Kommentar: Braucht Daimler eine Auto-Billigmarke?

VW plant angeblich eine Billigmarke. Fehlt dem Stuttgarter Autobauer ein Angebot im Niedrigpreis-Segment?

Kommentar: Braucht Daimler eine Auto-Billigmarke?: VW plant angeblich eine Billigmarke. Fehlt dem Stuttgarter Autobauer ein Angebot im Niedrigpreis-Segment?
Erstellt am 15. Oktober 2012

Dass sich bei Volkswagen offenbar - wie z.B. Spiegel Online berichtet - Planungen für die Einführung einer Billig-Automarke im fortgeschrittenen Stadium befinden, sorgt für ein mächtiges Rauschen im Blätterwald. Renault hat es mit seiner rumänischen Tochter Dacia ja vorgemacht. Es gibt einen Markt für billige Autos. Dacia ist ohne Zweifel ein Erfolgsmodell. Volkswagen könnte folgen. Und was machen die Stuttgarter? Fehlt Daimler womöglich ein Angebot auf niedrigem Preisniveau?

Kann, was VW und Renault billig ist, Daimler recht sein?

Dass Volkswagen mit dem Gedanken spielen soll, eine Billig-Automarke nach dem Dacia-Vorbild als dreizehnte Konzernmarke einzuführen, ist auf den ersten Blick plausibel. In wirtschaftlich schweren Zeiten, wenn die Menschen sparsamer haushalten müssen, können billige Autos eher verkauft werden als teure. Zudem sind Billigautos ein Mittel, um in neuen Märkten, wo die Einkommen der Bevölkerung eher niedrig sind, zu wachsen. Der Volkswagenkonzern, der bekanntlich anstrebt, der größte Autobauer der Welt zu werden, kann an dem Thema darum kaum vorbeigehen. Ohne Zweifel bergen Billigautos ein Wachstumspotential. Wäre das Niedrigpreissegement somit nicht auch eine Option für den Daimler-Konzern?



(Bild oben rechts: Dacia Sandero)

Wachstum um jeden Preis?

Dass das Thema Fahrsicherheit bei allen Daimler-Automarken an oberster Stelle steht, dürfte nur ein Grund sein, warum das Thema „billig“ so gar nicht in das Denken der Daimler-Strategen passt. „Das Beste oder nichts“, lautet das Credo der Stuttgarter. Das gilt für die Kategorien Sicherheit, Materialien, Komfort und Umweltverträglichkeit. Natürlich will man auch bei Daimler wachsen - aber die Quantität allein ist hier nicht das Maß. Nachhaltigkeit, Effektivität, Effizienz, Sicherheit sind bei Daimler verbindliche Werte, die zielgerichtet auf eine stetige Verbesserung der Qualität der Mobilität ausgerichtet sind. Kurz: Bei Daimler geht es um Fortschritt statt Rückschritt.

Billig und gut?

"Was nix kost, ist auch nix", sagt der Volksmund und hat tendenziell Recht damit. Billig und gut – das gelingt nur dem, der auch das Geheimnis der Quadratur des Kreises kennt. Man soll sich nichts vormachen (lassen): In den billigen Autos von heute steckt veraltete Technologie von gestern und vorgestern drin. Logisch, wer billig baut, muss irgendwo sparen: An Entwicklungskosten. An der Sicherheit. An Komfort. An der Effizienz. An der Umweltverträglichkeit. Die Präferenzen der Daimler AG lauten anders. Hier strebt man in nahezu allen Belangen eine Demokratisierung von fahrzeugtechnischen Errungenschaften an, wie man sie lange Zeit nur aus der Oberklasse her kannte. Die neuen Kompaktmodelle von Mercedes-Benz sind das aktuellste Beispiel dieser Wachstumsstrategie, welche, wie die guten Verkaufszahlen für Neue B-Klasse und Neue A-Klasse zeigen, trotz Krisengejammer auf fruchtbaren Boden fällt. Sehr gut und vergleichsweise günstig - das kommt im Fahrerlager an. Preiswerter lassen sich Mercedes-Fahrzeuge auch dank der Kooperation mit Renault/Nissan anbieten. Zusammenarbeit um günstigere Autos anbieten zu können ohne dabei Abstriche am Produkt machen zu müssen, das ist das Sparmodell mit Zukunft, wie man es bei der Daimler AG derzeit favorisiert (Stichwort Citan).

