Mercedes-Benz S-Klasse – Schrittmacher und Beispiel für Fahrzeugsicherheit

Bedeutende Innovationen für die Fahrzeugsicherheit prägen die Geschichte der Mercedes-Benz S-Klasse

Mercedes-Benz S-Klasse – Schrittmacher und Beispiel für Fahrzeugsicherheit: Bedeutende Innovationen für die Fahrzeugsicherheit prägen die Geschichte der Mercedes-Benz S-Klasse
Erstellt am 15. Mai 2013

Die Geschichte der Mercedes-Benz S-Klasse ist eine Historie der automobilen Sicherheit auf höchstem Niveau. Eine Tradition herausragender Innovationen, die in der S-Klasse Premiere haben, macht die Stuttgarter Oberklasse-Fahrzeuge zum Wegbereiter neuer Lösungen und zu einem weltweiten Maßstab für die Fahrzeugsicherheit. Damit etabliert Daimler über die eigenen Fahrzeuge hinaus immer wieder Standards in der aktiven, passiven und integrierten Sicherheit für die gesamte Automobilindustrie.

Die Beispiele reichen von der Sicherheitskarosserie in der „Heckflosse“ (W 111) aus dem Jahr 1959 über das 1978 in der S-Klasse (Baureihe W 116) eingeführte Anti-Blockier-System ABS und den Airbag (Premiere 1981, S-Klasse der Baureihe W/V 126) bis zum integralen Sicherheitskonzept von Mercedes-Benz. Dieses zukunftsweisende Konzept wird 2005 in der S-Klasse (Baureihe W/V 221) unter dem Namen PRO-SAFE™ vorgestellt. Zum integralen Sicherheitskonzept gehört auch das präventive Sicherheitssystem PRE-SAFE®, das 2002 in der S-Klasse der Baureihe W/V 220 Premiere hat.

Die Sicherheit der S-Klasse als Spiegel ihrer Zeit

Fahrzeugsicherheit, das bedeutet nach der Erfindung des Automobils viele Jahrzehnte lang ein auf dem Erfahrungswissen aus Serienfertigung und Rennsport basierendes Streben nach möglichst stabilen Wagen mit gutem Fahrverhalten. Doch die unternehmenseigene Forschung intensiviert seit den 1950er-Jahren ihre Arbeit zur Fahrzeugsicherheit mit neuen wissenschaftlichen Methoden. So beginnen in dieser Zeit gezielte Unfallversuche und auch entsprechende Fahrversuche.

Denn in den 1950er-Jahren nimmt die Massenmotorisierung der westlichen Welt an Fahrt auf; der Straßenverkehr wird immer dichter und schneller, die Unfallzahlen steigen. Das wirft drängende neue Fragen zur Fahrzeugsicherheit auf, wofür die Mercedes-Benz Ingenieure mit ihren Innovationen Antworten finden. Daraus entstehen schließlich Lösungen für Serienfahrzeuge, die oft in den Limousinen der S-Klasse Premiere haben. So werden die Oberklasse-Fahrzeuge von Mercedes-Benz immer wieder zum Trendsetter für neue Sicherheitsthemen. So spiegelt sich in ihrer Historie auch wider, wie sich in jeder Epoche das Verständnis der Fahrzeugsicherheit erweitert und differenziert. Ab den 1960er-Jahren werden unter anderem Verfahren wie die digitale Simulation und Berechnung des Crashverhaltens entwickelt – äußerst komplexe und zugleich wegweisende Ingenieurswerkzeuge.

Auch die Forschungs- und Experimentalfahrzeuge zeugen von der Bedeutung der S-Klasse für die Sicherheitsforschung. Unter anderem basieren die Experimental-Sicherheitsfahrzeuge ESF 22 (1973) und ESF 24 (1974) auf den S-Klasse Limousinen der Baureihe W 116. Ein S 400 HYBRID der Baureihe W/V 221 ist schließlich die Basis des 2009 vorgestellten ESF 2009.

Auch die Forschungsfahrzeuge des Stuttgarter Herstellers nehmen immer wieder Schwerpunkte der Sicherheitstechnik vorweg, die später in den Limousinen der S-Klasse Premiere haben. Das reicht bis zum F 125! aus dem Jahr 2011, der einen visionären Ausblick gibt auf eine mögliche Luxuslimousine des Jahres 2025.

