2.000 Arbeitsstunden investierte Mercedes-Fan Simon Gauß innerhalb von drei Jahren mit tatkräftiger Unterstützung seines Vaters in einem vom Rost übel befallenen Mercedes 350 SLC der Baureihe 107. Lohn der Mühe: Ein sich in absolutem Topzustand präsentierendes Sportcoupé (Baujahr 1972) aus der ersten Serie.
Wegweisend: die Baureihe 107
Als der Mercedes SL der Baureihe 107 im Jahr 1971 als Nachfolger der sogenannten “Pagode“ (W113) in Produktion ging, zeigte der damalige Neuling eine Formsprache, die stilbildend und wegweisend für das Marken-Styling der Mercedes-Familie in den 70er Jahren werden sollte.
Die R107-Familie erhält Zuwachs
Dem Roadster folgte ein Jahr später die Sportcoupé-Variante “SLC“. Der Fünfsitzer wies einen deutlich längeren Radstand als der Roadster auf.
Die gestreckte Karosserie und die eigenständige Ausführung des ebenfalls größer dimensionierten Hecks versehen das Erscheinungsbild des C107 mit einem eigenständigen Charakter.
Das Coupé avanciert zum Siegertyp
„Die Optik des Sportcoupés und seine beachtlichen Erfolge im Motorsport machen den SLC in meinen Augen zu einem herausragenden Modell der Firmengeschichte“, ergreift Simon das Wort.
„Und die Tatsache, dass es sich bei dem Mercedes 350 SLC des Baujahres 1972 um ein Modell der ersten Produktionsserie handelt, macht diesen C107 zu etwas ganz Besonderem.“
Vorbildliches Teamwork
Außergewöhnlich ist zweifellos auch der hervorragende Zustand des aufwändig restaurierten Klassikers, in den - wie eingangs erwähnt - beachtliche 2.000 Arbeitsstunden investiert wurden.
Dabei konnte Simon auf die Unterstützung seines Vaters und einer befreundeten Kfz-Werkstatt bauen. „Zum Glück, denn alleine hätte ich es nicht geschafft“, betont Mechatroniker Simon und ergänzt: "Danke an meinen Vater, Peter und Lars Spielbauer sowie an all die vielen anderen, die mitgeholfen haben."
Hop oder top?
Als der Mercedes 2013 in Simons Besitz überging, ergab die damalige Bestandsaufnahme erschütternde Befunde eines fortgeschrittenen Rostbefalls. „An allen Ecken und Enden hatte der braune Nager herzhaft zugebissen“, erinnert sich der Mercedes-Fan. Zuvor hatte der Benz sich übrigens im Besitz des seinerzeit verstorbenen Patenonkels befunden. Leider war besagter Onkel beim Kauf des Mercedes 350 SLC wohl einem Blender aufgesessen. Denn das Sportcoupé befand sich lediglich bei flüchtiger Betrachtung in einem vermeintlich passablen Zustand. Tatsächlich war der Wagen substantiell schwer angeschlagen.
Rares Räderwerk
„Vor die Entscheidung gestellt, ob der Mercedes umfassend restauriert werden sollte, gab es für mich jedoch nichts zu überlegen und daher keinerlei Zögern.
Denn das grandiose Sportcoupé der Baureihe 107 bzw. seine Erhaltung sind jede Mühe wert“, findet Simon. Apropos “Mühe“: Auch das Auffinden des Radsatzes erforderte einigen Aufwand.
„Bei den 16-zölligen ARC-Rädern handelt es sich um extrem seltene Felgen, da es den Hersteller ja heute nicht mehr gibt. Zudem konnte ich bei einem Online-Auktionshaus zwei weitere Felgen ergattern", berichtet Simon.
Flotter Silberling
Die Liste der ausgeführten Blecharbeiten ist lang. Auf ihr finden sich der Austausch von Schwellern, Längsträgern, Bodenblechen, Sickenblechen, Radläufen des Kofferraumbodens und des Heckabschlussblechs.
„Die Motorhaube, der Kofferraumdeckel und die Chromteile waren dagegen noch in einem recht guten Zustand“, berichtet Simon, der die wiederhergestellte Karosserie mit einer Lackierung in dem originalen Astralsilber-Metallic verschönerte. Zudem gönnte er dem Body einige Ergänzungen in Gestalt des rechten Außenspiegels und des Heckspoilers eines Mercedes 450 SLC 5.0.
Der 72er Mercedes 350 SLC wirkt wie neu
In alter Frische
Ferner erhielt der Motor eine komplette Revision. Bis in seine Einzelteile zerlegt, wurde der Achtzylinder sorgfältig wieder aufgebaut und zu einstiger Leistungsstärke gebracht. Mit poliertem Ventildeckel und dem auf Hochglanz gewienerten Messing-Kühlwasserbehälter erweist sich das 200 PS leistende 3,5-Liter-Aggregat nicht nur in technischen sondern auch in optischen Belangen in einem beeindruckenden Zustand. Nicht minder schön anzuschauen ist der Innenraum. Der von einem Sattler angefertigte neue Teppich verleiht der wundervollen Innenausstattung aus blauem Teilleder den verfeinernden Pfiff. „So schön soll der Mercedes von nun an bleiben“, sagt Mercedes-Fan Simon. Deshalb fahre ich das Sportcoupé ausschließlich bei trockener Witterung. Gleichwohl kommen im Jahr etwa 3.000 Kilometer zusammen. Denn in der Saison stehen durchaus auch mal längere Touren auf dem Plan. So überquerte ich mit dem Mercedes 350 SLC sogar die Alpen – ohne die kleinsten technischen Probleme."
Mercedes-Fans Technische Daten
Fahrzeugtyp: Mercedes 350 SLC (C107)
Baujahr: 1972
Motor: V8-Motor, Hubraum: 3459 ccm, Leistung: 200 PS, Motor komplett zerlegt und neu aufgebaut, Ventildeckel und Messing-Kühlwasserbehälter poliert, originale Abgasanlage mit Chrom-Endrohren
Getriebe: Automatikgetriebe
Bremsen: Original Mercedes 350 SLC
Räder: ARC “ADB 80“, 8 x 18 ET11 vo/hi
Reifen: Hankook “Ventus Prime 2“, 225/50-R16 vo/hi
Fahrwerk: Original 350 SLC
Karosserie: Komplett restaurierter Body, zahlreiche Bleche ersetzt, alle Hohlräume grundiert und lackiert und mit Mike-Sanders-fett konserviert, Unterboden mit Mike-Sanders-Fett konserviert, Heckspoiler vom Mercedes 450 SLC 5.0, rechter Außenspiegel nachgerüstet, Lackierung in Original Astralsilber-Metallic
Innenraum: Originale Teilleder-Innenausstattung in Blau
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