Mercedes-Benz und smart sind preis-wert

Preis-wert im Sinne von preiswürdig sind die neuen Mercedes-Benz Modelle in der Kompaktkasse. Können das die neuen billigen Automodelle auch von sich behaupten? Kunden, die ihr Minderpreis-Automobil, das in der Basisversion meist nur als armselig ausgestattetes Sparbrötchen daherkommt, mit aktuellen Sicherheits – und Komfortelemente wie zusätzliche Airbags, ESP, Klimanlage etc. aufrüsten wollen, staunen nicht schlecht, wie der Endpreis für das vermeintliche Schnäppchen plötzlich explodiert. Der billige Kauf wird dann am Ende schnell der teure. Last but not least ist auch der Werterhalt zu bedenken. Restwertriesen sind die billigen Fahrzeuge keine.



Autor: Mathias Ebeling

7 Kommentare

  • Mercedes-Fans.de

    Mercedes-Fans.de

    Hallo Sebastian, du ergänzt den Artikel von Mathias um einige interessante Facetten. Einen Billig-Mercedes wird es wohl nie geben, das hat Mathias in seinem Kommentar sicherlich klar ausgeführt, aber was kann Daimler als Unternehmen tun, wenn die Märkte mehr preisgünstige Autos fordern? Der freie Markt ist immer ein Wettbewerb. Wenn also die großen Player wie Renault und VW im Billigsegment erfolgreich sind, Marktanteile erobern und am Ende des Tages auch noch Geld verdienen. Was bleibt dann einer Marke wie Daimler übrig? Zuschauen? Marktanteile verlkieren? Weniger Autos bauen? Will man seine Mitarbeiter nicht von heute auf morgen einfach nach Hause schicken, muss sich ein Unternehmen auf die Erfordernisse des Marktes einstellen. Oder anders ausgedrückt: Wer nicht genug verkauft, ist irgendwann weg vom Fenster!
  • SebastianNast

    SebastianNast

    Billig-Marke von Daimler ? - Hmm gute Frage, lohn sich aber auf jeden Fall mal drüber nachzudenken. Daimler baute ja nach wie vor echte Traumautos, im Oberklasse-Segment mit den wunderbaren aktuellen Baureihen der C- E- S- CL- CLS- SL- SLS- SLK- G- GL- ML- GLK-Klasse ist man bei Daimler in Sachen "Das beste oder Nichts" technologisch und qualitativ ja wirklich gaaaanz vorn mit dabei, und setzt in vielen Bereich ja auch die Benchmarks. Und mit den neuen Baureihen der A- B- CLA- GLA-Klasse geht man ja auch den richtigen Weg, den Stern besser und breiter aufzustellen. Und mit smart hat man zwar auch unterhalb der A-Klasse schon ein attraktives Angebot, allerdings zielt der smart mehr in den Markt der Edel-Minis. Von daher wäre es durchaus eine Überlegung wert, eine neue Marke bei Daimler einzuführen die durch nicht mehr gaanz so aktuelle Technik, und eine gewisse Minimal-Ausstattung ein sehr interessantes Preis-Leistungsverhältnis bieten könnte. Müsste dann aber tatsächlich eine neue Marke sein, sowas wie mit dem Citan, also einem Fremdmarken-Fahrzeug einfach ein Mercedes-Gesicht aufzusetzen, funktioniert im Nutzfahrzeug-Bereich zwar gut, und ist da auch völlig normal und nachvollziebar, im PKW-Bereich würde das aber nicht funktionieren. Im Nutzfahrzeugbereich ist das ja noch viel verbreiteter, wie man auch an den Daimler-Marken Fuso, Frightliner, oder Western-Star-Trucks sieht. Konkret würde sich da dann aber schon die Frage stellen, ob man eine ganz neue Marke einführen soll, was ja auch mit hohem Aufwand verbunden wäre, und was für Fahrzeuge da dann angeboten werden sollen ? Sowas wie Sangyoung ? Also nicht mehr ganz aktuelle Daimler-Technik unter neuer Hülle im leichten Daimler-Look-Design ? Vorstellen könnte ich mir da z.B. so was wie eine Sangyoung-Version der alten A-/B-Klasse (W169/W245), ähnlich wie es ja mal mit Chrysler 300C und Crossfire (W210- und R170-Technik) gelaufen ist. Und an alle die beim Gedanken an den Citan oder an Renault-Motoren in der A-Klasse den "Untergang des Abendlandes" kommen sehen ... *g* ... dehnen sei nur nochmal in Erinnerung gerufen, das der Stern ja schon immer nicht nur für Luxus- und Repräsentationsautos steht, sondern auch für pratische und wirtschaftliche (Nutz-)fahrzeuge. Und da gabs auch so was wie den Citan schon öfters mal, an einem MB N1000 oder am Harburger Transporter waren auch kaum mehr als der Kühlergrill von Daimler ..:-) - Trotzdem waren es gute und pratische Fahrzeuge, die heute ebenfalls gesuchte Stern-Klassiker sind. Und auch bei den Motoren, die 16V-Motoren im W201 z.B. waren ja halbe Cosworth-Motoren, welche es in ähnlicher Form auch bei Ford gab. Trotzdem sind die 16V-201er heute echte Daimler-Legenden ... das muss also alles nicht immer gleich schlecht sein ... :-) Mit besten Sterngrüßen Sebastian PS: Wenn die Geschichte etwas anderes gelaufen wäre, wäre Audi heute die "Billig-Marke" im Daimler-Konzern ... :-)) (Audi gehörte von 1958 bis 1964 zu Daimler)
  • Pano