Die Entdeckung der Sicherheit

In den 1950er- und 1960er-Jahren legen die Ingenieure und Forscher die wissenschaftliche Basis für entscheidende Sicherheits-Innovationen kommender Jahre. Denn in dieser Epoche wird das Prinzip der automobilen Sicherheit immer besser verstanden und genauer differenziert. So entsteht die bewusste Unterscheidung zwischen passiver und aktiver Sicherheit mit den entsprechenden Unterdisziplinen: Während die aktive Sicherheit mit ihren Aspekten der Fahr-, Konditions- und Bedienungssicherheit schon seit der Erfindung des Automobils eine wichtige Rolle für die Ingenieure spielt, wird in der Mitte des 20. Jahrhunderts die weitreichende Bedeutung der passiven Sicherheit vollständig erkannt.

Ein erster Höhepunkt in der Serienfertigung ist 1959 die Premiere der Sicherheitskarosserie in der Mercedes-Benz „Heckflosse“ (W 111). Entwickelt wird die Sicherheitskarosserie von dem Vordenker der Fahrzeugsicherheit Béla Barényi, der seit 1939 bei Daimler-Benz arbeitet. Zu seinen wichtigen Innovationen zählt auch das Sicherheitszapfen-Türschloss, das 1951 Premiere hat. Viele seiner Ideen sind so vorausschauend, das manche erst weit nach Barényis aktiver Zeit Serienstandard werden, beispielsweise der im Ruhezustand versenkt angeordnete Scheibenwischer, der 1979 in der S-Klasse der Baureihe W/V 126 eingeführt wird.

Barényis Sicherheitskarosserie basiert auf dem Konzept einer gestaltfesten Passagierzelle mit definiert verformbaren Knautschzonen an Front und Heck zum Abbau von kinetischer Energie im Falle einer Kollision. Die „Heckflosse“-Oberklasse-Fahrzeuge markieren damit einen ersten Höhepunkt der Forschung zur Fahrzeugsicherheit bei Mercedes-Benz, und die Sicherheitskarosserie wird bald zum internationalen Standard der passiven Sicherheit in der weltweiten Automobilkonstruktion.

Fahrzeugsicherheit als ganzheitliches Thema

Das Streben nach noch besserer Fahrzeugsicherheit führt zu Neuerungen, die alle Bereiche des Automobils betreffen. Unter anderem etablieren die Mercedes-Benz Ingenieure gepolsterte Strukturen im Innenraum, verbessern mithilfe immer ausgefeilterer Crashversuche die Sicherheit der Karosseriestruktur und optimieren die Konditionssicherheit durch noch bessere Ergonomie. Auch das gesamte Fahrwerk wird hinsichtlich der Sicherheit weiter verbessert. Beispielsweise führt Mercedes-Benz 1961 Scheibenbremsen an allen vier Rädern ein. 1963 folgt das Zweikreisbremssystem.


Einen entscheidenden Schritt in die Zukunft der automobilen Sicherheit macht das Unternehmen mit der 1972 vorgestellten S-Klasse der Baureihe W 116. Die Oberklasse-Limousine zeichnet sich unter anderem durch noch besseres Crashverhalten und besonders hohen Komfort für optimale Konditionssicherheit aus, dazu kommen zahlreiche weitere Detaillösungen für passive und aktive Sicherheit. Ihre Vorderachse mit Lenkrollradius null und progressiver Bremsnickabstützung ist für sich genommen bereits ein wichtiger Beitrag zur aktiven Sicherheit, doch sie wird auch zur Basis für eine weitere epochale Anwendung: In der Baureihe W 116 hat im Jahr 1978 das Anti-Blockier-System ABS Serienpremiere, das die Lenkfähigkeit eines Fahrzeugs auch bei Vollbremsungen sicherstellt und den Bremsweg insbesondere auf nasser Straße deutlich verkürzt. ABS wird über mehr als 20 Jahre lang von der ersten Idee bis zur Serienreife entwickelt: Ein erstes Patent dafür reicht Dr. Hans Scherenberg, von 1966 bis 1977 Entwicklungschef des Unternehmens, bereits 1953 ein.

