Der Winter steht vor der Tür und mit ihm die schwerste Jahreszeit für die Autos. Insbesondere Young- und Oldtimern setzen Nässe, Eis, Schnee, Streugut und Salz mächtig zu. Daher kann es sich empfehlen, das Auto gerade am Unterboden zu konservieren.
Da viele Klassiker in der kalten Jahreszeit nicht bewegt werden und sich im Oktober oder November ins wohl behütete Winterquartier verabschieden, genießen viele Lieblingsmodelle eine Wohlfühlbehandlung. Eine gründliche Wäsche ist hier nur der schnelle Aufwasch und auch mit polieren ist es oftmals nicht getan. Autofans bringen ihren Old- oder Youngtimer nur allzu gern bei einem Experten wie Thomas Blecker in Grassau am Chiemsee vorbei. In dem 7.000-Seelen-Ort betreibt Thomas Becker zusammen mit seiner Tochter Claudia eine Werkstatt, die sich auf das Konservieren von Fahrzeugen aller Art spezialisiert hat.
Vor allem Mercedes-Fans finden den Weg nach Grassau
Die Nachfrage nach dem Konservieren von Klassikern ist in den vergangenen Jahren stark gestiegen; entsprechend groß ist die Nachfrage bei Thomas Blecker. Aktuell parkt auf der Hebebühne in seiner Werkstatt ein weißer Mercedes der Baureihe W 108. Von unten sieht der elegante Mercedes aus wie neu - fast. „Schauen Sie einmal hier“, sagt Thomas Blecker und schrammt mit der Spitze seines Schraubenziehers an einen weiß lackierten Bauteil unterhalb des Kühlers entlang. Der Lack blättert ab, wie die Kruste eines frischen Croissants. „Eine Konservierung auf Bitumenbasis hält auf PVC nicht, da ist Wachs viel besser“, sagt der Karosseriebaumeister, der sich seit mehr als vier Jahrzehnten Autos vor dem Rostverfall rettet.
Ein Unterboden vor der Behandlung
Für den Autoliebhaber bringt eine Konservierung des Unterbodens nennenswerte Vorteile, denn hier unterscheidet sich die Qualität eines Fahrzeugs – gerade bei älteren Baujahren: „Oldtimerversicherungen setzten einen gepflegten Gebrauchszustand voraus. Alte, nicht gepflegte Fahrzeuge haben selten eine Chance, eine günstige Oldtimerversicherung zu bekommen. So gesehen wirkt sich eine Fahrzeugkonservierung positiv auf den Geldbeutel aus“, erklärt Markus Neser, Leiter Kraftfahrt-Betrieb, Old- und Youngtimer bei der Württembergischen Versicherung. Wer glaubt, dass der braune Blechfresser nur bei betagten Klassikern zuschlägt, irrt sich. Auch jüngere Modelle sind von Korrosion befallen, da die Konservierung oftmals nur oberflächlich ausfällt. Wie das aussieht, hat Thomas Blecker am eigenen Leib beim SuV seiner zweiten Tochter erfahren. „Die Achsträger waren komplett vergammelt“, erzählt er. Es handelte sich um ein Produkt eines deutschen Premiumherstellers.
Ein Unterboden nach der Behandlung
Die Konservierung eines Fahrzeugs von unten ist eine Wissenschaft für sich. Profis behandeln das Fahrzeug zunächst mit Trockeneis, das mit einer Temperatur von minus 90 Grad den Dreck und Verkrustungen weggesprengt, ohne dass die Dichtungen, Gummis der Manschetten oder auch die empfindlichen Steuergeräte in Mitleidenschaft gezogen werden. Danach wird das Vehikel genau inspiziert und die Roststellen abgeschliffen und dann mit Epoxidharz behandelt, das den Rost und ihn versiegelt. Im nächsten Schritt werden eine 2K-Versiegelung und Unterbodenschutz aufgetragen sowie Wachs für die PVC-Teile. Wer sein Auto so vor Eis, Schnee, Salz und Korrosion schütten will, muss mit gut 1.000 Euro rechnen.
Thomas Blecker hat noch einen Rat an alle Autofahrer
Die Königsdisziplin beim Erhalt eines Fahrzeugs bleibt die Hohlraumversiegelung. Wie beim Unterbodenschutz werden sämtliche Winkel der Karosserie genauestens inspiziert, vor allem auch die schwer zugänglichen. Mit einer Spezialkamera durchsuchen die Experten den Fahrzeugrahmen, die Türinnenräume oder die Einstiegsholme und dokumentieren Rostschäden sofort mit Fotos beziehungsweise Videos. Nur so ist eine exakte Behandlung der betroffenen Bereiche möglich. Diese Beweise werden nach der Behandlung dem Kunden vorgelegt, der sich auch so ein Vorher-nachher-Bild machen kann. Allerdings hat so ein aufwendiger Maßnahmenkatalog mit rund 3.000 Euro seinen Preis. Einen ungewöhnlichen Rat hat Thomas Blecker noch für alle Autofahrer: „Sparen Sie sich im Winter die Unterbodenwäsche in der Waschstraße. Die ist sinnlos, da sie nicht an die sensiblen Stellen kommt und beruhigt nur die Nerven. Besser ist es, mit dem Dampfstrahler direkt in die Radhäuser zu gehen.“
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