeknibbelt und im Altpapier entsorgt).

Zwei Dinge habe ich dabei jedenfalls für die Zukunft gelernt. 1. Die Tage des Trinkgeldes sind für den Müll-Concierge gezählt, damit er wegen mir nicht noch Ärger mit seinem Chef bekommt; 2. Ich komme jetzt immer mit einem zu großen Anhänger und fahre direkt zur gewerblichen Annahme.

Zwei Tage später war endlich Schluss mit Umziehen, Müll-Entsorgen und Schutt transportieren – Zeit, sich den schöneren Dingen zuzuwenden:
Mein bester Freund Tim, der in einem Jugendstil-Haus direkt am Ruhrufer mit eigenem Bootsanleger residiert, das die Bezeichnung „Anwesen" wirklich zu Recht verdient hat, kann den Blick auf den nur mit einem Schlauchboot bestückten Bootsanleger nicht mehr länger ertragen. Trotzdem obwohl er ständig um- an- und ausbaut, muss ja ein gewisser Stil gewahrt bleiben und endlich ein vernünftiges Mahagoni-Boot in Sichtweite der Terrasse in der Ruhr dümpeln. Da wurde zwar schon seit über zwei Jahren dran gearbeitet, aber es fehlte noch die Elektrik, welche ein Boots-Elektriker im Mülheimer Hafen nun einbauen sollte, wozu ihm das Boot per Trailer angeliefert werden musste.

Damit die Rechnung nicht direkt wie bei einem Privatpatienten beim Zahnarztbesuch mit Faktor 3.6 gebucht wird, schnallten wir das Boot also nicht an seinen G500, sondern an den Zombie-Kombie. Wenn das Auto eines kann, dann ist es Understatement in Form von aufrichtigem Mitleid zu erzeugen. Souverän schleppte der Zombie das Boot quer durch Mülheim. Nachdem alles abgeladen und beauftragt war, holten wir meinen Sohn von der Schule ab und drehten noch eine Runde mit dem bereits erwähnten Schlauchboot über die Ruhr in Richtung Essen Kettwig. Träumchen, das Leben kann an einem sonnigen Corona-Tag nicht schöner sein.

So schön Mülheim auch ist; ich freute mich trotzdem auf die Rückfahrt aufs Dorf am Niederrhein, wo wir inkl. unserer inzwischen nachgezogenen Katzen Fred und Wilm gut angekommen sind.

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