Der im Oktober 1971 auf dem Pariser Salon vorgestellte Typ 350 SLC trat die Nachfolge der Coupé-Typen 280 SE und 280 SE_3.5 an, die bereits seit Juni bzw. August 1971 nicht mehr produziert wurden. Vier Monate nach der Premiere begann dann im Februar 1972 die Serienfertigung des intern C 107 genannten Neulings. Im Gegensatz zu seinen Vorgängern basierte das neue Coupé nicht auf einer Oberklasse-Limousine, sondern stellte ein familientaugliches Schwestermodell des sechs Monate zuvor präsentierten 350 SL dar. Abgesehen vom festen Dach des SLC, waren beide Varianten bis zur Türhinterkante identisch; die Unterschiede offenbarten sich in der hinteren Wagenhälfte.
Der gegenüber dem SL um 360 mm verlängerte Radstand ermöglichte einen vergrößerten Innenraum und die Auslegung als vollwertiger Viersitzer. Die Vielfalt der beim 350 SL erstmals verwendeten sicherheitsrelevanten Konstruktionsdetails kam selbstverständlich ohne Einschränkung auch der Coupé-Variante zugute: So befand sich der Kraftstofftank des 350 SLC nicht mehr im Wagenheck, sondern war kollisionsgeschützt über der Hinterachse eingebaut; im Innenraum sorgten das stark gepolsterte Armaturenbrett, deformierbare oder versenkt angeordnete Schalter und Hebel sowie das neue Vierspeichen-Sicherheitslenkrad mit Pralltopf und breiter Polsterplatte für größtmöglichen Aufprallschutz.
Gute Sichtverhältnisse garantierten spezielle Windleitprofile an den A-Säulen, die bei Regen als Schmutzwasserrinnen dienen und die Seitenscheiben auch bei ungünstiger Witterung sauber halten. Weitere sicherheitsrelevante Details waren die weit herumgezogenen, auch seitlich gut sichtbaren Blinker sowie großflächige Heckleuchten, die dank ihres gerippten Oberflächenprofils weitgehende Unempfindlichkeit gegen Verschmutzung zeigten.
Mehr Leistung aus mehr Hubraum: 4,5-Liter V8
Ab April 1973 stand das SLC-Coupé, wie der SL, auch mit einem hubraumstärkeren 4,5-l-V8-Motor mit 225 PS zur Verfügung. Eine den US-amerikanischen Abgasgesetzen genügende Version dieses Motors mit geringerer Verdichtung und 195 PS war bereits seit Juli 1972 in der Nordamerika-Ausführung des 350 SLC im Einsatz.
Im Juli 1974 wurde das Typenprogramm der Baureihe 107 erneut erweitert: Als Folge der Ölkrise des Jahres 1973 wurden SLC-Coupé und Roadster nun auch mit dem 2,8-l-dohc-Einspritzmotor angeboten, der sich in der "Strich-Acht"-Baureihe und der S-Klasse seit zwei Jahren bestens bewährt hatte. Damit standen drei verschieden motorisierte Varianten des SLC-Coupés zur Auswahl, die äußerlich nur für den aufmerksamen Beobachter zu unterscheiden waren; während der 280 SLC durch seine schmalere Serienbereifung auffiel, zeichnete sich der 450 SLC durch einen unscheinbaren Frontspoiler aus, der am hinteren unteren Ende der Bugschürze angebracht war und den Luftdurchsatz des Kühlers deutlich erhöhte.
Zwischen November 1975 und Februar 1976 wurde die Kraftstoff-Einspritzanlage aller drei Motoren modifiziert, um den mittlerweile auch in den meisten europäischen Ländern verschärften Emissionsgrenzwerten besser entsprechen zu können. Von der elektronisch geregelten Bosch "D-Jetronic" wechselte man zur neu entwickelten, mechanisch geregelten Bosch "K-Jetronic". Die Umstellung war in allen drei Fällen mit geringfügigen Leistungseinbußen verbunden; beim 2,8-l- und beim 3,5-l-Motor hatte man gleichzeitig die Verdichtung etwas gesenkt. Zur Wartungserleichterung erhielten die beiden V8-Motoren im Rahmen dieser Maßnahmen eine kontaktlose Transistorzündung und hydraulischen Ventilspiel-Ausgleich. Beim 2,8-l-Aggregat wurde die Verdichtung im April 1978 wieder auf den alten Wert erhöht; mit einigen flankierenden Maßnahmen konnte dann auch das frühere Leistungspotential wieder erreicht werden.
Top-Modell: 450 SLC 5.0 in Kleinserie
Im September 1977 wurde auf der Frankfurter IAA mit dem 450 SLC_5.0 ein neues Spitzenmodell der Baureihe 107 präsentiert. Herausragende Neuerung dieses Typs war ein 5,0-l-Leichtmetallmotor, der aus dem altbewährten 4,5-l-V8 mit Graugußkurbelgehäuse entwickelt worden war. Der neue Motor, dessen vergrößerten Hubraum man durch Aufbohren realisiert hatte, brachte nicht nur gut 40 kg weniger auf die Waage, sondern überzeugte auch durch sein erhöhtes Drehmoment und den Leistungszuwachs auf 240 PS.