    Pano

    Interessanter Artikel, der das Thema „Billigmarke ja oder nein“ sehr facettenreich bearbeitet. Auch wenn man beim Daimler wohl keine Ambitionen in diese Richtung hat, ist es richtig sich da mal zu positionieren. Wäre auch etwas überraschend wenn der Vorstand sich derzeit Gedanken in diese Richtung machen würde. Schließlich brennts aktuell woanders. Stichwort Sparprogramm. Diesem ist zB der SLC zum Opfer gefallen. Andere Modelle werden vermutlich davon auch betroffen sein. Außerdem zofft man sich seit Wochen öffentlichkeitswirksam über Produktionskürzungen in Sindelfingen. Da bleibt keine Zeit um über ein Discountangebot nachzudenken. Den meisten Kommentaren ist zu entnehmen, dass von den Fans eine Billigmarke nicht akzeptiert würde. D´accord. Aber in diesem Zusammenhang die Erweiterung der Modellpalette prinzipiell zu verdammen geht meiner Meinung nach zu weit. Es ist einfach zu behaupten, dass seit dem 190er vor 30 Jahren viel neumodischer Ferz dazugekommen ist und das seitdem keine „echten“ Mercedes mehr gebaut werden. Man sollte sich aber vor Augen führen was die Alternative gewesen wäre. Hätte es die letzten 15 Jahre keine Modelloffensive gegeben, wäre die Daimler AG vermutlich in wirtschaftliche Schieflage geraten und heute vielleicht kein unabhängiges Unternehmen mehr. Das heisst nicht, dass man alles gut finden muß. Unter den vielen (nicht mehr ganz so) neuen Baureihen waren und sind welche dabei, bei denen die Geldbörse nicht gerade freudig aufklappt (zB R-Klasse oder der Vaneo). Außerdem hat die größenwahnsinnige Fusion mit Chrysler viel Geld und noch mehr Arbeitsplätze vernichtet. Aber um in einer hartumkämpften Branche zu bestehen und zu wachsen, muß man Modellmäßig expandieren und neue Allianzen schmieden. Solange der Markenkern dabei nicht verlorengeht und sinnvoll weiterentwickelt wird, geht das völlig in Ordnung.
  • Pierro

