Er ist einer der bedeutendsten und renommiertesten Ingenieure in der deutschen Automobilindustrie: Professor Dr. Thomas Weber. Ende des Jahres geht der langjährige Forschungs- und Entwicklungsvorstand der Daimler AG auf eigenen Wunsch in den Ruhestand. Nahezu sein ganzes Berufsleben ist Thomas Weber der Marke mit dem Stern treu geblieben. Angefangen hat er als Lehrling im technischen Bereich:
Prof.Dr. Weber: „Wer regional etwas auf sich hält, beginnt beim Daimler. Und ich war auch stolz, dass ich die schwierige Aufnahmeprüfung bestanden habe, wo man seine technischen Fähigkeiten nachweisen musste. Und diese Präzision hat mich dann das gesamte Berufsleben begleitet. Wobei der Aspekt, dass ich von "unten" begonnen habe und mit den Menschen am Band auf du und du umgehen musste, weil ich war ja ein Teil von denen, hat mir später wahrscheinlich am meisten gebracht.“
Die Faszination für Technik hat Thomas Weber von seinem Vater geerbt, der selbst in der Automobilbranche tätig war. Nach seiner technischen Ausbildung ging es zum Maschinenbaustudium an die Universität Stuttgart, nach erfolgreichem Abschluss arbeitete Professor Weber als wissenschaftlicher Mitarbeiter bei der Uni sowie beim Fraunhofer-Institut für Produktionstechnik und Automatisierung. Und 1987 nach der Promotion ging er zurück zum Daimler. Und startete eine Blitzkarriere: 1995 Leiter des Bad Cannstatter Motorenwerks, fünf Jahre später Leiter des Mercedes-Benz Werk in Rastatt. Januar 2003 Vorstandsmitglied der Daimler AG für Forschung und Technologie. Das Geheimnis dieser einzigartigen Karriere: Thomas Weber hat sich stets den Respekt vor der Komplexität der Technik erhalten.
Prof. Dr. Thomas Weber: „Diesen Respekt erhält man sich, wenn man mal in den Niederungen der Technik gesteckt hat, wenn man mal versucht hat, auf den hundertstel Millimeter etwas exakt zu feilen oder eine Bohrung präzise zu setzen. Dann hat man auch Respekt vor denen, die jeden Tag in der Produktion dafür kämpfen, dass jedes Werkstück gleich gut ist und dass die Qualität der Autos gut ist. Diesen Respekt erwarten dann auch die Mitarbeiter, wenn man ihnen später als Vorgesetzter Ziele setzt. Dann sagen sie: Ja, diese Ziele sind wichtig, aber sie müssen auch erreichbar sein. Und wenn es mal schwierig ist erwarten sie, dass man als Führungskraft dann auch hilft.“
Ehrgeizige Ziele hat Professor Dr. Thomas Weber in seiner Zeit als Entwicklungschef immer verfolgt - und so beeindruckende und wegweisende Ergebnisse erzielt. So wurde unter seiner Ägide mit der neuen E-Klasse die intelligenteste Business-Limousine der Welt entwickelt, die S-Klasse hat ihren Ruf als bestes Auto der Welt mit bahnbrechenden Innovationen untermauert, die Kompaktklasse wurde radikal modernisiert und fit für die Zukunft gemacht. Und auch das Thema autonomes Fahren wurde von Thomas Weber und seinem Entwicklungsteam konsequent vorangetrieben:
Prof. Dr. Thomas Weber: „Als wir die E-Klasse auf Kiel gelegt haben in den Entwicklungs- und Konstruktionsabteilungen hat weltweit noch kein Mensch vom autonomen Fahren gesprochen. Trotzdem hat dieses Auto zum Serienstart schon Fähigkeiten gehabt, die wir vor kurzem gar nicht für möglich gehalten haben. Insofern bin ich überzeugt, dass uns der technische Fortschritt ganz neue Möglichkeiten bietet. Und wenn wir jetzt mal eine Generation weiter schauen, was im Autoleben fünf bis sieben Jahre sind, dann wird das teilautonome, in Phasen sogar vollautonome Fahren, ganz normal sein. Der Kunde wird das erwarten, und darauf bereiten wir uns vor.“
Thomas Weber wird seinem Nachfolger perfekte Voraussetzungen hinterlassen, um die Zukunft des Automobils weiter voranzutreiben. Er selbst wird dem Konzern noch zwei Jahre lang beratend zur Verfügung stehen, hat aber künftig endlich mehr Zeit, sich seiner Familie und seinem großen Hobby Oldtimer zu widmen. Von seiner großen Erfahrung werden angehende Ingenieure aber weiterhin profitieren: Seit 2010 ist Thomas Weber Honorarprofessor an der Universität Stuttgart, diese Aufgabe ist und bleibt für ihn eine Herzensangelegenheit:
Prof. Dr. Thomas Weber: „Als Entwicklungschef ist man, wie alle meine Kollegen im Vorstand, in erster Linie Trainer. Und Trainer müssen die Strategie und die Richtung vorgeben, aber die wichtigste Aufgabe eines Trainers ist es, sich rechtzeitig um den Nachwuchs zu kümmern. Und als Professor an der Uni habe ich Zugang zum Nachwuchspotential im Ingenieursbereich. Die Diskussionen befruchten mich und deswegen werde ich das auch weiter machen. Es hält mich jung und ich kann den jungen Menschen was für die Zukunft mitgeben.“ (Quelle: OTS)
Der Nachfolger: Ola Källenius
Der Aufsichtsrat der Daimler AG hatte im Februar 2016 Ola Källenius mit Wirkung zum 1. Januar 2017 als Mitglied des Vorstands für Konzernforschung und Mercedes-Benz Cars Entwicklung und somit zum Nachfolger für Prof. Dr. Thomas Weber bestellt. Ola Källenius ist seit dem 1. Januar 2015 Vorstandsmitglied der Daimler AG und in dieser Funktion verantwortlich für Mercedes-Benz Cars Vertrieb. Der Schwede trat 1993 in das Unternehmen ein und hat verschiedene Stationen im Konzern durchlaufen. Vor seiner Berufung in den Vorstand der Daimler AG war er Vorsitzender der Geschäftsführung der Mercedes-AMG GmbH sowie President & CEO der Mercedes-Benz U.S. International Inc., Tuscaloosa (USA).
Autor: Mathias Ebeling
Keine Kommentare
Schreibe einen Kommentar