Die gewichtsreduzierenden Maßnahmen beschränkten sich nicht auf den Motor, sondern betrafen auch die Karosserie: Motorhaube, Kofferraumdeckel und beide Stoßstangen waren aus Aluminium; zusammen mit den serienmäßigen Leichtmetallfelgen ergab sich eine weitere Gewichtsersparnis von mehr als 80 kg. Von außen war der 450 SLC_5.0 an seinem dezenten Frontspoiler, einem schwarzen Kunststoff-Heckspoiler sowie der einheitlich grauen Lackierung unterhalb der seitlichen Schutzleisten erkennbar. Eine optische Aufwertung des Fahrzeugs stand bei der Verwendung der für Daimler-Benz ungewohnten Anbauteile allerdings nicht im Vordergrund. Entscheidend waren vielmehr die deutlich reduzierten Abtriebswerte an Vorder- und Hinterachse, die mit Hilfe beider Spoiler erzielt werden konnten.
Die Serienproduktion des 450 SLC_5.0, zu dem es kein Gegenstück in der Roadster-Typenreihe gab, wurde im Mai 1978 aufgenommen. Wertvolle Erfahrungen konnten bei der nicht immer unproblematischen Fertigung der Motoren gewonnen werden. Da die Praxiserprobung der Serienfahrzeuge in Kundenhand keine unangenehmen Überraschungen bereit hielt und die 5-Liter-Coupés durch ihre Fahrer durchweg positiv beurteilt wurden, stand einer Verwendung der Leichtmetallmotoren in der Großserie der S-Klasse nichts mehr im Wege.
Das Kleinserienmodell 450 SLC_5.0 fungierte also gewissermaßen als Technologieträger und Wegbereiter für die Großserie. Vor dem Hintergrund denkbarer sportlicher Aktivitäten mit dem 5-Liter-Coupé war der Hubraum von 5025 ccm unter Homologierungsaspekten etwas unglücklich gewählt. Um diesbezüglich nicht ins Hintertreffen zu geraten, wurde die Bohrung um 0,5 mm reduziert, woraus ein Gesamthubraum von nurmehr 4973 ccm resultierte. Der modifizierte Motor mit verringertem Hubraum kam im Mai 1979 zum Serieneinsatz.
Seiner Rolle als automobiltechnischer Spezialität und exklusivem Sondermodell wurde das 5-Liter-Coupé hinsichtlich Leistungspotential und Kaufpreis sicherlich gerecht; von ausgesprochener Exklusivität konnte angesichts einer gebauten Stückzahl von 2.769 Fahrzeugen allerdings nur bedingt die Rede sein.
Modellpflege 1980: SLC Facelift
Auf dem Genfer Automobilsalon im März 1980 präsentierten sich die SLC-Coupés und Roadster der Baureihe 107 in aktualisierter Form; die Innenausstattung einschließlich Lenkrad hatte man den Limousinen der S-Klasse angeglichen und auch die Technik auf den gleichen Stand gebracht. Die seitherige Dreigang-Wandler-Automatik wurde durch eine 4-Gang-Variante ersetzt, und die Leichtmetallmotoren der S-Klasse hielten, leicht abgewandelt, nun auch in der Baureihe 107 auf breiter Front Einzug.
Der 450 SLC_5.0 wurde in 500 SLC umbenannt, fungierte nun als Nachfolger des 450 SLC und hatte damit auch viel von seiner Exklusivität eingebüßt - gab es doch mittlerweile einen 500 SL, einen 500 SE und einen 500 SEL mit dem gleichen Motor und nahezu identischen Fahrleistungen. Der 350 SLC entfiel zugunsten des 380 SLC, dessen 3,8-l-Leichtmetall-Aggregat nach dem Vorbild des Fünfliters aus dem altgedienten 3,5-l-V8 mit Graugußblock entstanden war.
Unverändert im Programm belassen hatte man nur den Sechszylindermotor des 280 SLC. Äußerlich waren, außer am Typenschild, kaum Unterschiede zu den Vorgängermodellen erkennbar; alle drei SLC-Typen waren nun mit dem vom 450 SLC_5.0 bekannten Frontspoiler ausgerüstet, während der schwarze Kunststoff-Heckspoiler auch weiterhin dem Topmodell vorbehalten blieb.
62.888 SLC in 10 Jahren Bauzeit
Eineinhalb Jahre nach dieser letzten größeren Modellpflege mußten die SLC-Coupés der Baureihe 107 ihren Nachfolgern weichen, die nun wieder auf der S-Klasse-Limousine basierten und nur noch mit Achtzylindermotoren angeboten wurden. In zehnjähriger Produktionszeit waren insgesamt 62.888 Exemplare entstanden.
1 Kommentar
Mel
24. Juli 2013 21:01 (vor über 11 Jahren)
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