    Pierro

    Vorsicht! - Wir schreiben und diskutieren hier über zwei vollkommen unterschiedliche Konzepte: Renault verkauft den DACIA nicht unter dem eigenen Namen! Auf dem Typenschild steht "DACIA by Renault". Dabei weiss jeder seit Jahrzehnten, dass Dacia in Lizenz seit vielen vielen Jahren einen Billig-Renault für den osteuropäischen Markt baut(e). Dass das System "Dacia by Renault" auch in unseren Breiten ein Erfolgsmodell wurde war abzusehen: Die Menschen haben kein Geld mehr und sind die Teuerungsrate leid. Versucht doch heute einmal einen VW Polo für unter (ich mache das jetzt absichtlich) 20.000,-- DM zu bekommen! - Geht nicht! Wenn mir einer das vor 15 Jahren gesagt hätte... Heute bekommt man ja auch keine Pizza mehr für 3,-- Euro (6,-- DM). Übrigens erinnert mich der neue "CITAN" an einen Renault Kangoo. Oder irre ich mich da? Und wenn wir schon über einen SMART schreiben und diesen in die Mercedes-Benz-Familie mit aufnehmen und auflisten - seht einmal in die KFZ-Zulassung, das ist ein französisches Auto um an die Subventionen Frankreichs zu gelangen - dann müssen wir uns fragen, warum nehmen wir nicht auch noch SSANG YONG mit auf und identifizieren uns damit? Schliesslich bauen / bauten die Koreaner den Mercedes-Diesel-Motor in Lizenz. Wie ich schon in einem anderen Thread angemerkt habe: Kauft Euch einen preiswerten Renault oder Nissan (mit Mercedes-Benz-Technik) und ihr spart eine Menge an Kosten! Oder sollte man sich besser einen Mercedes-Benz mit französischem oder japanischem Innenleben unter den Hauben kaufen? What a shame! - Danke für den Tipp! Gruss aus der Eifel: www.Sterne-Am-Ring.eu www.SLK-Risti.de Peter
  • ScionTJ

    ScionTJ

    Mercedes wird leider im laufe der Zukunft zur Billig marke durch die Allianz mit Renault und Nissan. Alleine die A-Klasse mit dem Renault Motor ist für mich schon eine schande hoch 10. Das schlimme.. es soll ja NOCH weiter ausgebaut werden. Was für ein fahrzeug dadurch entsteht, zeigt wunderbar der Citan. Ist zwar ein lastesel, aber absolut kein Mercedes. Mercedes ist nicht mehr das, was Mercedes mal ausgemacht hat. Neumodisch wirken hin oder her. Okay, gibt auch Modelle, die auch richtig geil sind, aber selbst die sind von der Qualität her manchmal richtig schlecht. Ich bleibe bei der guten/alten zeit ala 124er, 126er, 201er, und sogar noch 140er(nur um jetzt ein paar beispiele zu nennen).
  • HanSchopp

    HanSchopp

    Ist es eigentlich nicht so, das Daimler jetzt schon versucht in jede Nische mitzumachen (s. A, CLA usw...) Mercedes sollte bei dem bleiben was sie am besten können, Komfortabble & vorallem edele Autos bauen ala S, E & C... Alles andere sind nur neumodische Klassen... Gut ein CLS ist auch sehr schön, gar kine Frage, aber ich rede hier von Folgenden klassen die eigentlich so gar nicht zu der Daimlergeschichte passen:: A, B, M, GL, GLK, SLS, R, usw. Das sind alles Klassen, die nicht zu Mercedes passen... Selbst der 190er passte damals nicht so ganz in die Mercedes Gesichte, ein kleiner Mercedes? Wer hätte mal an sowas gedacht! Aber das sind alte Werte auf die ich anspiele, die, leider, schon längst nicht mehr so sind wie heute... Um auf den punkt zu kommen: Mercede Braucht defenetiv KEINE Billig-Marke! Schließe mich Joshs worten an. ;)
  • Josh190E

    Josh190E

    Ohh Gotte bitte nicht,Mercedes hatte genug Probleme mit anderen Automobilherstellern,und Smart stand auch schon kurz vor dem Konkurs,Daimler sollte es sich nicht leisten Fahrzeuge mit schlechter Qualität zu bauen,das würde dem Ruf nur schaden.... Da hätte man lieber in Maybach investieren sollen

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