R 129 300SL-24 (1993) - Ein Quantensprung der Technikentwicklung

Sportlich und luxuriös - Der SL neu definiert

R 129 300SL-24 (1993) - Ein Quantensprung der Technikentwicklung: Sportlich und luxuriös - Der SL neu definiert
Erstellt am 12. Juli 2018

Sportlich und luxuriös, also SL, so stellte sich Klaus Eisenreich, bisher begeisterter und erfolgreicher Oldtimer – Rallyefahrer und Besitzer zweier Vorkriegs- Klassiker, vor zwei Jahren sein neues Hobbygerät vor. Da kam ihm der R 129 300SL-24 in nautikblau-metallic mit beiger Lederpolsterung gerade recht. Mit seinen 18 Zoll Felgen und 275er Reifen hinten sowie 245ern vorn ein Kraftpaket, wie Klaus es sich vorgestellt hatte. Jedoch etwas betagter und oben offen sollte das Fahrspaßauto schon sein, automobile Tradition spielt eben bei Klaus die Hauptrolle, wenn es um Fortbewegung auf vier Rädern geht. Doch mehr davon später…

R129 - Ein Quantensprung der Technikentwicklung

Wenn´s schon um Geschichte geht: 1989 war für Mercedes-Benz durch die Übernahme der Technologieschmiede Messerschmitt-Bölkow- Blohm ein Meilenstein auf dem seinerzeit geplanten, später fragwürdig gewordenen Weg zu Deutschlands größtem Industriekonzern. Für die PKW Sparte war dieses Jahr ein Schritt in eine ganz neue SL Welt, als im März auf dem Genfer Salon der R 129 mit den Typen 300 SL, 300 SL-24 und 500 SL vorgestellt wurde. Nach legendärer 18jähriger Bauzeit seines Vorgängers, des W 107, war er ein Quantensprung der Technikentwicklung.

Bis zu 260.000 DM für einen R129

Die Erwartungshaltung bei potentiellen Kunden war so groß, dass die Fertigungskapazität von 20.000 Fahrzeugen pro Jahr bei weitem nicht reichte, um die Nachfrage bedienen zu können. Mehrjährige Lieferfristen waren die Folge. So berichtete auto motor und sport 1989, dass ein seinerzeit bestellter 129er frühestens 1995 ausgeliefert werden könne. Je nach Ausstattungs- und Motorvariante wurden damals auf dem privaten Markt für das Fahrzeug zwischen 180.000 und 260.000 Mark bei einem Werkspreis ab 89.490 Mark geboten.

Der R129 im typischem Sacco-Design

Bereits Mitte der 70er Jahre hatte die Entwicklung des R 129 begonnen, wurde dann aber mangels Planungskapazitäten vorerst zurückgestellt. Erst zu Beginn der 80er Jahre wurden die Arbeiten wieder aufgenommen, das Design lag seit 1984 fest. Es entstand unter der Federführung von Bruno Sacco, seit 1977 Chefdesigner und Leiter des Fachbereichs Stilistik bei Daimler-Benz.
Das Entwicklungsergebnis war beeindruckend. Wohl spektakulärste Neuheit war der automatische Überrollbügel aus hochfestem Stahl, der bei Normalbetrieb, von Federn vorgespannt, im Verdeckkasten lagert. Im Notfall tritt er elektronisch ausgelöst innerhalb einer Drittelsekunde in Funktion. Zusammen mit den gegenüber seinem Vorgänger verstärkten A-Säulen bildet er dann eine hochstabile Sicherheitszone.

Um die Insassen gegen Herausschleudern zu sichern, wurden die so genannten Integralsitze mit eingebautem Sicherheitsgurt entwickelt. Sie sind im damaligen Urteil der Fachpresse, was Sitzkomfort und Seitenführung angeht, "das Beste, was Mercedes je hervorgebracht hat."

