Bei Mercedes-Benz sind aller guten Dinge vier? Nicht immer. Die Daimler-Mercedes-Benz Erfolgsstory kommt ganz am Anfang nämlich mit nur zwei Rädern in Fahrt. Es ist fast vergessen, dass der Erfinder des Automobils auch das erste Motorrad der Welt baute. Am 29. August 1885 meldet Gottlieb Daimler seinen „Reitwagen“ zum Patent an. Der „Reitwagen“ von 1885 war ein hölzernes Zweirad mit Hilfsstützrädern, angetrieben von einem Motor, der das Gerät auf bis zu 12 km/h beschleunigen konnte. Mit dieser Höchstgeschwindigkeit ist der Daimler-Reitwagen natürlich weit entfernt von modernen Motorrädern, aber es legte den Grundstein für die motorisierte Zweiradtechnik.
Spätere Konstruktionen von anderen Ingenieuren bauten auf der Daimler-Erfindung und führten zur Entwicklung echter Motorräder im heutigen Sinne. Der französische Designer Jules Mottin kann sich in Form des "Concept Mercedes M001„ durchaus vorstellen, dass sich Mercedes-Benz an die Daimler-Motorrad-Wurzeln erinnern und ein sportliches Zweirad auf die Straße bringen könnte. Uns gefällt der Look der Felge im Design des Mercedes-Markenlogos übrigens so gut wie der Gedanke, dass Mercedes-Benz auf zwei Rädern unterwegs sein könnte. Undenkbar? Nein. Mercedes-Benz mag ein Synonym für Luxusautos sein, doch der Konzern hatte in jüngerer Zeit zeitweise auch Ambitionen im Motorradsegment. Zwei bekannte Marken rückten in den Fokus: Ducati und MV Agusta. Beide Engagements verliefen jedoch anders als geplant.
Mercedes-Benz und die Motorradmarken Ducati und MV Agusta: Eine verpasste Chance?
2012 stand Ducati zum Verkauf. AMG, die Performance-Tochter von Mercedes, zeigte starkes Interesse an der italienischen Marke. Die Verbindung schien logisch: Ducati stand für Performance, Exklusivität und italienischen Stil – eine perfekte Ergänzung zum AMG-Image. Doch letztlich zog Audi das bessere Angebot und übernahm Ducati für rund 860 Millionen Euro. Mercedes ging leer aus.
Stattdessen stieg Mercedes-AMG 2014 bei MV Agusta ein und erwarb 25 % der Anteile. Ziel war es, über Designkooperationen und gemeinsame Vermarktungsstrategien Synergien zu schaffen. AMG-Modelle erschienen in MV Agusta-Farben, und es gab gemeinsame Werbekampagnen. Doch das Verhältnis war nicht einfach: Finanzielle Schwierigkeiten bei MV Agusta und Meinungsverschiedenheiten führten 2017 dazu, dass Mercedes seine Anteile wieder verkaufte.
Warum scheiterten diese Vorstöße? Einerseits unterschätzte Mercedes die wirtschaftlichen Herausforderungen im Motorradgeschäft. Andererseits passten die hochpreisigen Nischenprodukte nicht optimal zur strategischen Ausrichtung von Daimler. Während Audi Ducati erfolgreich in den VW-Konzern integrierte, zog sich Mercedes aus der Motorradwelt zurück.
Heute bleibt die Frage: War es eine verpasste Chance? Ducati und MV Agusta sind weiterhin angesehene Marken, doch Mercedes hat sich klar auf seine Kernkompetenz konzentriert. Der Traum von einer echten Motorrad-Submarke unter dem Stern bleibt bis auf Weiteres unerfüllt.
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