Einst trieb ein 2,3-Liter-Vierzylinder das Sportcoupé (230 CE) von Dieter Lend an. Dessen 136 Serien-PS waren für gemütliche Crusings völlig ausreichend. Aber wenn es unterwegs doch mal schneller gehen sollte, fehlte dem W124 nach Meinung des Mercedes-Fans die dafür notwendige Power. Deshalb versorgt mittlerweile ein implantierter 3-Liter-Sechszylinder mit draufgesatteltem AMG-Tuning den Mercedes mit frischen Kräften.

AMG-Tuning für den W124

234 PS setzt die drehmomentstarke Organspende eines Mercedes 300SL frei. Zu verdanken ist die beachtliche Gesamtleistung einem ergänzenden Treibsatz-Tuning aus dem Hause AMG. „Damit habe ich bereits hervorragende Ergebnisse bei der Aufrüstung eines 300TE“ gemacht, berichtet Dieter Lend von seinen guten Erfahrungen mit der Mercedes-Sportschmiede.

Fünf ist Trümpf!

Fünf Varianten hatte Mercedes seinerzeit vom Coupé der Baureihe W124 aufgelegt – angefangen beim vierzylindrigen 200CE bis zum Topline-Modell E36 AMG Coupé, von dem immerhin cirka 1.000 Exemplare gefertigt wurden.

Der Mercedes überzeugt mit stilistischer Eigenständigkeit

„Das W124 Coupé war schon immer eines meiner Favoriten aus der wunderbaren Mercedes-Palette. Vor allem wegen seiner formalen Eigenständigkeit im Vergleich mit der Limousine“, sagt Coupé-Chauffeur Dieter Lend und ergänzt: „Toll, dass Mercedes nicht bloß einen retuschierten Limousinen-Ableger auf die Räder stellte, sondern ein Auto mit ganz eigener Persönlichkeit. Durch die individuelle formale Qualität gewinnt der Mercedes nämlich enorm an Charakter und Kultstatus. Und dies hat sicherlich einen bedeutenden Anteil an der allgemeinen Wertschätzung, die das W124-Coupé heute genießt."

Sechszylinder-Coupés sind besonders belieb

In der Tat erfreut sich das von 1987 bis 1996 gefertigte Coupé großer Beliebtheit – besonders natürlich die Sechszylinder-Varianten. Denn schließlich sollte ein sportlicher Zweitürer auch über die entsprechenden Potentiale verfügen, um die optischen Versprechungen der schnittigen Linienführung überzeugend einlösen zu können.

W124: Typisch Coupé – und doch ganz anders

Denn die Formsprache des Mercedes Coupé zeugt von enormer Agilität. Der langgestreckte Vorderwagen kündet von der Stärke seiner hinter dem Frontgrill verborgenen Motoren. Diesbezüglich ergatterte Dieter Lend vor zwei Jahren zwar nur einen Mercedes 230CE mit Vierzylinder-Motor, aber dabei sollte es ja nicht lange bleiben…

Der Mercedes bietet reichlich Platz

Verweilen wir zunächst noch bei den optischen Vorzügen des W124. Typisch für ein Coupé ist das schräg abfallende Dach. Da es aber beim W124 enorm langgestreckt ist, bietet der Zweitürer seinen Fondpassagieren deutlich mehr Platz, als es üblicherweise Coupés zu offerieren vermögen. Der Innenraum dieses Mercedes ist mit zweifarbigem Leder (grau und schwarz) bezogen. Außerdem bereichern ein griffiges Sportline-Lenkrad und weiße Tacho-Folien von mhw die Innenausstattung.

Serienstart mit „Sacco-Brettern“

Wie bereits erwähnt, teilen Coupé und Limousine der Baureihe W124 nur wenige Gemeinsamkeiten – wie zum Beispiel den seinerzeit viel diskutierten Flankenschutz. In dieser Beziehung fungierte das Coupé gar als Stil-Ikone und Vorreiter. Denn das 1987 erstmalig vorgestellte Coupé war von Anfang an mit den sogenannten "Sacco-Brettern" ausstaffiert, während die Limousinen dieses Feature erst später - im Zuge einer Modellpflege - übernehmen sollten.

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Ein 3,0-Liter-Sechszylinder dient als Tuningbasis

Alles schön und gut, „bis auf das besagte Problem mit der mangelnden Leistung“, wirft der 50jährige ein. Doch diesbezüglich schuf der Mercedes-Fan ja mit der Transplantation eines 3-Liter-Motors wirksam Abhilfe. „Das Sechszylinder-Aggregat stammt aus einem 300SL“, erläutert Dieter Lend. „Die Maschine bedeutete natürlich eine spürbare Verbesserung, aber so richtig zufrieden war ich damit immer noch nicht.“

Hubraumerhöhung per AMG-Tuning

Also gönnte der Westfale seinem Mercedes eine ergänzende Kraftkur á la AMG. Die Motor-Experten verordneten der Maschine eine Kurbelwelle mit größerem Hub, aufgebohrte Brennräume, größere Kolben sowie eine erhöhte Verdichtung auf 10,0: 1. Ferner verhelfen eine schärfere Nockenwelle, das überarbeitete Motormanagement und polierte sowie geglättete Zylinderkopfkanäle den nunmehr über 3,2-Liter-Hubraum verfügenden Sechszylinder zu einer Leistung von 234 PS. „Das langt“, zeigt sich Dieter Lend mit dem Output seines W124 endlich zufrieden.

