Mercedes-Benz befindet sich in Verhandlungen mit dem Betriebsrat über umfangreiche Sparmaßnahmen, die spürbar deutliche Auswirkungen auf die Vergütungsstruktur der Beschäftigten haben könnten, berichtet die Stuttgarter Zeitung (Paywall) In einem gemeinsamen Video im unternehmensinternen Intranet informierten Personalvorständin Sabine Kohleisen und Betriebsratsvorsitzender Ergun Lümali über die aktuellen Gespräche. Demnach stehen unter anderem Kürzungen bei Jubiläumszahlungen, tariflichen Sonderzahlungen, Urlaubstagen und der Ergebnisbeteiligung zur Diskussion.
Im Konzern sollen bis 2027 etwa fünf Milliarden Euro eingespart werden - wobei bis Ende 2025 bereits die Hälfte des Einsparziels (das sind also 2,5 Milliarden Euro) erreicht sein soll. Die umfassenden Sparmaßnahmen werden auch die Belegschaft betreffen. Arbeitnehmervertreter sprechen laut Medienberichten von einer „Horror-Liste", welche die Unternehmensleitung erstellt habe.
Hierbei soll es sich u.a. um folgende Maßnahmen handeln:
Geringere Ergebnisbeteiligung
Für das Geschäftsjahr 2023 erhielten rund 91.000 anspruchsberechtigte Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in Deutschland eine Ergebnisbeteiligung von bis zu 7.300 Euro. Aufgrund eines Gewinnrückgangs wird jedoch erwartet, dass die Prämie für das Geschäftsjahr 2024 geringer ausfallen wird.
Einschnitte bei Gehaltserhöhungen und Homeoffice
Ab Januar 2025 werden für einen Teil der Führungskräfte Gehaltserhöhungen ausgesetzt. Zudem wird die Möglichkeit zum Homeoffice eingeschränkt. Diese Maßnahmen betreffen eine vierstellige Anzahl von Führungskräften weltweit und sollen die Widerstandsfähigkeit sowie den langfristigen Erfolg des Unternehmens stärken.
Weitere mögliche Einsparungen
Es gibt zudem Berichte über geplante Kürzungen bei Jubiläumszuwendungen, Tariferhöhungen und der Ergebnisbeteiligung. Auch ein möglicher Abbau von bis zu 20.000 Stellen steht im Raum.
Artikel vom 24.01.2025: Mercedes Sparprogramm 2025: „Stimmung im Konzern am Tiefpunkt"
Källenius und der Krisenmodus: Es gibt keine Tabus
Die Sparpläne bei Mercedes-Benz werden konkreter: CEO Ola Källenius plant bis 2027 rund fünf Milliarden Euro einzusparen. Die aktuellen Verhandlungen über das Milliarden-Sparprogramm zielen darauf ab, Kosten zu senken und die Effizienz im Unternehmen zu steigern. Ein rigoroses Sparprogramm ohne Tabus sei, so heißt es aus Stuttgart, unvermeidlich, um wettbewerbsfähig zu bleiben. Die Hauptleidtragenden dieser Maßnahmen dürften jedoch die Beschäftigten sein. Insiderberichten zufolge könnten bis zu 20.000 Arbeitsplätze im Konzern abgebaut werden. Die Stimmung innerhalb der Belegschaft ist angespannt. Laut der WirtschaftsWoche beschreibt ein Top-Manager die Situation im Konzern als „am Tiefpunkt“. Er bemängelt, dass sich die Führungsetage fast ausschließlich auf Kostensenkungen konzentriere, während wichtige strategische Themen vernachlässigt würden.
Zu den bereits bekannten Details des Sparprogramms mit dem Titel „Next Level Performance“ gehören Maßnahmen wie das Outsourcing zentraler Arbeitsbereiche. Generell stehen der Abbau von Stellen – sei es durch den Verkauf von Betriebsteilen, das Nicht-Nachbesetzen freier Positionen, Abfindungsprogramme oder Modelle wie Altersteilzeit und Frühverrentung – sowie die Reduzierung der Beschäftigtenzahlen im Fokus. Auch die Mitarbeitervergütung könnte betroffen sein: Diskutiert wird beispielsweise eine Kürzung des tariflichen Zusatzgeldes, um die Kosten zu dämpfen.
Darüber hinaus müssen sich auch viele Führungskräfte bei Mercedes-Benz auf Veränderungen einstellen. Wie die *Süddeutsche Zeitung* Anfang Januar 2025 berichtete, wurden die Managerinnen und Manager der Mercedes-Benz Group AG bereits im Dezember 2024 per E-Mail darüber informiert, dass das Homeoffice für sie abgeschafft wird. Aus Sicht der Arbeitnehmer wird diese Entscheidung als besonders nachteilig für weibliche Führungskräfte bewertet. Gegenüber der *SZ* äußerten einige Manager den Verdacht, dass das Ende der Homeoffice-Regelung auch dazu dienen könnte, Mitarbeiter indirekt zur Kündigung zu bewegen.
Ein zentraler Bestandteil des „Next Level Performance“-Programms ist die Transformation hin zur Elektromobilität. Mercedes-Benz investiert stark in die Entwicklung neuer Elektrofahrzeugmodelle und Batterietechnologien. Gleichzeitig sollen jedoch Einsparungen durch den Abbau redundanter Produktionskapazitäten und Verwaltungsstrukturen erzielt werden. Es wird erwartet, dass das Unternehmen die Produktion weiter optimiert, indem es ineffiziente Werke schließt oder die Auslastung bestehender Standorte verbessert. Ziel ist es, die Produktionskosten zu senken und die Effizienz auf allen Ebenen zu steigern.
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