Studie des ICCT Europe stößt beim DEUVET auf Unverständnis

Auch Oldtimer und Youngtimer: Alte Diesel- und Benzinfahrzeuge sollen verschrottet werden

Studie des ICCT Europe stößt beim DEUVET auf Unverständnis: Auch Oldtimer und Youngtimer: Alte Diesel- und Benzinfahrzeuge sollen verschrottet werden
Erstellt am 22. Oktober 2024

Eine neue Studie des International Council on Clean Transportation ICCT hat nicht nur bei Presse und Automobilverbänden hohe Wellen geschlagen. Verschiedene Wege zur CO2 Reduzierung und zum Umstieg auf E-Mobilität zeigen eine sehr einseitige Betrachtung der Realität. Ein Vorschlag wäre die Verschrottung aller Diesel Fahrzeuge älter als 15 Jahre und aller Benziner älter als 25 Jahre in Verbindung mit einer Abwrackprämie in Höhe von 80 % des Restwerts.

In der Studie heißt es: "Ein gezieltes Abwrackprogramm für ältere Diesel- und Benzinfahrzeuge könnte ein Drittel der erforderlichen Emissionseinsparungen im deutschen Verkehrssektor erzielen und gesundheitsschädliche Luftschadstoffe maßgeblich reduzieren."

Es sind aktuell 49 Millionen Benzin- und Dieselfahrzeuge auf deutschen Straßen unterwegs, was die Erreichung unserer Klimaziele ernsthaft gefährdet. Um Emissionen zu reduzieren, gibt es verschiedene Strategien mit jeweils eigenen Kosten und Vorteilen. Unsere Studie präsentiert ein kosteneffizientes Abwrackprogramm, das gesundheitliche Vorteile für die Gesellschaft maximiert und den Fortschritt in Richtung Verkehrswende beschleunigt”, sagt Kyle Morrison, Wissenschaftler am ICCT und Hauptautor der Studie.

Das in der Studie vorgestellte Abwrackprogramm richtet sich an Dieselfahrzeuge, die mindestens 15 Jahre alt sind, und Benzinfahrzeuge, die mindestens 25 Jahre alt sind. Freiwillig teilnehmenden Autobesitzer würde bei der Verschrottung ihres Fahrzeugs eine Prämie ausgezahlt werden, die 80 % des Restwerts entspricht: zwischen 2.000 € und 6.000 € für Diesel-Pkw und zwischen 2.000 € und 3.000 € für Benzin-Pkw, gestaffelt nach Alter. Mit einem solchen Programm und der Stilllegung von 8 Millionen Pkw—7 Millionen Dieselfahrzeuge und 1 Million Benzinfahrzeuge—könnten laut der Studie bis zu 11 Millionen Tonnen CO2e eingespart werden.

Der DEUVET Bundesverband Oldtimer-Youngtimer e.V. bewertet die Empfehlungen des ICCT kritisch und bezieht zu einzelnen Punkten wie folgt Stellung:

1) Abwrackprämie: Neben der schon vielfach kritisierten schlechten CO2-Bilanz bei der vorzeitigen Verschrottung funktionstüchtiger Fahrzeuge ist der Erfolg der Maßnahme zweifelhaft. Halter von Fahrzeugen dieses Alters sind vielfach auf eine preiswerte Mobilitätslösung angewiesen. Ob die geplante Prämie zur Verschrottung der Fahrzeuge und zum Wechsel auf E-Mobilität ausreicht, ist fragwürdig.

2) Energiebereitstellung: Für die Herstellung insbesondere ausländischer E-Fuels werden deutlich zu hohe Kosten angesetzt. Mit den in den sonnen- und windreichen MENA-Staaten (Nordafrika, Arabische Halbinsel) möglichen Grünstromkosten von unter 1 ct/kWh errechnen sich langfristig Herstellkosten von unter 1 €/Liter. Damit wird nicht nur die Verschrottung von Bestandsfahrzeugen unsinnig. Vielmehr ist zu bilanzieren, ob der Verbrennerantrieb wegen des deutlich geringeren Energieaufwands bei der Herstellung nicht auch über 2035 hinaus seine Existenzberechtigung hat.

3) Bezugsrahmen der Studie: Der Versuch, die Sinnhaftigkeit von Verbrennungsmotoren und E-Fuels alleine über wirtschaftliche Kennzahlen zu ermitteln, ignoriert wesentliche Rahmenbedingungen für den Erfolg des Traktionswandels: o Neben der Grünstromverfügbarkeit sind dies mindestens der Stromnetzausbau und die Verbesserung der Ladepunktdichte. o Überdies ist die Energie- bzw. CO2-Bilanzierung über Lebensdauer (Herstellung, Betrieb, Entsorgung) nicht ausreichend berücksichtigt. o Die Finanzierbarkeit sowohl durch öffentliche wie private Geldgeber ist ebenfalls ungeklärt. o Das vorgeschlagene Retrofitting (die Elektrifizierung von Bestandsfahrzeugen) ist hinsichtlich der technischen und finanziellen Annahmen vollkommen unrealistisch.

Der DEUVET wird daher unverändert seinen Standpunkt vertreten: Nachhaltige Mobilität bedeutet auch langfristig die Koexistenz von elektrischen Antrieben und Verbrennungsmotoren. Neben Grünstrom können auch international erzeugte E-Fuels die Klimaneutralität der Bestandsflotte (einschließlich der historischen Mobilität) und Neufahrzeugen ermöglichen.

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