Schlechte Verkaufszahlen: Great-Wall-Pkw sind keine China-Kracher

Great Wall Motor macht Europa-Zentrale wieder dicht

Schlechte Verkaufszahlen: Great-Wall-Pkw sind keine China-Kracher: Great Wall Motor macht Europa-Zentrale wieder dicht
Erstellt am 30. Mai 2024

China hat Europa im Visier. Etliche Autobauer aus dem Reich der Mitte haben passend zu ihren großen Expansionsplänen auch schon Verwaltungen und Niederlassungen auf diesem Kontinent gründet. Aber es sind nicht alle gekommen, um länger zu bleiben. Great Wall Motor (GWM), der achtgrößte Autobauer Chinas, welcher im Herbst 2011 in München seine europäische Zentrale eröffnete, packt wieder zusammen, meldet die Süddeutsche Zeitung. Ende August wird die Europazentrale zugesperrt. Alle rund 100 Mitarbeiter werden entlassen. Warum? Die Verkaufszahlen sind unterirdisch schlecht. Mal gerade schlappe 1.500 Pkw hat GWM von seinen Marken Ora und Wey im ersten Quartal in ganz Europa verkauft.

Nix war´s mit Zero to Hero

„Wir haben auch für diesen Markt ehrgeizige Ziele", sagt Qiao Xianghua, CEO von Great Wall Motor Europe bei Eröffnung der Münchner Zentrale Great Wall Motor im Jahr 2011. From Zero to Hero? Nö! Die GWM-Expansionspläne sind krachend gescheitert. Statt weiterhin dauerhaft Verluste einzufahren, kappt man darum die Kosten und sperrt Zentrale sowie Ersatzteillager bei Nürnberg zu (die Ersatzteilversorgung soll dann von Amsterdam aus erfolgen).  Die jetzige Entscheidung bedeutet übrigens nicht, dass GWM den Verkauf in Europa einstellt. Service und Beratung wolle man den Kunden weiterhin anbieten. Den Vertrieb steuert in Deutschland weiterhin die Emil-Frey-Gruppe.

Artikel vom 23.11.2011: Great Wall Motor eröffnet Zentrale in München

Zu den stramm aufwärts strebenden chinesischen Automarken gehört die erste 1984 gegründete Firma Great Wall Motor (GWM). Aber nicht nur im Reich der Mitte will Great Wall ein Großer sein, die Chinesen haben auch Europa im Fadenkreuz - aber nicht mit Autos im Nuckelpinnenniveau. Okay, lustig anzuschauende Kleinstwagen kann GWM auch. Aber für Europa flattert den Chinesen die Premiumfahne voran. Nachdem GWM auf der IAA Mobility 2021 im September mit dem Debüt seiner Premium-SUV-Marke WEY und Daimlers City-Flitzermarke smart konzeptionell nicht unähnliche Elektro-Lifestyle-Marke ORA seinen viel beachteten Einstand in Europa gegeben hat, eröffnet der GWM nun in München sein Europabüro - und das soll mehr nur ein Schaufenster des Fernen Ostens sein.

Great Wall hat bereits in vielen internationalen Märkten erfolgreich Fuß fassen können. Nun ist Europa im Visier: „Wir haben auch für diesen Markt ehrgeizige Ziele", sagt Qiao Xianghua, CEO von Great Wall Motor Europe. Der Schritt sei notwendig, um ein global wettbewerbsfähiges Automobilunternehmen zu werden. Mit der Gründung des Münchner Europabüros verbindet sich der Plan, die Zusammenarbeit zwischen der Konzernzentrale und regionalen Entscheidungsträgern sowie namhaften Zulieferern auszubauen. Dazu bringt man auch viel Geld mit. SVOLT, ein Spin-off von Great Wall Motor und jetzt ein unabhängiges Hightech-Unternehmen, plant an zwei Standorten im Saarland insgesamt zwei Milliarden Euro zu investieren. Made in Germany sollen die Produkte einer Zellfabrik mit 24 GWh Produktionskapazität in der Endausbaustufe sowie einer Modul- und Hochvoltspeicherfabrik sein. Darüber hinaus wird GWM auch fleißig am Ausbau seines Vertriebs in Europa arbeiten. Den europäischen Kunden will man mit Service und Nutzer orientierten Produkten ködern. "Wir haben uns zu 100 Prozent der Nutzerzentrierung verschrieben", sagt Qiao. "Wir legen Wert auf die Erfahrungen der Konsumenten und werden uns an deren Wünschen orientieren."


Zentrale Berührungspunkte mit dem Kunden sollen Brand Experience Center sein, die 2022 in München und Berlin eröffnet werden. Ferner plant GWM ein so genanntes Lifestyle-Ökosystem für europäische Nutzer auf, das nicht nur Qualitätsprodukte, sondern auch Ladeservice, Wartungs- und Reparaturservice, intelligenten Cockpit Service und vieles mehr bieten können soll, aufzubauen. Klingt alles sehr nach Premium? Damit die ehrgeizigen Pläne gelingen, will sich Great Wall Motor nicht nur Premium-Ideen zu eigen machen, sondern auch die Mitarbeiter deutscher Automobilunternehmen. Es gehört nämlich zur Expansionsstrategie von GWM, junge Talente als Mitarbeiterfür die Europazentrale nichtt nur an-, sondern auch abzuwerben. Und das liest sich in der Pressemitteilung des chinesischen Autobauers so: „Im Zuge der europäischen Expansion baut das Unternehmen die Anzahl seiner MitarbeiterInnen in der Zentrale in München kontinuierlich aus. Das Team setzt sich hauptsächlich aus internationalen Experten und Top-Talenten deutscher Premiumautomobilhersteller zusammen und soll im nächsten Jahr auf rund 300 Personen anwachsen.“
Mercedes-Benz hat mit Great Wall übrigens nicht nur beim Thema „Premium-Lifestyle" und „Mitarbeiterabwanderung“ Berührungspunkte. Im Herbst dieses Jahres war es schließlich Great Wall Motor, das dem Daimler das brasilianische Mercedes-Benz Werk in Iracemapolis abkaufte.

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