Der Dreiliter-Sechszylinder macht gut Dampf

Auch das auf Knopfdruck elektrohydraulisch gesteuert öffnende und schließende Verdeck gehörte damals in Deutschland zu den bemerkenswertesten Neuheiten. In Kombination mit dem aufpreispflichtigen Windschott sorgte es für ein Cabrioerlebnis ohne verrutschte Frisur.
Erstmals bei einem Mercedes-Benz Modell eingesetzt waren die Festsattel- Scheibenbremsen mit vier Kolben bei paarweise unterschiedlichem Durchmesser. Dadurch wurde ein gleichmäßiger Verschleiß der Bremsbeläge und eine bessere Ausnutzung des Belagvolumens erreicht.
Während der Motor des 300 SL dem der S-Klasse entsprach, bekam unser Hauptdarsteller, der 300 SL-24 eine neu entwickelte Maschine spendiert. Der Dreiliter-Sechszylinder hat einen Vierventilzylinderkopf mit variablen Ventil-Steuerzeiten. Sie werden durch eine kennfeldgesteuerte Verstellung der Einlassnockenwelle erreicht. Durch diese Nockenwellenverstellung in Verbindung mit dem serienmäßigen Fünfgang-Sportgetriebe ist der Vierundzwanzigventiler so dem Basismodell in der Beschleunigungselastizität deutlich überlegen.

Der 300SL-24 fungiert als Cruiser und Urlaubsmobil

Gerade seine Spritzigkeit und Handlichkeit sind es, die Klaus Eisenreich vor zwei Jahren überzeugt haben, sich für den 300SL-24 zu entscheiden. Der 500 SL war für ihn keine Alternative, weil der 300-24, so Klaus, in Kurven deutlich agiler ist, was durch den Gewichtsunterschied beider Fahrzeuge erklärlich ist.
Dieser Unterschied in den Fahreigenschaften kommt Klaus absolut entgegen. Er ist begeisterter Oldtimer-Rallye-Fahrer und hat unter anderem elfmal an der Rallye
2000km durch Deutschland teilgenommen, und das entweder mit einem Dodge TR von 1923 oder einem DKW F5 von 1936, beides offene Fahrzeuge. Stolz erzählt er, dass er jedesmal, wenn auch nicht immer pannenfrei, im Spitzenfeld angekommen sei, dabei einmal als Gesamt-Zweiter.
Inzwischen lässt er es im Rallyesport etwas ruhiger angehen und hat sich zusammen mit seiner Frau auf selbst arrangierte Touren durch Deutschland und das benachbarte Ausland mit dem 300SL-24 verlegt. Dabei fährt er grundsätzlich nur auf Landstraßen, wo ihm die Agilität des 300-24ers natürlich besonders imponiert.
Seine Fahrten haben ihn bisher zweimal zum Gardasee, zur Mecklenburger Seenplatte, in die Holsteinische Schweiz, dreimal nach Fehmarn und auf eine große Holland-Rundreise geführt. Gekauft hat ei seinen SL mit einem Tachostand von 104 000 km, inzwischen steht die Uhr bei 142 00 km. Dabei lief das Auto stets zuverlässig wie ein Uhrwerk. Ob Klaus dabei wohl das nicht immer pannenfreie Oldtimer-Fahren vergisst?

Technische Daten:

Baureihe: R 129
Fahrzeugtyp: 300 SL-24
Baujahr: 1993
Motor: M 104 E 30, 6 Zylinder Reihe
Getriebe: 5-Gang Sportgetriebe
Bremsen: Festsattel - Scheibenbremsen
Felgen: Antera 10JX18H2
Reifen: vorn: Conti 245/40 R 18, hinten: Conti 275/35/ R 18
Fahrwerk: Dämpferbein-Vorderachse, Raumlenker-Hinterachse, Niveauregulierung
rundum mit adaptivem Dämpfungssysten (ADS) als Sonderausstattung
Karosserie: Roadster
Innenraum: Sitze Leder cremebeige, Radio Becker Europa 2000

Fotostrecke zum 300 SL-24

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