Nichteingeweihte werden sich bei dem Kürzel 3F verwundert am Kopf kratzen: Hat da etwa jemand den Vierzylinder-Motor mit dem Kennbuchstaben 3F eines VW Polo in eine Mercedes E-Klasse verpflanzt? Und warum um alles in der Welt hat er das getan? Nein, keine Sorge, die Tuning-Historie muss nicht neu verfasst werden. 3F bedeutet in der Szene nichts anderes als Felgen, Farbe, Fahrwerk - kann aber auch durch Felgen, Folie, Fahrwerk ersetzt werden.
3F ist ein Umbaustil, bei dem ein Fahrzeug mit wenigen, geschickten und treffsicheren Änderungen an der Außenhaut (dies kann entweder durch eine Neulackierung oder durch eine trendige Vollfolierung geschehen), einer Tieferlegung und adäquatem Räderwerk bereits beachtlich aus der Masse der produzierten Autos aus der Masse hervorsticht und sich abhebt.
Hannover ist in Sachen Mercedes Tuning eine gute Adresse
Yakup Purut aus der niedersächsischen Landeshauptstadt Hannover hat schon einige Mercedes-Modelle in seinem automobilen Lebenslauf vorzuweisen. Allen gemein war die Tatsache das keines davon lange im Serienzustand verbleiben konnte. Wenn man wie Yakup das Thema Tuning zu einem zweiten Standbein entwickelt, färbt das Alltagsgeschäft logischerweise auch auf die eigenen Autos ab. Zusammen mit seinem Geschäftspartner und langjährigen Freund Nesat Özke ist der gebürtige Gladbacher unter dem Namen Chromewheel für seine extremen und doch alltagstauglichen Umbauten bekannt.
Vom Mercedes C55 AMG zum Mercedes E 280 CDI
Bevor es ihn in die aktuellen Kombi-Gefilde verschlug, pilotierte Yakup eine C55 AMG C-Klasse. Natürlich nicht im Originalzustand, die ohnehin nicht gerade schwächliche Performance-Limousine bekam einen CLS55 AMG-Kompressor aufgepropft und sorgte mit einer Leistung jenseits der 500 PS für rauchende Hinterreifen, immer wenn Yakup danach war. Irgendwann war der Mercedes-Fan es mal leid, den Tankwart und Reifenhändler öfter zu Gesicht zu bekommen als seine Familie. Zumal weiterer Nachwuchs ins Haus stand und das Thema Kinderwagen, Gepäck und C-Klasse nicht mehr so recht unter einen Hut zu bringen war.
Die Basis war ein guter Ausgangspunkt und ausbaufähig
Das aufgeladene Einzelstück fand einen neuen, überglücklichen Besitzer und Yakup durchforstete das Internet nach einem passenden Familienkombi. Bei einem Göttinger Autohändler stand dieses obsidianschwarze E280 CDI T-Modell mit 125.000 Kilometern auf dem Tacho und attraktiver Avantgarde-Ausstattung zum Verkauf. Die Vorgeschichte war dank lückenlos gepflegtem Scheckheft und gerade einmal zwei Vorbesitzern in vier Jahren kein Thema, der Kilometerstand ist für so einen Qualitäts-Mercedes ebenfalls kein besonderer Fall. Da auch der Preis stimmte, überführten Yakup und Nesat den W211 schnellstmöglich nach Hannover und garnierten den Neuankömmling als erstes mit einem der begehrten, kurzen H-Kennzeichen, bei denen der Buchstabe H allerdings vorne steht.
Clever tieferlegen dank serienmäßiger Airmatic
Die bereits vorhandene Airmatic war bei Yakups neuestem Coup beileibe kein Zufall, sondern ein sorgfältig geplantes Detail. Mittels Tieferlegungsmodul wurde der Kombi als erstes gehörig in die Knie gezwungen. Bis zu 80 Millimeter beträgt dabei das Maximum des Machbaren. Bis 70mm tiefer ist der Wagen noch problemlos fahrbar, so Nesat, uns ist immer wichtig dass die Autos die wir haben auch mit der extremen Optik noch uneingeschränkt nutzbar sind. Ein pures Showcar zu bauen, ist einfach nicht unser Ding.
Die Radläufe wuchsen mit ihren Aufgaben
Um die Radhäuser auf ihre kommende Aufgabe vorzubereiten, musste das Bördelgerät ran. Nach sorgfältigem Erwärmen der Blechpartien wurden die Radläufe behutsam um etwa 10mm geweitet. Die zwischenzeitlich individuell angefertigten, mehrteiligen Alufelgen fanden ungeplant einen neuen Käufer. Aktuell fährt Yakup 10x20 Zoll messende Vossen Räder an Vorder- und Hinterachse. Trotz der ausladenden Dimensionen der Rundlinge blieb noch Platz für 15, bzw. 20mm starke Distanzscheiben vorne und hinten um die notwendige Freigängigkeit der Felgen zu den Fahrwerksteilen zu gewährleisten. Als Reifen fährt Yakup den Syron Race 1 in 255/30 R20 rundum.
Flexible Farbwahl dank Vollfolierung
Als es darum ging, dem stattlich langen T-Modell eine neue Farbe zu verpassen, stand Yakup vor der Gretchenfrage Sekt oder Selters - in diesem Falle Neulackierung oder Folie. Er entschied sich für letzteres, auch dadurch bestärkt dass er seine ursprüngliche Wahl (rot matt gebürstet) in letzter Sekunde zugunsten einer matt-bronze metallicfarbenen Folie änderte. Mit einer Fahrzeugfolierung bleibt man eben flexibel, auch wenn zukünftige Trends oder der persönliche Geschmack eine Neuorientierung erforderlich machen.
So tief? Ist der Mercedes überhaupt noch fahrbar?
Wo immer der bronzefarbene Benz auftaucht, ist er mit seinem 3F-Konzept ein Hingucker und eine stattliche Erscheinung. Liegt es an der Länge, durch die seine Tieferlegung noch viel dramatischer zur Geltung kommt? An den 20-Zöllern, die durch ihre schlanken Speichen und ihre konkave Form locker ein bis zwei Zoll größer wirken? Oder an der politisch unkorrekten Wahl der Farbe, die mehr Passanten und Schaulustige anlockt als ein millionenschwerer Supersportwagen?
Merke: Ein Mercedes muss eben nicht nur schwarz oder silber sein.
Mercedes-Fans Facts:
Fahrzeugtyp: Mercedes-Benz E 280 CDI (S211)
Baujahr: 2008
Motor: V6 Turbodiesel, 2987 ccm Hubraum, 140 kW (190 PS)
Kraftübertragung: 7G-Tronic
Räder: Vossen Felgen, vorne und hinten in 10x20 Zoll, 15/20mm Spurverbreiterungen pro Rad an Vorder- und Hinterachse
Reifen: Syron Race 1 in 255/30 R20
Fahrwerk: Airmatic mit Chromewheel-Tieferlegungsmodul, 30-80mm tiefer
Bremsen: Serie
Karosserie: AMG-Frontschürze, Radläufe rundum um ca. 10mm geweitet, Vollfolierung in matt-bronze metallic
Innenraum: Avantgarde-Originalusstattung
Car-Hifi: original Comand System
1 Kommentar
Dome
7. August 2013 17:29 (vor über 11 Jahren)
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