Was für ein dramatisches Finale beim Großen Preis der Formel 1 von Singapur! Nachdem das Rennen über weite Strecken von taktischem Reifen-Management (und damit Langeweile) geprägt war, griffen die schwarzen Silberpfeile im letzten Renndrittel mit einer gewagten Reifenstrategie nochmal an, um den Sieg zu holen. Dabei gelangten sowohl George Russell als auch der direkt hinter ihm liegende Lewis Hamilton kurz vor Schluss in Schlagdistanz zu den beiden Führenden. Russell allerdings übertrieb es beim Versuch, Lando Norris auf P2 zu überholen und krachte in der letzten Runde durch einen Fahrfehler in die Mauer! Lewis Hamilton erbte so von seinem Teamkollegen den Podestplatz, konnte aber die beiden Führenden nicht mehr attackieren. Es siegte Ferrari-Pilot Carlos Sainz mit einer taktischen Meisterleistung, denn er ließ seinen Ex-Teamkollegen und Kumpel Lando Norris im McLaren am Schluss freiwillig ins DRS-Fenster, um sich so die Mercedes vom Hals zu halten. Red Bull hingegen war an diesem Wochenende erstaunlich schwach und kam nie in Podestreichweite.
Das Rennen in Kürze:
George und Lewis starteten von den Plätzen zwei und fünf in das Rennen. George verlor am Start eine Position an den gut gestarteten Ferrari von Leclerc, Lewis konnte seinen Startplatz hingegen halten. Dabei kürzte er jedoch die zweite Kurve ab, weshalb er in der Folge die gewonnenen Positionen an George und Norris zurückgeben musste.
An der Spitze wurde ein kontrolliertes Tempo vorgegeben, wobei das Reifenmanagement im Mittelpunkt stand, um die erforderliche Länge des ersten Stints zu erreichen. Dieser Rhythmus wurde durch einen Safety-Car-Einsatz in Runde 20 unterbrochen.
Nach einem Doppel-Boxenstopp kamen George und Lewis auf den Plätzen zwei und fünf heraus. Kurz nach dem Restart überholte Lewis Leclerc und schloss zu einer Dreiergruppe mit George, Lando Norris und dem Führenden Carlos Sainz auf.
Eine virtuelle Safety-Car-Phase in Runde 43 eröffnete dem Team die Chance für eine mutige Strategie-Entscheidung: Beide Fahrer kamen an die Box und wechselten auf die Medium-Reifen. Das Ziel: den Zeitverlust in der Schlussphase wieder gutzumachen, um auf diese Weise um den Sieg zu kämpfen.
Diese Strategie erwies sich beinahe als erfolgreich, da sowohl George als auch Lewis drei Runden vor Rennende auf das Spitzenduo aufschlossen. George war nah dran, den McLaren zu überholen, konnte das Manöver aber nicht umsetzen.
Auf der letzten Runde gab George alles und berührte die Mauer, wodurch sein Rennen in einem Ausfall endete. An seiner Stelle rutschte Lewis auf P3 und damit den letzten Podestplatz nach vorne.
Lewis Hamilton
Wir haben an diesem Wochenende auf Risiko gesetzt und sind mit einer Offset-Reifenstrategie gefahren. Ich hatte das Gefühl, dass der Grand Prix heute ein Zweistopprennen war, und das Team hat einen tollen Job gemacht, um uns wieder nach vorne zu bringen. Es war schade, dass wir die zwei Positionen aus der ersten Kurve zurückgeben mussten, aber ich habe den Kopf unten behalten und weiter gepusht. Alles in allem habe ich mich an diesem Wochenende nicht komplett wohl im Auto gefühlt. Heute war es aber besser. Hätte ich gestern das gleiche Gefühl gehabt, hätte ich wohl um die erste Startreihe kämpfen können. Dann wäre mein Rennen vielleicht anders verlaufen, aber ich bin trotzdem froh, heute auf dem Podium gestanden zu haben.
Es war sehr unglücklich, was George passiert ist. Wir haben so hart gepusht, um die Jungs vor uns einzuholen, und unsere Reifen waren am Ende. Er war das ganze Wochenende über phänomenal, und ich weiß, dass er zurückschlagen wird. Jetzt freuen wir uns auf Japan, mal sehen, was wir dort erreichen können.
George Russell
Mir fehlen die Worte. Ich glaube, wir waren heute nur eine halbe Wagenlänge vom Sieg entfernt. Wenn ich an Lando (Norris) vorbeigekommen wäre, hätte ich sicher auch Carlos (Sainz) überholen können. Leider habe ich diese Gelegenheit verpasst. Ich habe auf der letzten Runde einen Fehler von ein oder zwei Zentimetern gemacht und berührte die Mauer. Dieser Fehler überschattet mein ganzes Wochenende. Bis zu diesem Zeitpunkt war es ein fantastisches Rennwochenende. Das Auto fühlte sich großartig an, und das Team hatte einen unglaublichen Job gemacht. Unsere Strategie war fantastisch, und wir waren mutig und aggressiv. Es war aufregend auf der Strecke, und es bricht mir das Herz, jetzt mit null Punkten dazustehen. Dennoch gibt es auch Positives, das wir mitnehmen können. Wahrscheinlich werde ich heute Abend und sogar noch morgen früh schlecht schlafen. Aber ich werde das hinter mir lassen und nächstes Wochenende in Japan gestärkt zurückkommen.
Toto Wolff, Teamchef und Geschäftsführer
Lewis ist ein brillantes Rennen gefahren, und er hat einen super Job gemacht, um auf das Podium zu kommen. Am Ende war es natürlich schade für George. Es war ein sehr kleiner Fehler nach einem starken Wochenende, aber so ist der Rennsport - er hat heute zu 99,99% alles richtig gemacht. Es war klar, dass es schwierig werden würde, das Rennen zu gewinnen, wenn wir der Strategie der anderen folgen würden. Wir gingen aggressiv vor und nutzten die Gelegenheit, während der virtuellen Safety-Car-Phase den Medium-Reifen aufzuziehen. Die Daten waren stabil, und wir haben es probiert. Am Ende war es großartig, auf dem Podium zu stehen, und wir waren sehr nahe dran, noch viel mehr als das zu erreichen. Alles in allem haben wir das Gefühl, dass wir mit dem W14 weiter Fortschritte erzielen. Wir hatten das ganze Wochenende über ein wirklich schnelles Auto, mal sehen, wie wir in Suzuka abschneiden. Auf geht's.
Andrew Shovlin, Trackside Engineering Director
Wir hatten heute viel Spaß im Rennen. Das Strategieteam hat einige mutige Entscheidungen getroffen, und das Auto hat gut funktioniert. Es war eine gute Erinnerung für das gesamte Team, wie schön es ist, an der Spitze eines Rennens zu kämpfen. George hätte nicht schneller an die Box kommen können, um sich für den Fehler zu entschuldigen. Es ist schade, dass wir die Punkte nicht geholt haben, aber wir sind ein Team und werden die Höhen und Tiefen immer gemeinsam durchstehen. Was wir sagen können, ist, dass unser Kampf mit Ferrari um den zweiten Platz in der Weltmeisterschaft jetzt spannend wird. Wir haben einen kleinen Punktevorsprung, aber letztlich wird es darauf ankommen, wer in den nächsten sieben Rennen das beste Auto hat. Dieses Wochenende wird dem gesamten Team noch mehr Motivation und Energie geben, um wieder Woche für Woche an der Spitze zu kämpfen. Wir werden von hier eine Reihe von positiven Erkenntnissen mit nach Japan nehmen.
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