Kleines Auto – großer Erfolg

Der Mercedes-Benz W 201 (1982 – 1993)

Kleines Auto – großer Erfolg: Der Mercedes-Benz W 201 (1982 – 1993)
Erstellt am 6. Mai 2010

Sachlich und geradlinig: Der von Designer Bruno Sacco gezeichnete Mercedes-Benz 190 zeigt klare Kante. Trotz ihres eher unauffälligen Erscheinungsbildes schlug die Kompaktklasse rasch große Wellen. Denn unterhalb von E-, S- und SL-Klasse angesiedelt, avancierte die Baureihe W 201 rasch zum Verkaufsschlager. Überdies markierte der sogenannte Baby-Benz den Beginn einer beispiellosen Modelloffensive.

Klein, aber oh!

Die Kompaktklasse, die später als C-Klasse firmieren wird, erweist sich in Sachen Fahrverhalten, passiver Sicherheit und Zuverlässigkeit als waschechter Mercedes-Benz. Gleichwohl bringt der neue W 201 bei kompakteren Maßen ein geringeres Gewicht auf die Straße und überzeugt mit großer Wirtschaftlichkeit. Um den Verbrauch konsequent zu senken, setzen die Ingenieure einerseits auf eine aerodynamische Optimierung der Karosserie. Andererseits werden hochfeste Stahlbleche und andere innovative Materialien verwendet, die das Gewicht des Fahrzeugs reduzieren. Der 190 bringt daher lediglich 1180 Kilogramm auf die Waage.

Perfekt auf Achse

Das Fahrwerk des W 201 ist eigens für den neuen Mercedes entwickelt worden. Sein Kernstück ist die Raumlenker-Hinterachse. In dieser Konstruktion wird jedes Hinterrad von fünf unabhängigen Lenkern geführt, was für eine optimal kontrollierte Radführung sorgt. Als Pendant dieser Hinterachse arbeitet vorn eine an einzelnen Dreiecks-Querlenkern geführte Dämpferbein-Vorderachse mit Bremsnick-Abstützung. Sie garantiert den guten Geradeauslauf des W 201 und schafft aufgrund ihrer geringen Bauhöhe viel Platz unter der Motorhaube.

Teamwork

Produziert wird die Baureihe W 201 in Sindelfingen und Bremen. Die Fertigung beginnt zunächst im süddeutschen Werk. Fast ein Jahr nach dem Verkaufsstart der Limousine rollt schließlich im November 1983 auch das Band im Werk Bremen an. Die Herstellung der neuen Kompaktklasse verläuft als Produktionsverbund zwischen beiden Standorten Sindelfingen und Bremen. Bremen stellt Motorhauben, Bodenanlagen, Kraftstoffbehälter und Türen her. Aus Sindelfingen kommen alle übrigen Blechteile. Zusätzlich erhalten beide Standort aus Untertürkheim Motoren, Getriebe und Achsen sowie Lenkgetriebe aus Düsseldorf.

Start mit den Typen 190 und 190E

Mercedes-Benz geht 1982 zunächst mit den Typen 190 und 190E an den Start, 190D (1983) und 190E 2.3-16 (1984) erweitern die Modellpalette. Die beiden Premieren-Benziner sind mit Vierzylinder-Motoren von 1997 ccm Hubraum ausgerüstet, die 66 kW sowie 90 kW leisten. Die Triebwerke aus der Motorenfamilie M 102 sind vom Aggregat des Mercedes-Benz 200 (W 123) abgeleitet. Deutlich kräftiger fällt der Antrieb des 190E aus, der dank Benzineinspritzung (Bosch KE-Jetronic) 90 kW erreicht. Ein Jahr später begeistert der 190D durch einen vollkommen neu entwickelten Vierzylinder-Dieselmotor mit 1997 ccm Hubraum. Der sogenannte „Flüsterdiesel“ ist weniger als halb so laut wie vergleichbare Antriebe. Die guten Eigenschaften lassen die Kunden aufhorchen: In zehn Jahren Bauzeit entstehen insgesamt 452.806 Exemplare des Typ 190D.

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Neue Modelle bereichern die Palette

Als Spitzenmodell der Baureihe stellt sich 1984 der mit einem dynamischen Flügelspoiler ausstaffierte 190E 2.3-16 vor. Der Vierzylinder-Motor mit 2299 ccm leistet 136 kW; die Höchstgeschwindigkeit beträgt 230 km/h. Zwei weitere Modelle der Kompaktklasse entstehen 1983 ausschließlich für den Export nach Nordamerika. Diese US-Versionen sind der Diesel 190D 2.2 und der Benziner 190E 2.3. Zwei Jahre nach seiner Markteinführung wird auch der Typ 190 Benziner einer Leistungskur unterzogen. Das Basismodell bietet nun 77 kW

Das wird ja immer besser...!

Im Rahmen der Modellpflege erhalten die Typen 190 und 190E etliche technische Verbesserungen (Einriementrieb, hydraulischer Ventilspielausgleich sowie hydraulische Motorlager). Außerdem gibt es für die Kompaktklasse neue Räder, elektrisch beheizte Scheibenwaschdüsen und hubgesteuerte Panorama-Scheibenwischer. Darüber hinaus gehören ab September 1985 Servolenkung und elektrische Außenspiegelheizung zur Serienausstattung. Ein Facelift betont die Nähe zum Mittelklasse-Modell W 124.

