Ein Mercedes-Benz 500 SLC in Silberbau Metallic (930), wie ihn Dr. Rolf Scheulen aus Mönchengladbach fährt, wer denkt da nicht zurück an die große Mercedes-Benz Rallye–Zeit in den späten 70er und frühen 80er Jahren des vergangenen Jahrhunderts?
Alles begann bei der Südamerika-Rallye 1978, wo der SLC gleich bei seinem ersten Rallye-Auiftritt einen grandiosen Fünffach-Sieg landete. Die Erfolgsgeschichte ging im nächsten Jahr weiter, als vier Fahrzeuge bei der Bandama-Rallye an der Elfenbeinküste starteten. Berüchtigt für ihre 5.600 Kilometer, davon nur zehn Prozent befestigte Straße, der Rest Piste durch Steppe, Regenwald, Savanne und Flussläufe, war sie eine Materialschlacht pur. Von 62 gestarteten Fahrzeugen hielten nur neun bis zum Ziel durch. Darunter waren alle vier SLC auf den Plätzen eins bis vier mit Hannu Mikkola und Arne Hertz als Sieger.
Im Jahr darauf kam bei der Bandama nach dem bisherigen 450 SLC 5.0 erstmalig der 500 SLC zum Einsatz. Wieder belegen die Sterne mit Björn Waldegaard/Hans Thorszelius und Jorge Recalde/Nestor Straimel die ersten Plätze. Wen gab es in solchen Härtetests damals noch zu schlagen? So war dieses spektakuläre Rennen für Mercedes-Benz der grandiose Abschied vom Rallye-Sport.
Dabei war der Siegerwagen großteilig seriennah. Selbst die Getriebeautomatik wurde übernommen, die Getriebeübersetzung war allerdings verkürzt. Die Fünf-Liter-Maschine leistete statt der serienmäßigen 240 PS nunmehr 304 PS. Der Tank war, wie bei einem solchen Einsatz verständlich, vergrößert. Ein Fiberglas-Unterschutz und Zusatzscheinwerfer komplettierten die Einsatztauglichkeit.
Vom Roadster zum Coupé
Doch nun zur Geschichte des SLC, der im Oktober 1971 auf dem Pariser Automobilsalon als Coupévariante des R 107, der ein halbes Jahr vorher erschienen war, vorgestellt wurde. Um das Fahrzeug als vollwertiges Coupé anbieten zu können, wurde es notwendig, den Radstand gegenüber dem R 107 um 360 mm zu verlängern. Zur Gewichtsersparnis, wohl schon im Hinblick auf die geplanten Rallye-Einsätze, sind die Türen sowie die vordere und hintere Haube aus Aluminium. Der cw-Wert des SLC wurde gegenüber dem offenen Modell wesentlich verbessert.
Von vorn bis zur Windschutzscheibe gleicht der SLC seinem offenen Bruder. Eine radikale Abkehr von der bisherigen Form bilden jedoch die Lamellen an den hinteren Seitenscheiben und die kuppelartige Form der nach zwei Seiten gewölbten Heckscheibe. Die Lamellen waren wegen des kurzen Abstandes der Tür zum hinteren Radlauf notwendig geworden, denn nur mit einer vor den Lamellen geteilten hinteren Seitenscheibe konnte deren vorderer Teil ganz versenkt werden, ohne einen möglicherweise störanfälligen Dreh-Kipp-Versenkmechanismus zu verwenden. Der anschließende Kofferraumdeckel hat eine leicht konvexe Form. An diesen Stil-Details scheiden sich die Geister zwischen hinreißend-elegant und potthässlich. Aber über Geschmack lässt sich eben streiten oder besser nicht…
500 SLC: Nur 1.154 Exemplare in einem Jahr Bauzeit
Auf jeden Fall wurde bei Dr. Scheulen während einer Oldtimerreise mit seinem Regionaltreff Mönchengladbach des Mercedes-Benz R/C 107 SL Clubs in die Schweiz 2009 die Idee geboren, dieses Coupé zum Gegenstück seines 280 SL zu machen. Wenn so etwas in Frage kam, sollte es auch etwas Seltenes sein, und so kam dann eigentlich nur ein 500 SLC in die Wahl. Schließlich wurden von diesem Modell in seiner einjährigen Bauzeit nur 1.154 Stück hergestellt.
Bei einem Schweizer Klassikerhändler wurde Dr. Scheulen 2009 fündig. Der 500 SLC, Baujahr 1980, dem an Ausstattungskomfort vom elektrischen Schiebedach über Tempomat, Wärmeschutzglas, Scheinwerferwaschanlage bis zum Sperrdifferential nichts fehlte, hatte es ihm angetan. Der Wagen hatte 150000 km gelaufen und stammte aus zweiter Hand. Ursprünglich war er nach Will bei St. Gallen ausgeliefert worden.
“Ein Schweizer Kurzzeit – Kennzeichen war kein Problem“, berichtet der Oralchirurg im Ruhestand, “und die anschließende Tour durch die Schweiz war ein wahrer Genuss. Problematisch wurde dann die Verzollung Freitag nachmittags in Weil am Rhein, die in Konkurrenz zu dem zum Wochenende erheblichen Lastwagenverkehr abgewickelt werden musste. Nachdem die Formalitäten dann doch noch trotz einiger Verzögerungen erfolgte, ging es anschließend zurück nach Basel. Dort war die Tiefgarage des gebuchten Hotels überfüllt, so dass das Auto im Freien geparkt werden musste. Der einzige in Frage kommende Platz lag direkt vor einer Nachtbar.“ Da ist leicht vorstellbar, wie Dr. Scheulen beim Einparken seiner Neuerwerbung zumute war. Er berichtet weiter: “Mit abgeklemmter Batterie und Überwachung im Viertelstunden-Takt ging dann aber doch alles gut.“ Solche Erlebnisse schweißen eben zusammen.
Seitdem läuft der 500 SLC problemlos, lediglich ein Hagelschaden musste 2011 beseitigt werden. Das bedeutete eine komplette Neulackierung, selbstverständlich in Silberblau Metallic. Bei dieser Gelegenheit wurden dann sämtliche äußeren Verschleißteile wie Gummidichtungen erneuert, und der Wagen erhielt eine umfassende Hohlraumversiegelung. Ausfahrten und Jahrestreffen mit Freunden aus dem R/C 107 SL Club sind inzwischen die Hauptbeschäftigung für den Hingucker mit Seltenheitswert und vielleicht dann und wann ein Traum von seinen Brüdern im Rallyeeinsatz?
Text & Fotos: Friedrich W. Thüner
31 Bilder Fotostrecke | Ein Klassiker der Baureihe C 107: Rallye-tauglich: 1980 Mercedes-Benz 500 SLC
Mercedes-FansFacts / Technische Daten
1980 Mercedes-Benz 500 SLC (C107)
Motor: 4.520 ccm, 240 PS, Einspritzer mit K Jetonic
Getriebe: 4-Gang Automatik
Bremsen: Scheiben
Räder: Alu Fuchs, Felgen 6 ½ Jx14H2
Reifen: Fulda Assura 205-70 R 14
Fahrwerk: Einzelradaufhängung, vorn Doppel-Querlenker, Schraubenfedern, Öldruckdämpfer; hinten Schraubenfedern, Öldruckdämpfer, Schräglenker / Diagonal-Pendelachse
Karosserie: Coupé Serie
Innenraum: Serie, Gurthalter Edelstahl, Lederpolsterung blau
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