Vom Airbag zu ESP®

Kontinuierliche Forschung macht Automobile immer sicherer. Aber die Arbeit der Wissenschaftler zeigt auch neue Handlungsfelder auf. So wird deutlich, dass eine Kollision mit gegeneinander versetzten Fahrzeugen, der sogenannte Offset-Crash, besonders gefährlich ist und an die Karosseriestruktur besonders hohe Anforderungen stellt. Die S-Klasse der Baureihe W/V 126 ist im Jahr 1979 der weltweit erste Personenwagen, der diese Anforderungen durch die patentierte Gabelträgerstruktur des Vorderwagens erfüllt.

Maßstäbe für die Sicherheit setzt diese Generation der S-Klasse aber insbesondere mit der Premiere des Fahrer-Airbags im Jahr 1981. Der Luftsack ist im Lenkrad-Pralltopf untergebracht und bläst sich bei einem Unfall in Sekundenbruchteilen zu einem schützenden Kissen auf. Der Airbag wird von einer Forschergruppe um Prof. Guntram Huber entwickelt, damals Direktor der Entwicklung Personenwagen-Aufbauten. Nach dem Fahrer-Airbag folgt 1988 der Beifahrer-Airbag – ebenfalls in der S-Klasse der Baureihe W/V 126. Heute ist das Grundprinzip aus modernen Fahrzeugen nicht mehr wegzudenken und kommt an verschiedenen Stellen zum Einsatz.

1991 stellt Mercedes-Benz die S-Klasse der Baureihe W/V 140 vor. Ein Schwerpunkt ist die weiter verbesserte Struktursicherheit der Karosserie, um den gesetzlichen Anforderungen der versetzten Frontalkollisionen mit einer Überdeckung von 40 Prozent oder weniger zu erfüllen. Unter anderem entwickeln die Ingenieure dafür einen an der Front konisch geformten Längsträger, der für eine klar definierte Verformung mit Sicken versehen ist. Außerdem wird der Fahrschemel derart elastisch mit der Karosserie verbunden, dass er sich ab einer Verformung mittlerer Schwere relativ zur Fahrgastzelle verschiebt. Dazu kommen zahlreiche weitere Details, die unter anderem auch dem verbesserten Fußgängerschutz dienen.

1995 hat in der Baureihe 140 das Elektronische Stabilitäts-Programm ESP® Weltpremiere. Diese Innovation von Mercedes-Benz verhindert durch gezielt dosierten Bremseingriff an einzelnen Rädern und gleichzeitiges Eingreifen in die Motorsteuerung das Ausbrechen des Wagens in kritischen Fahrsituationen. ESP® ist eine der wichtigsten Erfindungen für die aktive Sicherheit. Aus der S-Klasse hält das bahnbrechende System Einzug in andere Modelle von Mercedes-Benz und wird schließlich zum internationalen Standard für moderne Fahrzeugsicherheit in aller Welt.

Die S-Klasse auf dem Weg zur integralen Sicherheit

Die intelligente Verbindung aus Innovation und Evolution der sicherheitsrelevanten Fahrzeugsysteme prägt auch die S-Klasse der Baureihe W/V 220, die 1998 in den Markt eingeführt wird. Neu sind Windowbags und Fond-Sidebags sowie Gurtstraffer mit Kraftbegrenzung für die beiden äußeren Sicherheitsgurte im Fond. Außerdem bietet der Abstandsregeltempomat DISTRONIC als Zusatzausstattung zum serienmäßigen TEMPOMAT einen entscheidenden Sicherheitsgewinn. Auf der Basis von Radarsignalen bremst und beschleunigt das System den Wagen so, dass die S-Klasse einen eingestellten Sicherheitsabstand zum vorwegfahrenden Automobil einhält. Das funktioniert unabhängig vom Eingreifen des Fahrers bei Geschwindigkeiten zwischen 40 und 160 km/h.

Das Active Body Control (ABC) Fahrwerk mit aktivem Federungssystem hat 1999 Weltpremiere. Es mindert Nick- und Wankbewegungen der Karosserie, erhöht dazu die Sicherheitsreserven und zudem die Ermüdungsfreiheit auch auf längsten Strecken – ein entscheidender Punkt für die Konditionssicherheit, die Mercedes-Benz über das Zusammenspiel der verschiedenen Systeme stets im Blick hat. ABC gehört im S 600 zur Serienausstattung, für die anderen Modelle der S-Klasse ist es auf Wunsch lieferbar.