Carlsson-Räder und Kamei-Fahrwerk

Dynamisch wirkt der Mercedes auch durch die von Dieter Lend vorgenommenen Modifikationen. Auf den Achsen stecken 18-zöllige Carlsson-Räder, die mit 225/40er Pirelli-Pneus bestückt sind. Diese Kombi bringt den Mercedes überaus reizvoll ins Rollen. Außerdem kommt der Mercedes unübersehbar „attraktief“ daher. Denn ein Kamei-Fahrwerk sorgt für eine Absenkung der Karosserie um 50/50 mm. „Dadurch kommt der W124 schön stämmig und enorm kraftvoll zur Geltung“, findet der Mercedes-Fan. Außerdem bewirkt die Schwerpunktverlagerung ein spürbar strafferes Handling. „Super“, jubelt Dieter Lend, „jetzt fegt der Mercedes wie auf Schienen um die Kurven.“

Dynamisches Facelift für den Mercedes W124

Dem sportlichen Erscheinungsbild tut nicht minder der AMG-Frontstoßfänger mit seinen integrierten Leuchten gut. Klarglas-Scheinwerfer und der eingeschweißte Grill akzentuieren den Sport-Look. Heckseitig weiß der Mercedes mit seinen modernen LED-Leuchten zu gefallen. Und einen gleichermaßen optischen wie akustischen Schlußpunkt setzt die Auspuffanlage eines Mercedes 300CE.

Frisch geduscht, erstrahlt der Benz in einem funkelnden Silbermetallic

Die Karosserie des 1989 vom Band gelaufenen W124 erstrahlt in einem frisch aufgesprühten Silber-Metallic. „Als ich den Mercedes 2010 erwarb, war er allerdings noch in Anthrazitgrau lackiert. Aber diese Farbe war mir zu zurückhaltend“, begründet Dieter Lend die aufwändige Maßnahme. Bei den Modifikationen konnte der Mercedes-Fan übrigens stets auf die tatkräftige Unterstützung von Holger Kiener von „Benz-Parts“ zählen.

Weißer Unterbodenschutz konserviert das Mercedes-Coupé

Der Unterboden ist komplett mit weißem Schutz versehen. Und als ob dies nicht schon außergewöhnlich genug wäre, wartet Dieter mit einer weitere Überraschung auf, wenn er erklärt: „Jeden zweiten Tag fahre ich den Wagen auf die Hebebühne, um zu checken, ob der Unterboden des Mercedes nach wie vor okay ist.“

Schön und gut: Mercedes Coupé W124

Wow, bemühter können Pflege und Wartung eines Mercedes wohl kaum sein. Dabei gibt der durchweg solide gefertigte W124 seinem Eigener keinen Grund zur Besorgnis. „Genau darum fahre ich den W124 so gerne“, ergreift Dieter Lend das Wort. „Der Mercedes wartet mit einer unglaublichen Substanz und Zuverlässigkeit auf. Und wenn es doch mal etwas zu reparieren geben sollte, kann ich fast alles selbst erledigen“, jubiliert der Hobby-Schrauber. „Schöner kann’s doch wohl nicht sein“, legt Dieter Lend ein Statement nach, dem jeder Mercedes-Fan gewiß gerne zustimmen wird.



Text & Fotos: Mathias Ebeling

Mercedes-Fans Facts

Fahrzeugtyp: Mercedes Benz Coupé (W124) Basis: 230CE

Baujahr: 1989

Motor: Implantierter 300SL Motor, Motorbearbeitung durch AMG, Hubraumerweiterung auf 3,2 Liter (Kurbelwelle mit größerem Hub, erweiterte Bohrung, größere Kolben, Verdichtung auf 10,0:1 erhöht, schärfere Nockenwelle und modifiziertes Motormanagement, Zylinderkopfkanäle poliert und geglättet), Leistung: 234 PS, Auspuffanlage vom Mercedes 300CE

Getriebe: Fünfgang-Schaltgetriebe

Bremsen: Original

Räder: 18-zöllige Carlsson-Felgen

Reifen: Pirelli, 225/40-ZR18 vo/hi

Fahrwerk: Kamei-Fahrwerk (minus 50/50 mm)

Karosserie: AMG-Frontstoßfänger mit integrierten Leuchten, Klarglas-Scheinwerfer, LED-Rückleuchten, Neu-Lackierung in Silber-Metallic, kompletter Unterbodenschutz in Weiß

Innenraum: Sportline-Lenkrad, grau-schwarze Lederausstattung, weiße Instrumenten-Folien von mhw

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