1985 stellt Mercedes-Benz den 190D 2.5 vor. Dessen Fünfzylinder-Aggregat schöpft aus 2497 ccm 66 kW. Nach dem Fünfzylinder-Selbstzünder packt Mercedes-Benz im Herbst 1985 sogar einen Reihensechszylinder in den 190er. Der 190E 2.6 stellt 122 kW bereit. Seine erstarkte Leistung dokumentiert der 190E 2.6 mit einer Doppelrohr-Auspuffanlage sowie der tiefer und steiler nach unten gezogenen Bugschürze mit breiteren Lüftungsschlitzen.

Saubere Sache

Im Herbst 1986 kann für alle Benziner der Baureihe mit Ausnahme des Typ 190 mit Vergaser eine geregelte Abgasreinigungsanlage mit Dreiwege-Katalysator bestellt werden. Alternativ liefert Mercedes-Benz, ebenfalls als Sonderausstattung, die sogenannte „RÜF-Version“ (Rückrüstungsfahrzeug). Dabei kommt das Fahrzeug ohne Katalysator und Lambdasonde, aber mit dem multifunktionalen Gemischaufbereitungs- und Zündsystem. Von September 1986 an ist dann auch das Vergasermodell mit Abgasreinigungsanlage erhältlich.

Sport an Bord

Auf der IAA 1987 stellt Mercedes-Benz den 190D 2.5 Turbo vor. Der aufgeladene Selbstzünder ist mit einem 90 kW starken Fünfzylinder-Turbodiesel-Aggregat ausgerüstet. Markante Erkennungsmerkmale sind die sechs zwischen Blinkleuchte und Radausschnitt angeordnete Lufteinlassschlitze im rechten Vorderkotflügel.

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Gute Neuigkeiten

Im März 1988 überarbeitet Mercedes-Benz die Baureihe gründlich. Im Vordergrund stehen die Stilistik der Karosserie und die Neugestaltung des Innenraums. Auffälligste Neuerungen sind die seitlichen Flankenschutz-Leisten mit integrierten Längsschweller-Verkleidungen, wie sie in ähnlicher Form auch an den Coupés der Baureihe 124 zu finden sind. Die Bug- und Heckschürzen werden weiter nach unten gezogen und mit voluminöseren Stoßfängern versehen. Am Heck optimiert die neue Schürze hingegen die Luftabströmung. Der rechte Außenspiegel wird mit der Modellpflege Bestandteil der Serienausstattung. Fahrern und Passagieren zeigt sich der Mercedes 190 aufgrund eines neu gestalteten Innenraums großzügiger und komfortabler.

Zeitgleich zur Modellpflege stellt Mercedes-Benz das neue Spitzenmodell vor: Der 190E 2.5-16 löst nach vier Jahren den ersten Sechzehnventiler mit 2,3-Liter-Motor ab. Der neue Motor mobilisiert mit Katalysator eine Höchstleistung von 143 kW. Der 190E 2.5-16 bildet auch die Basis für die bei der Deutschen Tourenwagen-Meisterschaft (DTM) eingesetzten Rennsport-Tourenwagen der Gruppe A.

Rauchfreie Zone

Mercedes-Benz rüstet seit Februar 1989 alle Pkw-Dieselmodelle mit überarbeiteten Motoren aus, deren Partikelemission durch Verbesserung des Verbrennungsablaufs um 40 Prozent reduziert worden sind. Damit arbeiten die verbesserten Dieselmodelle praktisch rauchfrei und erfüllen auch ohne Filter die strengen Partikelgrenzwerte der Vereinigten Staaten. Angenehmer Nebeneffekt der neuen Diesel-Technik ist eine kleine Leistungssteigerung beim 190D und 190D 2.5. Die Diesel-Pkw mit Turbomotoren erhalten bereits im September 1988 Motoren, die mit einer vergleichbaren Technik ausgestattet sind.



Eine aufwändige Abgasreinigungsanlage reduziert von 1990 an die Schadstoffemissionen weiter. Dazu setzt Mercedes-Benz auf einen speziell für Dieselmotoren entwickelten Oxidationskatalysator. Das System ist von Oktober 1990 an zunächst für Diesel-Pkw mit Saugmotor zu haben, ein halbes Jahr später dann auch für die Turbodiesel-Typen.

Dynamik mit Drum & Dran

Als attraktive Ausstattungsvariante kommt im Juni 1989 das Sportline-Paket für den W 201 auf den Markt. Erhältlich ist diese Ausrüstung für alle Modelle mit einer um 21 Millimeter tiefergelegten Karosserie, straffer abgestimmten Federn und Stoßdämpfern, 15-zölligen Leichtmetallrädern mit 205/55er Breitreifen sowie den Sitzen des Sechzehnventilers.



1990 löst der 190E 1.8 den mehr als sieben Jahre lang gebauten Mercedes 190 ab. Das neue Aggregat hat einen Hubraum von 1797 ccm und leistet 80 kW. Der Motor wird aus der Zweiliter-Maschine des Typ 190E abgeleitet und besitzt wie dieser eine mechanisch-elektronisch gesteuerte Bosch-Einspritzanlage.

Eine letzte Modellpflege

1991 erhalten alle Typen das Anti-Blockier-System ABS - mit Ausnahme der Einsteigermodelle 190D und 190E 1.8. In Sindelfingen endet die Produktion der Baureihe W 201 im Februar 1993, in Bremen stoppt das Band im August. Insgesamt sind 1.879.629 Fahrzeugen der Baureihe produziert worden. Diese stolze Zahl unterstreicht den großen Erfolg der Idee, das Angebot der Marke Mercedes-Benz „um eine Nummer kleiner“ zu erweitern.

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