Mercedes-Benz ist und war eine internationale Marke und auf auf vielen Märkten vertreten. Einige Märkte bzw. Länder haben immer wieder Besonderheiten, sei es in speziellen Emissionsarmen Motor-Varianten, Interieur-Ausstattungen oder technischen Umbauten. Die meisten Mercedes-Modelle werden als Linkslenker für den Rechtsverkehr gebaut, doch es gibt einige Exportländer, die auf der anderen Straßenseite fahren, wie Großbritannien, in einigen afrikanischen Ländern oder großen Teilen des pazifischen Raums. Und genau für diese hat auch Mercedes-Benz sogenannte Rechtslenker-Modelle gebaut, wie zum Beispiel die hierzeigte S-Klasse, den 300 SE von 1989.
Der rechtsgelenkte 126er stammt aus Großbritannien - genauer aus Cheltenham - und wer denkt, die haben doch nur das Lenkrad nach rechts gesetzt, irrt! Neben dem Lenkrad sind nun natürlich auch die Pedale und die Feststellbremse versetzt und natürlich ist das Armaturenbrett "spiegelverkehrt" verbaut.
Doch damit hören die Umbauten nicht auf. Auch unter der oft zitierten Haube sieht es bei dem Rechtslenker anders aus. So sitzt das Lenkgetriebe ebenfalls auf der rechten Seite und die Bauteile in den Wasserkästen wie Batterie/Waschwasser und Sicherungskasten sind seitenverkehrt.
Frank Richter aus Bad Sassendorf ist heute stolzer Besitzer eines solchen Rechtslenker-W126. "In meiner Kaufmannslehre 1980 in einem kleinen Dorfladen kam ein älterer Herr immer mit einem blauen MB 300SE. Da hat mich das Auto schon fasziniert. Ich hab mir immer gesagt: Das Auto würde ich gerne Erben. Dazu ist es natürlich nicht gekommen", berichtet der 49-Jährige.
Vor sieben Jahren entdeckte Frank einen 300SE bei Ebay und schlug zu. Seitdem ist er auch im 126er Forum (www.w126-Forum.de) aktiv. "Dort veranstalten wir öfters im Jahr Treffen und Schrauberkränzchen. Zu einem Treffen in Bad Sassendorf kam ein Foumsmitglied mit einem Rechtslenker-Modell", erklärt der Kaufmann begeistert.
"Der Zufall wollte es, dass er den Wagen im Forum zum Verkauf angeboten hatte", erzählt uns Frank. Neben dem "Right Hand Drive" (RHD) war auch noch ein 300SE mit Motorschaden im Angebot: "Ursprünglich war angedacht, den Motor aus dem RHD in den Lingelenker einzubauen. Doch von der Karosse war der RHD viel besser, so dass ich vor Ort doch mal eine Probefahrt mit dem RHD machen wollte". Nach der Fahrt stand der Motortausch nicht mehr zur Debatte. "Das Fahren war leicht, wenn man mal davon absieht, wie oft ich falsch eingestiegen bin. Heute passiert mir das nicht mehr, zumindest hoffe ich dass es meine Kollegen nicht bemerken, denn dann ist das Gelächter groß."
Der 300 SE mit Motorschaden fand auch Verwendung: "Da mein erster Mercedes 300SE (immer noch in Familienbesitz) die Farbe 199 hatte, war es glücklicher Zufall, dass der Mercedes mit Motorschaden die gleiche Farbe hatte, so dass ich viele Teile bei der Schlachtung aufs Lager legen konnte," erklärt Frank.
Der Rechtslenker war in einen super Zustand, technisch wie optisch Note 3. Nachgerüstet wurde ein MB Telefon mit D-Netz, "wobei Telefonkonsolen für die S-Klasse zu finden ist schon schwer ist, für einen RHD aber noch viel schwerer", berichtet Frank. Dazu wurden Leseleuchten hinten nachgerüstet und ein Wurzelholzlenkrad eingebaut. Ein Beckerradio mit Navi und versteckte Soundanlage sind ebenfalls an Bord. Schließlich wurden die Gullideckelfelgen neu lackiert. Der Kabelbaum für die beleuchteten Aschenbecher hinten wird in Kürze nachgerüstet.
Der 300 SE RHD ist ein reines Sommer Auto - im Alltag diente lange Zeit ein 123er TE von 1983, "leider mit viel Rost, so dass der TÜV uns geschieden hat", erzählt uns Frank, der noch eine lustige Anekdote für uns hat: "Einmal wurde ich geblitzt, es wurde aber gegen meinen Beifahrer ermittelt, mit Drohung mit dem Staatsanwalt. Wir konnten nach der Verjährungszeit von 3 Monaten leicht nachweisen, dass der Beifahrer nicht gefahren ist. Dass dort kein Lenkrad war, wurde einfach nicht bemerkt. Das Bußgeld von 60 musste nicht bezahlt werden!"
Das sollte natürlich niemanden animieren zu schnell zu fahren, aber Frank liebt seinen RHD-126er und will sich sogar noch einen Rechtslenker anschaffen - einen R129...
Text & Fotos: Thomas Frankenstein
Mercedes-Fans Facts
1989 Mercedes-Benz 300 SE (W126)
Antrieb: 6 / Reihe (M103), 2962 ccm, 188 PS / 138 kW (mit Katalysator 179 PS / 132 kW) bei 5700 /min, 260 Nm (mit Katalysator 255 Nm) bei 4400 /min, Saugrohreinspritzung, mechanisch-elektronisch geregelt (Bosch KE-Jetronic); 4-Gang-Automatik, Hinterradantrieb
Fahrwerk: Einzelradaufhängung, Doppel-Querlenker-Vorderachse mit Drehstab-Stabilisator, hydraulische Teleskop-Stoßdämpfer, Schraubenfedern, Gummi-Zusatzfedern, Scheibenbremsen; Diagonal-Pendelachse, hydraulische Teleskop-Stoßdämpfer, auf Wunsch mit hydropneumatischer Niveau-Regulierung, Schraubenfedern, Gummi-Zusatzfedern, Drehstab-Stabilisator, Scheibenbremsen
Räder: Leichtmetallfelgen Fuchs "Gullideckel", 7 J x 15 H2 mit Uniroyal Rainexpert 205/65 VR 15
Sonstiges: Rechtslenker-Modell aus Großbritannien,
20 Bilder Fotostrecke | Rechtslenker: Mercedes-Benz S-Klasse aus dem Königreich :
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