2002 hat in der modellgepflegten S-Klasse der Baureihe W/V 220 das Sicherheitssystem PRE-SAFE® Weltpremiere. Das auf einer Idee des Mercedes-Benz Ingenieurs Karl-Heinz Baumann basierende System für den präventiven Insassenschutz verbindet Elemente der aktiven und passiven Sicherheit. Grundprinzip von PRE-SAFE® ist der Gedanke, mit reversiblen Maßnahmen die Insassen des Fahrzeugs vor einem möglichen Unfall zu schützen. Bei der Einführung im Jahr 2002 bietet PRE-SAFE® zunächst das vorsorgliche Straffen der Sicherheitsgurte von Fahrer und Beifahrer, wenn die Sensorik eine kritische Fahrsituation erkennt. Gleichzeitig wird der Beifahrersitz über die Verstellmotoren in eine günstigere Position gebracht und das Schiebedach geschlossen.

PRE-SAFE® ist eine entscheidende Wegmarke für Mercedes-Benz in der Entwicklung der integralen Sicherheit. Wie dieses ganzheitliche Konzept die Konstruktion eines Fahrzeugs und seiner Systeme beeinflusst, zeigt die S-Klasse der Baureihe W/V 221 im Jahr 2005: PRE-SAFE® wird durch zahlreiche neue Funktionen erweitert, unter anderem das Einstellen der Kopfstützen in eine optimale Position, das Schließen der Seitenscheiben und das Aufblasen der Seitenwangen der Multikontursitze, wenn das System eine kritische Situation detektiert. Unter anderem reagiert die S-Klasse nun auch auf Paniknachbremsungen, starke Zielbremsungen und kritische Lenkbewegungen.

Die S-Klasse wird 2005 endgültig zum Fahrzeug, das von einem ganzheitlichen Sicherheitskonzept geprägt ist. Unter dem Begriff PRO-SAFE™ fassen die Sicherheitsentwickler die Vielfalt der Elemente zusammen, die aus aktiver und passiver Sicherheit stammen und immer mehr zu einem durchdachten System zusammenwachsen. Später etabliert das Unternehmen dafür den Begriff der integralen Sicherheit, mit der die Vision vom unfallfreien Fahren wieder ein Stück näher rückt.

Zu den Innovationen, die 2005 in der S-Klasse der Baureihe W/V 221 als Elemente der integralen Sicherheit Premiere haben, gehören Systeme wie DISTRONIC PLUS und der Nachtsicht-Assistent. DISTRONIC PLUS ist in Kombination mit dem Brems-Assistenten BAS PLUS lieferbar. In der S-Klasse arbeitet der Abstandsregeltempomat nun in einem Geschwindigkeitsbereich vom Stillstand bis 200 km/h. Auch im stockenden Verkehr hält DISTRONIC PLUS kontinuierlich Abstand zum vorausfahrenden Fahrzeug und bremst bei Bedarf bis zum Stillstand ab. Im Jahr 2007 wird der Totwinkel-Assistent in die Serie eingeführt, 2010 wird das Assistenzsystem zum aktiven Totwinkel-Assistenten erweitert.

Die Zukunft der Sicherheit in der S-Klasse zeigt 2009 das auf Basis der Baureihe W/V 221 entwickelte Experimental-Sicherheitsfahrzeug ESF 2009. Premiere haben unter anderem aufblasbare Blechstrukturen als Ersatz für die bisher verwendeten Sicherheitselemente sowie der Bremsbag. Dieser Luftsack bläht sich bei drohender Kollision unter dem Fahrzeug auf und verdoppelt durch die große Reibfläche die Bremsleistung. Zudem erprobt Daimler Kopf-Airbags zwischen den Fahrersitzen als zusätzlichen Schutz beim Seitenaufprall und aufblasbare Sicherheitsgurte zur Reduzierung einwirkender Kräfte auf den Oberkörper. Es sind erste Blicke auf Systeme der Zukunft – ihre Premiere könnten sie in kommenden Generationen der S-Klasse erleben....



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